„Willkommen in der Zukunft“ heißt ein Performance-Parkour, den sich der Choreograf Johannes Blattner und die Regisseurin Luise Leschik für das Bühnenkollektiv Multipluralwesen ausgedacht haben.
Wie sieht die Zukunft aus? Haben die Menschen endlich ihre Klima-Hausaufgaben gemacht? Löst eine KI alle Probleme? Wer heute versucht, sich das Morgen vorzustellen, ist mit vielen Fragezeichen konfrontiert. Nicht anders geht es dem Publikum, das die Performance „Willkommen in der Zukunft“ besuchen will: Die Aufführung findet an einem geheimgehaltenen Ort statt.
Realisiert haben sie der Choreograf Johannes Blattner und die Regisseurin Luise Leschik gemeinsam mit dem interdisziplinären Bühnenkollektiv Multipluralwesen. Wo die laut Untertitel „vielleicht lustigste Dystopie aller Zeiten“ stattfindet, erfahren Zuschauerinnen und Zuschauer erst nach ihrer Anmeldung. Nur soviel wird verraten: Der Aufführungsort befindet sich in der VVS-Zone 1.
Ohne Registrierung kommt keiner rein
Wer am Donnerstagabend zur Generalprobe das Ziel erreicht hat, ist wirklich in einer Art Dystopie gelandet. Rostig und voller Scherben sind die Stufen durch den Zeittunnel. „Hallo und willkommen! Sie sind jetzt hier auf dem Weg in die Zukunft“, löst eine Computerstimme Zweifel auf und verweist auf die Registrierung, ohne die hier keiner reinkomme.
Keine Scheu vor Nähe
Auch in der Zukunft hat also alles seine schöne Ordnung. Nach einem Moment im Warteraum empfangen im „Future-Hub 6a“ drei roboterartig agierende Tänzerinnen die Zeitreisenden. Glitzriges Silber dominiert Kostüme und auch die Räume, in denen Kabel, Starkstromsteckdosen und rote Notknöpfe Techno-Akzente setzen. Das Damen-Trio scheint menschliche Gesten zu erproben und checkt die Neuankömmlinge ohne Scheu vor Nähe. Drei männliche Pendants transportieren Lautsprecherboxen und kontrollieren immer wieder die Sicherheitscodes der Gäste. Auch Gleichstellungsbeauftragten wird also die Arbeit nicht ausgehen.
Humorvoll füllt die Performance „Willkommen in der Zukunft“ ein halbes Dutzend Räume mit Science-Fiction-Klischees und Brizzelsound. Wer den Parkours betritt, sieht sich einer Welt ausgesetzt, deren Regeln er oder sie nicht kennt, die aber trotzdem erfüllt werden wollen. Konsequenzen beim Überschreiten muss niemand fürchten. In dieser Dystopie gehen höchstens die Lichter, nie die Lächeln aus, und selbst Problemzonen wie spontane Energieknappheit lösen die Performer mit karnevalesk derbem Charme und viel heißer Luft.
Was bleibt von diesem Ausflug in die Zukunft?
Was nimmt ein Performance-Gast aus dieser Zukunft mit in die eigene Gegenwart außer dem trashigen Spaßmoment? Vielleicht die Erkenntnis, dass auch eine noch so tolle Super-KI den menschlichen Kabelsalat nicht lösen wird. Probleme, das deuten die Multipluralwesen an, werden besser in der Gegenwart bearbeitet, sonst wird die Zukunft tatsächlich zu einem Ort der Angst.
Info
Termin
„Willkommen in der Zukunft“ hat am 13. Oktober um 18 Uhr Premiere. Der interaktive Performance-Parkours ist auch am 14. und vom 20.-22. Oktober zu erleben. Ein Durchgang dauert rund 50 Minuten, gespielt wird jeweils von 18 bis 21 Uhr, am Sonntag, 22. Oktober, von 15 bis 17 Uhr.
Tickets
Karten kosten 18 Euro (12 Euro ermäßigt) und sind online reservierbar unter www.multipluralwesen.de. Der Aufführungsort wird nach Anmeldung einen Tag vor der gebuchten Vorstellung bekannt gegeben.