Mit den Dauchinger Bürgern, unter ihnen Sieglinde Zirn und ihre Tochter Anette, stellten sich gerne Bürgermeister Francis Klein (Mitte), Dauchingens Bildungswerksleiter Ulrich Scheller und der ehemalige Bürgermeister Pierrot Winkel auf dem „Josef-Zirn-Platz“ zum Erinnerungsfoto auf. Foto: Stefan Preuß

Zahlreiche Dauchinger Bürger besuchten jetzt Freunde in der französischen Partnergemeinde Hüttendorf im Elsass und pflegten so die Freundschaft zwischen den Bürgern. Seit dem Jahr 2000 besteht die Partnerschaft mit Hüttendorf offiziell.

Auf Einladung des Bildungswerks und des Bürgervereins besuchten Dauchinger Bürger zum ersten Mal wieder nach Corona ihre Freunde in Hüttendorf.

Auf dem Weg ins Elsass erinnerte Sieglinde Zirn, Schwiegertochter Josef Zirns, des „Urvaters“ der Partnerschaft zwischen Dauchingen und Hüttendorf, die Reisenden an die Entstehung der Partnerschaft zwischen den beiden Gemeinden.

Demnach wurde Josef Zirn 1942 zur Wehrmacht eingezogen und kam 1945 ins Lazarett nach Bad Dürrheim. Bei Kriegsende kam Josef Zirn in französische Gefangenschaft nach Straßburg, von dort ging es zu Fuß nach Hüttendorf. Bei der Familie Kuhn wurde er einquartiert und musste auf dem Hof mitarbeiten. Das Essen wurde ihm zunächst auf der Haustürtreppe gereicht, doch später durfte er am Tisch der Familie essen. Die Kinder waren damals erstaunt, als der „Schwob“ mit Messer und Gabel aß.

Allmählich wurde der Gefangene in der Familie akzeptiert, weil er ein fleißiger Gefangener war und sich auch geschickt im Reparieren von Maschinen zeigte, insbesondere der Uhren. Hatte er doch sein Handwerk in der Schwenninger Uhrenindustrie gelernt. Schnell sprach sich das im Ort herum, und es gab fast kein Haus in Hüttendorf, deren Uhren er nicht wieder zum Laufen gebracht hatte.

In Gefangenschaft eine Musikkapelle gegründet

Josef Zirn war Musiker und in Dauchingen bereits in der Musikkapelle, und so gründete er in seiner Gefangenschaft in Hüttendorf eine Musikkapelle. Ende Juli 1948 wurde Zirn aus der Gefangenschaft entlassen. Doch seine Gedanken weilten sehr oft in Hüttendorf, weil er doch von seiner „Gastfamilie“ und von den Bürgern menschlich behandelt und geschätzt wurde.

1957 reiste die Dauchinger Musikkapelle, dessen Vorsitzender Josef Zirn damals war, zum ersten Mal nach Hüttendorf. In den darauf folgenden Jahren kam es immer wieder zu Begegnungen zwischen den beiden Dörfern jenseits und diesseits des Rheines.

Auf die Initiative von dem damaligen Bürgermeister aus Hüttendorf Josef Wiesser und dem damaligen Vorstand Walter Schneider wurde der Grundstein für die bis heute andauernde Freundschaft gelegt.

In der Amtszeit von Bürgermeister Anton Bruder und seinem Kollegen Bernard Ritter wurde im Jahre 2000 offiziell die Partnerschaft in Hüttendorf besiegelt. Mehr als 400 Bürger aus Dauchingen nahmen an diesen Feierlichkeiten teil und genossen schon dort die große Gastfreundschaft der Hüttendorfer. 2001 wurde in einem Festakt in Dauchingen die Partnerschaft besiegelt. 2015 wurden Bernard Ritter und Anton Bruder für ihre Verdienste um die Partnerschaft im Europarat in Straßburg geehrt.

Große Gastfreundschaft der Hüttendorfer genossen

Bis heute wird die Freundschaft zwischen Dauchingen und Hüttendorf gelebt, dies zeigen immer noch die gegenseitigen Besuche. Und so durfte nun die jetzige Reisegruppe wieder die große Gastfreundschaft der Hüttendorfer genießen. Zunächst besichtigte man gemeinsam die Pfarrkirche St. Vincent, dort informierte der ehemalige Bürgermeister von Hüttendorf Pierrot Winkel über die baulichen Schicksale der Dorfkirche, die beim Sturm Lothar am zweiten Weihnachtstag 1999 stark getroffen und das Kirchendach abgedeckt worden war.

Der jetzige Bürgermeister Hüttendorfs, Francis Klein, zeigte den Gästen aus Dauchingen das Rathaus. Von dort spazierte man zum Josef-Zirn-Platz, wo man schon von den Alphornbläsern aus Dauchingen musikalisch begrüßt wurde. Weiter ging der Spaziergang durch das Dorf in Richtung Festhalle, dabei ging es durch das neue Baugebiet von Hüttendorf, und zwar durch die „Dauchinger Straße. An liebevoll gedeckten Tischen hatte man sich bei Kaffee und Kuchen noch viel zu erzählen.