Monatelang lebte Carla Bruni – Model, Sängerin und Präsidentengattin a. D. – zurückgezogen und ging jeder Kamera aus dem Weg. Jetzt drängt sie mit aller Macht zurück ins Scheinwerferlicht.
Paris - Carla Bruni ist wieder da. In den Pariser Metrostationen lächelt sie von riesigen Plakaten und wirbt für Kopfhörer. Auch auf den Titelseiten der Modemagazine feiert sie ein glänzendes Comeback. Zuerst gewährte Frankreichs ehemalige Première Dame den Leserinnen der „Elle“ einen Einblick in ihr Leben nach der Verbannung aus dem Élysée-Palast. In der Dezember-Ausgabe der „Vogue“ präsentiert sich das ehemalige Topmodel so jugendlich und cool, so begehrenswert und sexy wie nie.
Sechs lange Monate hatte sich die Bruni zurückgezogen. Die deprimierende Abwahl ihres unbeliebten Gatten Nicolas Sarkozy hatte Frankreichs Glamourpaar offenbar aus dem Tritt gebracht. Sechs Monate gab „Carla“ keine Interviews und ging jeder Kamera aus dem Weg. Eine Ewigkeit für eine, die das Scheinwerferlicht so sehr braucht wie andere Luft zum Atmen. Doch die Droge Ruhm lässt sie offenbar nicht los. Und noch mehr scheint sie anzutreiben. Der Wille, allen zu beweisen, dass sie nicht zum gelangweilten, hübschen Anhängsel eines berühmten Mannes abgestiegen ist. „Potiche“, wörtlich Porzellanvase, nennen die Franzosen solche Frauen, die nur als Dekorationsobjekt fungieren. Aber als das Gegenmodell der „Potiche“, als unabhängige, emanzipierte Frau, will die mittlerweile 44 Jahre alte Bruni auch nicht mehr fungieren. „Ich habe immer das Leben einer Künstlerin geführt, die der Bourgeoisie entstammt und eine privilegierte Existenz kennt“, bekennt sie im „Elle“-Interview. Zugleich streicht die Tochter eines italienischen Industriellen demonstrativ ihren Hang zur Bescheidenheit heraus: „Ich bin keine Milliardärin, die nur im Hubschrauber unterwegs ist. Im Mittelpunkt meines Lebens stehen die Musik und die Familie.“ Sie spricht über Gewichtsprobleme nach der Schwangerschaft und ihre „FdH“-Diät, über Tage voller Niedergeschlagenheit und über Schönheitsoperationen. Ja, als junges Mannequin, erzählt sie, habe sie ihre „unfotogene“ Nase verschönern lassen. „Danach habe ich nichts mehr machen lassen.“
Viereinhalb Jahre erfüllte sie ihren Job als First Lady mit Bravour
Als Première Dame hielt sich die Musikerin und Künstlerin im Hintergrund. Unmittelbar nach der überraschenden Vermählung mit Frankreichs Staatschef kam zwar ihr zweites Album auf den Markt. Doch danach machte sie sich in Konzertsälen ebenso rar wie in Plattenstudios. Stattdessen zupfte sie für Baby Giulia an der Gitarre. Für Aufsehen sorgte sie lediglich mit einer Nebenrolle in Woody Allens Film „Midnight in Paris“. Viereinhalb Jahre erfüllte sie ihren Job als First Lady mit Bravour. Ob an der Seite der britischen Königin oder neben Michelle Obama – stets erwies sie sich als tadellose Botschafterin Frankreichs.
Im Frühjahr wird ihr drittes Album erscheinen. Mit ihrem Erstling „Quelqu’un m’a dit“ hatte sie 2002 die Charts gestürmt und zwei Jahre später den begehrtesten Musikpreis Frankreichs, den Victoire de la Musique, eingeheimst. Kenner prophezeien jedoch, dass Album Nr. 3 ein Flop wird. Der Beiname „Sarkozy“ schrecke selbst die treuesten Fans ab. Doch Madame Bruni-Sarkozy steht treu zu ihrem Gatten und rühmt seine Qualitäten als Sportler, Politiker und Familienvater. Spötter hatten geschworen, dass sich Bruni, bekannt für ihren Männerverschleiß, von Sarkozy lossagen werde, sobald er die Macht über den Atomknopf verliere. Doch es könnte anders kommen: Wenn der sozialistische Präsident François Hollande abgewirtschaftet hat, könnte Bürger Sarkozy 2017 in den Élysée zurückkehren – mit Carla als Première Dame.