Johannes Jäger wirbt dafür, beim Mobilitätskonzept für die Innenstadt nicht jene aus den Augen zu verlieren, die nicht so gut zu Fuß sind. Foto: Nädele

Die zündende Idee als Alternative zum geplanten Parkhaus am Nägelesgraben hatte zur Einwohnerversammlung am Montagabend niemand dabei. Doch gibt es die Erkenntnis, dass es zwischen Schwarz und Weiß locker 50 Abstufungen von Grau gibt.

Rottweil - Was die Einwohnerversammlung am Montagabend gebracht hat? Bei manchen die Einsicht, dass sie auch nicht schlauer sind, als bislang die Planer. Bei manchen der Eindruck, dass sie mehr mit Informationen überschüttet werden, als dass mit ihnen geredet würde. Und bei anderen die Hoffnung, dass dann die angekündigten Workshops den Fortschritt bringen.

Es war deutlich nach 23 Uhr, als Oberbürgermeister Ralf Broß am Montagabend schließlich den rund 40 verbliebenen Interessierten in der Stadthalle einen guten Nachhauseweg wünschte. Eine gute Stunde zuvor hatte der Großteil der Bürger die Gelegenheit genutzt, zum eigentlich anvisierten Ende die Versammlung zu verlassen – weil sie zu diesem Zeitpunkt bereits zweieinhalb Stunden dem Für und Wider rund um die Zukunft des Rottweiler Verkehrs gefolgt waren, weil sie mittlerweile die Lust verloren hatten oder ganz profan, weil sie auf den ÖPNV angewiesen waren.

Öffentlicher Personennahverkehr als Alternative zum Auto?

Damit wären wir bei einem Aspekt, um den es in der Versammlung immer wieder ging: der öffentliche Personennahverkehr als Alternative zum Auto. Überhaupt waren Optionen gefragt: für Radfahrer, für Fußgänger, für Innenstadt-Anwohner, für Einzelhändler, für Senioren, für Einpendler, für Touristen und natürlich zu ZUP- und Parkhausplänen.

So vielfältig die individuellen Anforderungen an das Mobilitätskonzept der Stadt Rottweil sind, so vielschichtig ist das Thema Verkehr an sich. Die Antworten der Planer und der städtischen Verwaltungsspitze fielen hingegen zwar ausführlich und informativ aus, waren allerdings oftmals unter der Überschrift "ja, aber" einzuordnen. Indes: Es ging dabei selten um Widerspruch, sondern in der Regel darum, dass für die jetzt zur Diskussion vorliegenden Planung bereits zahlreiche Varianten durchleuchtet sind. "Es gibt nicht nur Schwarz und Weiß", meinte denn auch Rudolf Mager aus dem Bau-Fachbereich der Stadtverwaltung.

OB Broß wurde am Montagabend nicht müde, immer wieder zur Mitarbeit in den Workshops einzuladen, die nun auf die Einwohnerversammlung folgen sollen. "Wir wollen die Planung mit Ihnen weiterbringen", sagte er auch noch kurz vor 23 Uhr, als der geplante Zeitrahmen längst überholt war. Broß wie auch Bürgermeister Christian Ruf machten aber auch deutlich, wo eine Grenze liegt: Ein Enteignungsverfahren etwa, weil ein privater Eigentümer sein Grundstück eben partout nicht verkaufen will, das sei weder besonders aussichtsreich noch Rottweiler Stil.

Oberbürgermeister zuversichtlich

War bei machen Besuchern der Versammlung die Lust, Fragen zu stellen, nach zweieinhalb Stunden zwischendurch mal tief im Keller der Tiefgarage, schien sich die Stimmung in der Schlussrunde mit gelichteten Stuhlreihen wieder zu heben. So ist der Oberbürgermeister zuversichtlich, "in Workshops ein Ergebnis zu bekommen, zu dem alle Seiten sagen, dass es ein gangbarer Kompromiss ist". Und in einem Punkt herrschte schließlich schon am Montagabend Einigkeit: So bleiben, wie es jetzt ist mit dem Verkehr, soll es nicht.

Gut 300 Bürger waren für die Veranstaltung in die Stadthalle gekommen. Damit musste die Stallhalle doch nicht als Erweiterungsfläche herangezogen werden. Größer dürfte die Zahl derer gewesen sein, die sich den Live-Stream anschauten. Die Auswertung zeigt: Mit 300 bis 400 PC wurde die Versammlung verfolgt. Rege genutzt wurde die Möglichkeit, Fragen online zu stellen: So arbeitet die Stadtverwaltung nun eine Liste mit rund 200 Fragen zu alternativen Standorten, Radverkehr, Architektur oder Anwohnerparken ab, die dann zusammen mit den Antworten thematisch gebündelt im Internet veröffentlicht werden.