Der Ostelsheimer Forst, wie hier im Lochwald, zeichnet sich durch einen hohen Laubholzanteil aus. Foto: Biermayer Foto: Schwarzwälder Bote

Kommunales: Zehn-Jahres-Planung im Gemeinderat besprochen / Geschenk der Vorfahren für nächste Generation erhalten

In Zeiten des Klimawandels verändert sich auch der Wald. Höhere Temperaturen, längere Trockenphasen und Schädlinge machen den Bäumen zu schaffen. Ostelsheim hat nun die Weichen dafür gestellt, wie diesen Problemen in den nächsten Jahren begegnet werden soll.

Ostelsheim. "Forsteinrichtung" heißt das Zauberwort. Dahinter verbirgt sich die Analyse der aktuellen Situation des Waldes sowie ein davon ausgehender Zehn-Jahres-Plan. Dieser stand in der Gemeinderatssitzung am Freitag auf der Tagesordnung. Zuvor hatten sich einige Räte selbst ein Bild machen können, denn Revierleiter Jürgen Martinek und der Abteilungsleiter im Landratsamt, Jörg Ziegler, erklärten bei einer Begehung vor Ort die aktuelle Lage.

30 Prozent des Gebiets bewaldet

Mit etwa 260 Hektar sind rund 30 Prozent des Gemeindegebietes bewaldet. Damit liegt Ostelsheim deutlich unter dem Kreisdurchschnitt von 60 Prozent. Das hat seine Ursache in der Lage der Kommune im Gäu. Dies wird auch bei den Baumarten deutlich, denn auf der Gemeindefläche gibt es mit einem Verhältnis von etwa 60 zu 40 mehr Laub- als Nadelbäume.

Mit rund 26 Prozent Anteil kommt die Buche am häufigsten vor. Gefolgt von der Kiefer (20) der Eiche (16) und der Fichte (13). Die Tanne hat in den Wäldern lediglich einen Anteil von acht Prozent. Die Douglasie hat zusammen mit sonstigen Laubbaumarten eine Quote von 17 Prozent. Insgesamt gehören die meisten Bäume zu den Arten des natürlichen Regionalwaldes. Diesen bezeichnete Ziegler als "Geschenk der Vorfahren". Um dieses müsse man sich kümmern. Nur so könne man es für die kommenden Generationen erhalten. Ziegler formulierte einige Ziele, welche im kommenden Jahrzehnt verwirklicht werden sollen. Auf der ökologischen Seite seien das ein Alt- und Totholzkonzept, zumindest dort, wo dessen Umsetzung möglich wäre. Dieses helfe beispielsweise dem Artenschutz. Zudem sollen mögliche Stilllegungspotenziale identifiziert werden. Eine Waldstilllegung bedeutet, dass eine ausgesuchte Fläche nicht mehr wirtschaftlich genutzt wird. Ziegler betonte zudem, dass der Wald eine wichtige Rolle als Wasserspeicher spiele.

Die Trockenheit der vergangenen Jahre habe den Bäumen zu schaffen gemacht, so Ziegler weiter. Besonders auf den Muschelkalkböden sei die Austrocknung ein zunehmendes Problem. Im Lochwald sei dieses Problem aufgrund des Lehmbodens geringer. Aus diesen Feststellungen ergebe sich auch, wo in Zukunft welche Baumarten aufgeforstet werden sollen.

Tanne wird der Fichte vorgezogen

Im Lochwald sollen das nach Möglichkeit Nadelbäume sein. Die Tanne sei der Fichte hier vorzuziehen. An den trockenen Standorten sollen mit der Lärche und Douglasie ebenfalls Nadelhölzer angepflanzt werden. Aber auch seltene Laubbaumarten, wie die Kirsche oder die Elsbeere, könnten hier zukünftig eine Heimat finden, so Ziegler. Damit könne man vor allem Erfahrungen sammeln, wie sich diese Arten im örtlichen Klima verhielten. Diese Erkenntnisse seien bei zukünftigen Projekten im Wald hilfreich. Förster der nächsten Generationen könnten dann konkret sehen, welche Baumarten aufzuforsten es sich lohne.

Es sei wichtig, den Nadelholzanteil zu sichern, denn dieser garantiere wegen der kürzeren Wachstumszyklen eine gute Wirtschaftlichkeit des Waldes. Die sei die vergangenen Jahre gegeben gewesen. Der Holzeinschlag habe eine verlässliche Summe in die Gemeindekasse gespült. Allerdings sei man stets von der Marktlage abhängig.

Erholungsgebiet und Brennholzlieferant

Der Wald spiele zudem eine soziale Rolle, führte Ziegler weiter aus. Zum einen diene er als Erholungsgebiet. Zum anderen könne das Holz als lokaler Nutzstoff dienen, zum Beispiel als Brennholz. Das sei wegen der kurzen Wege besonders nachhaltig.

Förster Jürgen Martinek gab dem Gremium noch einen kurzen Bericht über das momentane Vorgehen im Wald. Die Menge des "zufällig nutzbaren" Holzes, also durch Sturmschäden oder Käferbefall, sei in diesem Jahr gering gewesen. Die Tanne mache wegen der Trockenheit Probleme. Die flachwurzelnde Fichte komme damit seltsamerweise momentan etwas besser klar. Knapp 1100 Festmeter Holz werde man dieses Jahr einschlagen. Aufgrund der guten Marktlage habe man vermehrt Buchenholz geschlagen.

Die Gemeinderäte entschieden sich einstimmig für die von Ziegler vorgeschlagenen Ziele. Bürgermeister Jürgen Fuchs betonte aber, dass es bei der Abstimmung erst einmal um die Zielsetzung gegangen sei. Über die Umsetzung der Zehn-Jahres-Planung stimme man erst im kommenden Frühjahr ab.