Abschied vom Ehrenamt mit mehr als 80 Jahren – die Bildechingerin Maria BeuterFoto: Morlok Foto: Schwarzwälder Bote

Ehrung: Die 80-jährige Maria Beuter wurde für ihr Engagement vom Bildechinger Ortschaftsrat gewürdigt

Der Bildechinger Ortschaftsrat ehrte bei seiner jüngsten Sitzung mit Maria Beuter eine Frau, die im Ehrenamt viel zur Verschönerung des Ortsbildes beitrug.

Horb-Bildechingen. Sie war es, die im Team mit ihrem Mann Adelbert, dem langjährigen Vorsitzenden des örtlichen Obst- und Gartenbauvereins, weit über 20 Jahre lang die Grünanlage beim Feuerwehrhaus (gegenüber dem Rathaus), die Anlage beim Spielplatz in der Goethestraße sowie die Hecken und Rosensträucher gegenüber der Turn- und Festhalle und die Grünflächen rund ums Vereinsheim des OGV hegte und pflegte. "Wir konnten es seiner Zeit einfach nicht mehr sehen, wie diese Anlagen immer mehr zuwucherten. Also haben wir uns darangemacht, Hand angelegt und in rund fünf Stunden pro Monat in den vielen Jahren das daraus gemacht, was es heute ist", sagte Maria Beuter im persönlichen Gespräch mit unserer Zeitung.

Vor wenigen Wochen durfte sie ihren 80. Geburtstag feiern

"Für mich war es selbstverständlich, dass ich mich in meinem Geburtsort im Ehrenamt einbringe" stellte sie bescheiden fest. Doch nun ist Schluss mit Blümchen pflanzen, Unkraut rupfen, Bodenauflockern, düngen und Rasenmähen. Vor wenigen Wochen durfte sie ihren 80. Geburtstag feiern. Für sie ein Wendepunkt in ihrem Leben, denn nun sei es an der Zeit, dass diese Arbeit von jüngeren Menschen gemacht wird, stellte sie fest.

Und so bescheiden und selbstverständlich, wie sie diese nicht immer einfache Grünpflege übernahm, so bescheiden war auch ihre Verabschiedung aus dem Ehrenamt.

Die stellvertretende Ortsvorsteherin Daniela Weber nannte Maria Beuter ein Vorbild und sie wünschte sich, dass man Nachfolger, die man auch mit der Ehrenamtspauschale dafür entlohnen könnte, finden möge. Für das Vorbild Beuter gab es einen schönen Blumenstock, einen City-Gutschein in Höhe von 20 Euro und viel anerkennenden Applaus vom Ortschaftsrat. Das war’s und seit ein paar Wochen wächst das Gras in Bildechingen an manchen Stellen höher als in den vergangenen 20 Jahren. "Es fällt mir oft schwer, nicht einfach hinzugehen und das Gras rauszureißen", stellt die 80-Jährige für sich fest, "doch ich muss lernen, auch hier loszulassen".

Aber einfach an der Arbeit, die getan werden sollte, vorbeizulaufen, fällt einer Frau, die aus einer Generation stammt, die sich nie beklagte außerordentlich schwer. Und dies, obwohl sie sich sicher auch etwas Schöneres vorstellen kann, als immer nur zu arbeiten.

Denn Arbeit prägte das Leben von Maria Theresia Beuter, geborene Möhrle. Als fünftes Kind in einfachen Verhältnissen im Nachkriegs-Deutschland aufgewachsen musste sie mithelfen, den elterlichen Hof in Bildechingen zu bewirtschaften. Für eine Lehre oder eine andere Ausbildung blieb keine Zeit. Bereits mit 16 Jahren machte sie den Traktor-Führerschein und konnte damals als einzige Person im Hause Möhrle dieses Gerät fahren. Entsprechend wichtig war ihr Einsatz auf dem Hof.

Haus in der Bildechinger Hölderlinstraße ist in viel Eigenarbeit entstanden

In dieser Zeit lernte sie auch den Malergesellen Adelbert Beuter aus Eutingen kennen und nach einer Wartezeit von fünf Jahren durfte sie ihn auch heiraten. Drei Jahre lebten sie noch in Eutingen bevor sie 1965 mit einem bescheidenen Startkapital von 2000 DM, die sie von Marias Oma erhielten und die aus dem Verkauf eines Ackers stammten, ihr Haus in der Bildechinger Hölderlinstraße in viel Eigenarbeit hochziehen konnten. 1968 kam Sohn Ulrich zur Welt und vier Jahre später folgte Tochter Eveline. Und die Schafferei hörte natürlich nicht auf. Oft hat sie ihre Kinder bei der Mutter auf dem Hof abgegeben um bei der Firma "Natura", die im "Löwen" eine Nebenstelle hatte, 13 Jahre im Akkord BHs zu nähen und nach der Schicht heim zu rennen und ihrem Mann, der sich so langsam selbstständig machte, bei der Arbeit zu helfen.

1976 machte Adelbert Beuter seinen Meistertitel und gründete seine Maler-Firma. Für seine Frau hieß das neben der körperlich harten Arbeit auf den Baustellen auch noch in Heimarbeit die Buchhaltung samt Mahnwesen und das Personalwesen zu managen, was vor allem in den Anfangsjahren nicht immer ganz einfach war.

Doch die kleine, nahezu zierliche Frau, die seit frühester Kindheit Probleme mit dem Rücken hat, meisterte all diese Aufgaben mit der ihr eigenen Zähigkeit, Ausdauer und der Kraft, nach der man heute lange suchen muss.

Sieht man von den Reisen, die sie nach San Francisco, ins Heilige Land und auch nach Italien, die Schweiz oder Österreich führte, ab, so hatte sie nicht viel Abwechselung in ihrem Leben. Doch für sie waren die Aufgaben, die ihr das Leben abverlangte, eine Art von Bestimmung, die sie bis heute mit großer Geduld meistert. Oma sei sie besonders gerne; Wünsche und Träume für ihre Zukunft habe sie keine mehr, stellte sie am Ende des Gesprächs fest, doch hoffe sie, dass ihre Gesundheit, auch vor dem Hintergrund, dass sie einen kranken Mann zu versorgen habe, weiterhin noch ein wenig mitmacht.

Corona habe ihr Geburtstagsfest zwar etwas getrübt, da man nur zu Hause in kleiner Runde feiern konnte, doch habe sie "lauter Zeug" geschenkt bekommen, dass sie sich schon lange gewünscht habe. "Selbst mein Mann hat mich mit einem Rosenstrauß überrascht", erinnerte sie sich an ihren Ehrentag Mitte Mai zurück.