Der Papst hat von Mittelloggia des Petersdoms aus traditionellen Segen „Urbi et Orbi“ gesprochen.

Rom/Berlin - Papst Benedikt XVI. hat in seiner Osterbotschaft eindringlich zu Frieden, Versöhnung und Gerechtigkeit in der Welt aufgerufen. Nach der Ostermesse wandte sich Benedikt am Sonntag vor zehntausenden Gläubigen in Rom vor allem den brennenden Problemen in Syrien und in Afrika zu und warnte: „Die Hoffnung muss in dieser Welt unweigerlich mit der Härte des Bösen rechnen.“ Nach seiner Osterbotschaft spendete das 84-Jährige Kirchenoberhaupt traditionsgemäß von der Mittelloggia des Petersdoms aus den päpstlichen Segen „Urbi et Orbi“ (Der Stadt und dem Erdkreis) und verlas Ostergrüße in 65 Sprachen.

Deutsche Bischöfe riefen in ihren Osterpredigten zu mehr Solidarität mit den Mitmenschen auf und ermutigten die Christen, sich offensiver in die Gesellschaft einzubringen. Gleichzeitig bezeugten sie ihre Solidarität mit den Unterdrückten in aller Welt.

„Besonders in Syrien sollte das Blutvergießen enden und unverzüglich der Weg der Achtung, des Dialogs und der Versöhnung eingeschlagen werden“, forderte Benedikt in Rom. Die vielen syrischen Flüchtlinge bräuchten humanitäre Hilfe, Aufnahme und Solidarität, um ihre schmerzlichen Leiden zu mindern.

Der Papst sprach jenen Christen weltweit Mut und Hoffnung zu, die wegen ihres Glaubens „unter Diskriminierung und Verfolgung zu leiden haben“. Er ging auch auf Nigeria ein, wo es am Sonntag erneut einen Bombenanschlag nahe einer Kirche gab, bei dem laut BBC 18 Menschen starben. Benedikt wünschte dem westafrikanischen Land die Energie, „um den Aufbau einer friedlichen Gesellschaft wieder aufzunehmen, die die Religionsfreiheit respektiert.“ Christliche Kirchen sind in Nigeria immer wieder Ziel islamistischer Terroristen.

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, würdigte in seiner Osterpredigt die Freiheitsbewegungen in Nordafrika und den Ländern des Nahen Ostens. Der Arabische Frühling sei zum Inbegriff einer um sich greifenden Freiheitsbewegung geworden, die bis heute andauere. „Immer mehr Menschen lassen sich in einer globalisierten Welt nicht mehr einzwängen in Diktaturen. Sie lehnen sich auf gegen Unterdrückung, sie zeigen Flagge, wenn sie ihrer grundlegenden Freiheitsrechte beraubt werden.“ Die größte Freiheitsbewegung der Weltgeschichte sei Ostern, das „Hochfest der Auferstehung“, fügte der Freiburger Erzbischof hinzu.

"Ohne Hoffnung auf Zukunft wird für uns Menschen die Gegenwart unerträglich"

Der Fuldaer Bischof Heinz Josef Algermissen rief die Menschen wie andere katholische und evangelische Würdenträger zu mehr Gestaltungswillen auf. „Ohne Hoffnung auf Zukunft wird für uns Menschen die Gegenwart unerträglich.“ Deshalb gebe es nur zwei Optionen: „Entweder setzen wir auf Zukunft, in die wir selbst eingeschlossen sind, oder wir entwickeln uns zu Depressiven und Dauernörglern am real existierenden Leben.“

Berlins Erzbischof Rainer Maria Woelki warnte vor einem sozialen Auseinanderdriften der Gesellschaft. Der Augsburger Bischof Konrad Zdarsa wandte sich gegen Egoismus und Genusssucht. Münchens Erzbischof Reinhard Marx mahnte ein entschiedenes Festhalten am grundsätzlichen Schutz des Sonntags an: Dieser sei „das wöchentliche Lebensfest, die heilsame Unterbrechung, die Einladung an die ganze Gesellschaft, inne zu halten und das Geheimnis des Lebens zu feiern“, sagte der Kardinal.

In der Grabeskirche in Jerusalems Altstadt zelebrierte der lateinische Patriarch Fuad Twal das traditionelle Gebet der katholischen Glaubensgemeinschaft. Dabei äußerte der höchste Repräsentant der katholischen Kirche im Heiligen Land Unterstützung für die Jugend in den arabischen Nachbarländern, „die den Staub einer düsteren, elenden und totalitären Geschichte abgeschüttelt hat“.

Am Samstagabend hatte Benedikt gemeinsam mit tausenden Gläubigen im Dom die Osternacht gefeiert. Dabei wird das Osterlicht in der Vorhalle entzündet, und der Papst bringt es in die dunkle Kirche. Die Kerze stellt die von den Christen weltweit gefeierte Auferstehung Jesu dar.