Sind die angeblichen Ufo-Phänomene endgültig widerlegt? Die Antwort darauf, warum unbekannte Flugobjekte nicht identifiziert werden können, ist nach Angaben des US-Verteidigungsministeriums nicht im Weltall zu finden, sondern in der ganz irdischen Bürokratie.
Dem US-Verteidigungsministerium zufolge gibt es weder Beweise für Besuche von Außerirdischen auf der Erde noch Bemühungen, Informationen darüber geheim zu halten. Das geht aus einem Bericht hervor, den das Pentagon in der amerikanischen Hauptstadt Washigton jetzt veröffentlicht hat.
Zwar seien viele Sichtungen „nicht identifizierter anomaler Phänomene“ – gemeinhin als UFOs bekannt – noch ungeklärt, heißt es darin. In den allermeisten Fällen fehlten aber schlicht verwertbare Daten. Außerdem seien Ressourcen und Personal bei den zuständigen Regierungsstellen häufig „irregulär und sporadisch“, was die Untersuchungen zusätzlich erschwere.
Erkundung sowjetischer Technologien wichtiger als Ufos
Konkret geht der Bericht auf Untersuchungen der US-Regierung solcher Sichtungen seit 1945 ein und bezieht sich dabei auch auf Erkenntnisse aus geheimen Regierungsarchiven. Demnach gibt es keine Beweise dafür, dass Informationen über außerirdisches Leben etwa durch das US-Militär zurückgehalten worden seien. Der Fokus habe vielmehr auf „wichtigeren Anliegen“ gelegen, wie der Erkundung sowjetischer Technologien.
Man sei sich darüber im Klaren, dass der Gedanke an außerirdisches Leben viele Menschen beschäftige, heißt es zudem in dem Bericht. Fernsehen, Bücher, Filme und das Internet befeuerten die Debatte ebenso wie das Vertrauen in vermeintlich glaubwürdige Quellen. Es gehe aber nicht darum, einen bestimmten Glauben zu widerlegen, sondern mit wissenschaftlichen Methoden zu empirisch belastbaren Ergebnissen zu gelangen.
USA suchen seit 80 Jahren nach Ufos
Fakt ist: Seit Ende der 1940er Jahre gibt es in den USA staatliche Forschungsprojekte zu Ufos – wie Project Sign (1947), Project Grudge (1949) und Project Blue Book (1952–1969).
Von 2008 bis 2021 unterhielt das Pentagon zwei weitere Projekte: ein Programm zur Identifizierung fortgeschrittener Luft- und Raumfahrtbedrohungen namens AATIP sowie UAPTF - eine Taskforce für unidentifizierte Luftphänomene. Diese sollten die Erfassung und Berichterstattung von Sichtungen ungeklärter Luftfahrzeuge „standardisieren“.
Im Dezember 2017 bestätigte das US-Verteidigungsministerium die Existenz eines Programms zur Erfassung von Daten über militärische Ufo-Sichtungen. Demnach ist UAPTF – die Abkürzung steht für Unidentified Aerial Phenomena Task Force – ein streng geheimes Projekt des United States Office of Naval Intelligence, mit dem die Erfassung und Berichterstattung von Sichtungen ungeklärter Luftfahrzeuge „standardisiert“ werden soll.
Tausende Ufo-Sichtungen wurden bisher gemeldet
Nach Angaben des National Ufo Reporting Center (Nuforc) in Davenport (US-Bundesstaat Washington) wurden allein 2020 insgesamt 7267 Ufo-Sichtungen über den USA gemeldet. Ein Jahr zuvor waren es 1000 weniger, im Jahr 1990 sogar nur 319. Die meisten Meldungen stammten von Privatpersonen.
Im Januar 2023 hatte es erstmals seit Jahrzehnten wieder eine Ufo-Anhörung im Kongress gegeben. Grund war, dass das Pentagon in den vergangenen Jahren geheime Berichte veröffentlicht hatte, denen zufolge es für Dutzende Himmelserscheinungen aus den vorigen zwei Jahrzehnten bislang keine Erklärungen gebe. Allerdings existierten auch keine Hinweise auf geheime Technik anderer Länder oder auf außerirdisches Leben, hieß es.
Im Juni 2023 hatte schließlich eine Expertengruppe der US-Raumfahrtbehörde Nasa ein öffentliches Treffen abgehalten und sich für mehr und bessere Daten zu Beobachtungen von ungewöhnlichen Phänomenen ausgesprochen. Viele Beobachtungen aus der Vergangenheit könnten nicht aufgeklärt werden, weil es zu wenige und zu schlechte Daten gebe, gab man zu Protokoll. Auch das Pentagon hatte eine unzureichende Datenlage bemängelt (mit dpa-Agenturmaterial).
Info: Gibt es anderes Leben im Weltall?
Nicht-irdische Lebensformen
Extraterrestrisches Leben kann einfache biologische Lebensformen wie Mikrosphären (Molekül-Klumpen), Prionen (Protein-Strukturen), Viren und Prokaryoten (zelluläre Wesen) genauso umfassen wie pflanzliches und tierisches Leben und dem Menschen weit überlegene, komplexere Lebensformen. Zwar gibt es viele Vermutungen und Theorien über extraterrestrische Intelligenz, aber keinen einzigen konkreten Hinweis. Genauso wenig hat man Planeten gefunden, auf denen Leben existiert.
Existenz von Außerirdischen
Zugrunde liegt all den Annahmen von extraterrestrischen Leben, dass dieses ähnlich funktioniert wie hier auf Erden – dass es sich also um Organismen mit einem Stoffwechsel handelt, die unter anderem Wasser benötigen. Als Erfolge werden deshalb etwa Funde von Methan gedeutet, weil es ein Überbleibsel biologischer Prozesse sein kann. Forscher sprechen von einer sogenannten Biosignatur.
Bedingungen für Leben
Voraussetzung für Leben nicht nur auf der Erde, sondern auch im Universum seien Wasser, Kohlenstoff und Energie. „Die Basis für biologisches Leben gibt es überall“, sagt der Münchner Physiker und frühere Astronauten Ulrich Walter. „Die Unwahrscheinlichkeit liegt erstens darin, dass so ein Planet genau die richtige Menge von Energie von einem anderen sonnenähnlichen Stern beziehen muss.“ Ein zweiter kritischer Punkt sei, dass dann aus unbelebter Materie eine erste Zelle entstehe. Andere Formen des Lebens seien kaum denkbar. Dabei gehe es um die Chemie von Informationsträgern wie die DNA. „Es gibt nur ein einziges chemisches Element, nämlich Silizium, das ähnliche Informationsstränge aufbauen kann wie Kohlenstoff.“
Extraterrestrische Phänomenologie
Wie die „grünen Männchen“ aussehen könnten, lässt Walter offen. Sie müssen für ihren notwendigen Stoffwechsel wie wir einen Nahrungseingang und -ausgang haben. In der Biologie gebe es unterschiedlichste, auf Kohlenstoffchemie beruhende Variationen. „Und die gibt es überall im Weltraum“, sagt Walter. „Wahrscheinlich liegt der erste Fund irgendwo zwischen Virus und Bakterium“, meint der Raumfahrtexperte und Buchautor Eugen Reichl. Je komplexer die Lebensform, desto seltener.