Der Blick über den Zinzendorfplatz in der Königsfelder Ortsmitte. Erst ab 1972 kamen weitere Teilorte zur Gesamtgemeinde hinzu. Foto: Moser

Um "Königsfeld und seine Ortsteile – Vielfalt in der Einheit?!" ging es bei den "Königsfelder Begegnungen". Beleuchtet wurden der Zusammenschluss und die Entwicklung bis heute.

Königsfeld - Laut Wolfgang Schaible, Vorsitzender des Historischen Vereins, war der Zusammenschluss für manche Bürger in den Ortsteilen mit ihrer eigenen Identität nicht einfach. Wie Altbürgermeister und Zeitzeuge Horst Ziegler erläuterte, begünstigte nicht zuletzt der Zeitgeist größere Einheiten, der Zusammenschluss Villingens und Schwenningens "war eine Chance für die Region".

Königsfeld wurde argwöhnisch beäugt

Gemeinden waren zum freiwilligen Zusammenschluss aufgerufen, der mit Zuweisungen honoriert wurde. Allerdings war das für viele kaum vorstellbar. Burgberg, Erdmannsweiler und Weiler waren bis 1850 eine Gemeinde, Buchenberg tendierte zu St. Georgen, Neuhausen hatte mit Obereschach eine Schule. Der kleinste und jüngste Ort Königsfeld wurde argwöhnisch beäugt. Fischbach entschied sich für Niedereschach, Mönchweiler war nahe an der Eingemeindung mit Villingen-Schwenningen.

Zieglers erste Dienstmonate ab Mitte 1971 waren "spannend". Es gab ein gewisses Zusammengehörigkeitsgefühl, aber niemand gab die Selbstständigkeit gern auf. Keine Berührungsängste hatte Weiler, die Eingliederung kam Mitte 1972, was dem Teilort eine Prämie von einer halben Million D-Mark brachte, die für Bauland, Kindergarten und Gemeindesaal Verwendung fanden. Burgberg kam 1974 dazu, erhielt aber nur noch 60 000 D-Mark sowie die Zusage zum Bau von Straßen, Wasserversorgung und Kindergarten. Burgberg und Erdmannsweiler bestanden auf eine gemeinsame Friedhofskapelle, wofür ein Förderverein 45 000 D-Mark Spenden sammelte und 80 Männer 2500 Arbeitsstunden leisteten, als "Symbol für den Willen, die neue Gemeinde aktiv zu gestalten".

Für Buchenberg und Neuhausen besonders schwierig

Besonders schwer taten sich die reichsten Gemeinden Buchenberg und Neuhausen. Deren Eingliederung erfolgte im Rahmen einer Gemeindeneuordnung anstatt der Eingliederung, was zur Bildung der Ortschaftsräte führte. Die "Jahrhundertreform brachte nicht nur Angst und Schrecken" sondern auch Entwicklung zum Beispiel in Sachen Schulen, Neubaugebieten oder Wasserversorgung.

Untypisch ist laut Ziegler, dass der Kernort nur 30 Prozent der Gesamtbevölkerung beherbergt, seit 1970 ein Minus von 19 Prozent aufweist, wogegen die Ortsteile um bis zu 50 Prozent wuchsen. Ein Grund dafür ist die "extrem kleine Gemarkung" des Kernorts. Insgesamt "wuchs das Zusammengehörigkeitsgefühl deutlich mehr als es zu erwarten war".

Podiumsgespräch mit Ortsvorstehern

Pfarrer Christoph Fischer moderierte das Podiumsgespräch mit den Ortsvorstehern Heinz Kammerer aus Weiler, Tomas Lemcke aus Burgberg, Roland Meder aus Buchenberg, Sabine Schuh aus Neuhausen und Armin Wursthorn aus Erdmannsweiler sowie Bürgermeister Fritz Link. Die anfangs oft ablehnende Haltung der Bürger gegenüber dem Zusammenschluss spielt ihnen zufolge keine Rolle mehr, wurde laut Link im Kernort gar als "historische Chance zur Integration des Fremdkörpers" gesehen. Laut Meder fiel die Entscheidung in Buchenberg aber "brutal schwer".

Anlaufstellen für Bürger

Lemcke lobte die heute gut funktionierende Vereinsarbeit. Für Wursthorn erfüllten sich die Erwartungen mit Schule, Kindergarten und Neubaugebieten. Meder bedauerte die Schließung der Schule. Link betonte die Sicherung der "verwaltungsorganisatorischen Kraft" mit Fachbeamten und den Erhalt der Ortsverwaltungen als Anlaufstellen für Bürger.

Was die gemeinsame Identität angeht, sahen alle noch gewisse Unterschiede und "Luft nach oben". Lemcke sah das "ein wenig ein Generationsproblem". Jeder Ortsteil sei anders, und das sei richtig so, meinte Kammerer. Man sei auf einem guten Weg. Link sprach von der "Akzeptanz der Unterschiedlichkeit".

Eine große Herausforderung sind laut Bürgermeister immer Haushaltsanforderungen. Ganz wichtig sei dabei die Sachkenntnis vor Ort. Gegenseitiger Neid wurde laut Kammerer abgebaut, sei oft nur Informationsmangel. Meder betonte das harmonische Miteinander der Gremien.

Herausforderungen für die Zukunft

Als Herausforderungen für die Zukunft sahen die Redner den Erhalt der Infrastruktur und der Dienstleistungsqualität an. Link nannte zudem den Ausbau gewerblicher Standorte, die Stärkung des Einzelhandels und den Weg zur energieautarken Kommune.

In der Fragerunde kam die Anregung für eine zentrale Feuerwehr. Dezentralität und Ortskenntnise seien aber für die Einsatzzeiten wichtig, so die Redner.