Einer der bisherigen Höhepunkte in seinem Berufsleben war die Moderation der Sportgala. Foto: Schirmacher-Green

Paralympics: Finn Green wird als 18-Jähriger Nachwuchsjournalist über Großevent berichten

Der gebürtige Rottweiler Finn Frederik Green ist einer von zwölf deutschen Nachwuchsjournalisten, die vom 26. August bis 6. September 2020 über die Paralympics in Tokio berichten werden. Seine Karriere steht aber erst in den Startlöchern.

Der 18-Jährige mit irischen Wurzeln ist Moderator, Handballspieler im irischen U20-Nationalteam des olympischen Handballverbandes der IOHA (Irish Olympic Handball Association) sowie in der A-Jugend und bei den Herren der HSG Rottweil, arbeitet regelmäßig auf dem Bau, ist momentan Praktikant beim ZDF in Mainz, und ganz nebenbei fliegt er im August 2020 nach Tokio.

Aber noch mal auf Anfang zurück: Auf die Welt gekommen ist Finn Frederik Green am 2. Februar 2001 in Rottweil; als einer von vier Söhnen. Seine irische Mutter Sarah Green und sein deutscher Vater Sven Schirmacher-Green lernten sich während ihres Studiums in Rostock kennen. "Ich bin in Rottweil geboren, weil meine Großeltern, die Eltern meiner Mutter, seit geraumer Zeit hier wohnen", erklärt Finn Frederik Green. Danach ging es für ihn mit seinen Eltern zurück nach Rostock, wo Sarah Green (Medizin) und Sven Schirmacher-Green (BWL) ihr Studium abschlossen. Zurück nach Rottweil kehrte der Nachwuchsjournalist mit fünf Jahren, als er an der Maximilian-Kolbe-Schule eingeschult wurde. Dort absolvierte er seinen Realschulabschluss und im Juli diesen Jahres legte er sein Abitur an der Nell-Breuning-Schule ab.

Seit 2017 ist Finn Frederik Green Hallensprecher bei der HSG Rottweil. "Ich habe schon in der Schule alles Mögliche anmoderiert, wie den Kuchenverkauf", erzählt er und lacht. Im Februar dieses Jahres bewarb er sich, pünktlich zur Volljährigkeit, beim HBW Balingen. Seine Aufgabe war es, Spiele der zweiten Bundesliga und drei Spiele des DHB Pokals über das Onlineportal "sportdeutschland.tv" zu kommentieren. Dort stand er im engen Kontakt mit Wolfgang Strobel, Geschäftsführer des HBW Balingen-Weilstetten, und dessen Bruder Martin Strobel, Spieler für den Bundesligisten HBW.

"Nach einem halben Jahr habe ich den Job dann sozusagen verloren, da die HBW in die erste Liga aufgestiegen ist und Sportdeutschland seine Rechte an Sky abgeben musste", schildert der Rottweiler. "Aber die Brüder Strobel haben mich nicht hängen lassen und empfahlen mich weiter. Ich habe ihnen viel zu verdanken."

Green schloss einen Arbeitsvertrag mit dem Start-up-Unternehmen "Kinexon" ab, das Echtzeitdaten von Spielern erfasst und auswertet. Er baue das System auf, verteile Chips an die Spieler, die diesen in ihrem Shirt tragen. "Sprunghöhe, Schnelligkeit oder die zurückgelegte Strecke während eines Spiels werden dadurch erfasst und von mir ausgewertet", erklärt Finn Frederik Green. "Ich kommuniziere dann eng mit den Trainern und dem Fernsehen, die diese Daten benötigen."

Seit November ist Finn Frederik Green Praktikant in der Sportredaktion des ZDF. Da alle seine Aktivitäten, bis auf das Arbeitsverhältnis mit "Kinexon", unentgeltlich seien, arbeite er regelmäßig auf dem Bau. "Die Wohnung in Mainz zahlt sich nicht von selbst, daher muss ich nebenher Geld verdienen", sagt der junge Mann. "Bis Tokio muss ich auch noch etwas dazu verdienen und gehe nach meinem Praktikum beim ZDF wieder auf den Bau. Die brauchen immer Leute."

Und – kann er schon Japanisch? "Konichiwa", was übersetzt "Guten Tag" bedeutet. Green spricht fließend Englisch und Deutsch. Für Tokio reiche das. Green wird mit seinen elf Kollegen – acht Frauen und drei Männer – für die Paralympics Zeitung von den Spielen in Tokio berichten. "Wir schreiben deutsche und englische Artikel, natürlich sind wir auch online und bei den sozialen Medien vertreten. Wir werden zudem das eine oder andere Video machen." Als japanische Partnerzeitung trete die Tokyo Shimbun auf, als Projektpartner vor Ort das Goethe-Institut Tokyo. Allein in Deutschland werde die Zeitung während der Paralympics eine Million Mal gedruckt.

Zur Vorbereitung der Nachwuchsjournalisten findet vom 10. bis 15. Mai ein Workshop beim Tagesspiegel in Berlin statt. "In der Jury, die die Kandidaten für Tokio ausgewählt hat, saßen unter anderem Chefredakteure des Tagesspiegels und mehrere Bundestagsabgeordnete."

Finn Frederik Greens geheime Leidenschaft sei neben dem Journalismus und sämtlichen Sportarten, die er zusätzlich zu Handball noch ausgeübt hat, wie Fußball, Tennis oder Turnen, die Musik. "Ich habe Schlagzeug, Saxofon und Gitarre gespielt, mir selbst Klavierspielen beigebracht und war im Chor bei den Sängerknaben", erzählt der Ire. "Ich bin ein großer Jazzfan und ehrenamtlicher Helfer beim Jazzfest in Rottweil."

Ein weiterer persönlicher Höhepunkt für den 18-Jährigen sei die Sportgala im Juli diesen Jahres gewesen, die er moderieren durfte. "Der Erlös ging an die Deutsche Kinderkrebsnachvorsorge", sagt Finn Frederik Green. Aber in Zukunft sei selbstverständlich das größte Erlebnis in seiner bisherigen Karriere seine Tätigkeit als junger Reporter bei den Paralympics in Tokio.