Auf Technik und Taktik kommt es beim Fahrrad-Trial vor allem an. Foto: Herrenknecht

Ettenheimer Radkünstler holt bei der Trial-WM in China Silber / Bis zu 35 Wettkämpfe im Jahr

Mitte November wurde Dominik Oswald Vizeweltmeister im Fahrradtrial bei der WM im chinesischen Chengdu. Nach zahlreichen Titeln bei Juniorenmeisterschaften und nationalen Wettkämpfen war es der erste internationale Titel des Ettenheimers.

Wenn seine Kollegen bei Herrenknecht in die Mittagspause gehen, macht sich Dominik Oswald bereits auf den Heimweg nach Ettenheim. Feierabend hat der 20-Jährige deshalb jedoch noch lange nicht. Im Gegenteil. Denn so richtig ins Schwitzen kommt der Fahrrad-Trial-Athlet erst am Nachmittag. Bis zu 20 Stunden trainiert der neunmalige deutsche Meister in der Woche, stemmt Gewichte im Fitnesstudio oder springt über selbstgebaute Hindernisse im eigenen Garten. Bis zu 1,70 Meter schnellt er dabei in die Höhe. "Im Winter gehe ich dazu auch mal zu Opa in die Scheune", sagt Oswald. "Das Schöne an dem Sport ist, dass ich mit dem Rad über Hindernisse komme, die ich zu Fuß nur sehr schwer überwinden könnte."

Bereits mit sechs Jahren hatte Oswald seine Liebe zum Radsport entdeckt: "Bei uns im Dorf wurde ein Mountainbike-Verein gegründet. Irgendwann hat jemand ein Trial Bike mitgebracht, da war es um uns alle geschehen."

Mit den Jahren wurde Oswald immer besser in seinem Sport - inzwischen ist er in Deutschland sogar die klare Nummer Eins. Und auch im weltweiten Vergleich muss sich der Ettenheimer nicht verstecken: Bei der Weltmeisterschaft im chinesischen Chengdu Ende November musste sich der 20-Jährige einzig seinem Freund, Vorbild und Dauerkonkurrenten, dem Spanier Abel Mustieles geschlagen geben. Aber Neid ist in dieser Randsportart sowieso ein Fremdwort: "Der Sport ist sehr familiär. Manchmal besuche ich Abel an der Costa Brava. Dann wohne ich bei ihm und wir trainieren wirklich intensiv zusammen."

Freundschaft hin oder her, bei der nächsten WM im kommenden Jahr will der Ettenheimer Mustieles dennoch endlich in die Schranken weisen: "Er ist sechs Jahre älter als ich, da muss es mir ja irgendwann gelingen", sagt Oswald lachend. Ohne die Unterstützung seines Arbeitgebers wäre die Ausübung seines Berufs nicht möglich, ist sich der gelernte Industriemechaniker, der in Teilzeit arbeitet, um sich voll aufs Training konzentrieren zu können, bewusst.

Bis zu 35 Wettkämpfe in ganz Europa absolviert der 20-Jährige im Jahr. "Es gibt schon Momente, in denen ich mir überlege, warum ich mir all das antue. Vor allem, wenn die Kollegen am Wochenende feiern gehen", gesteht Oswald. "Aber dann kommt so etwas wie China und plötzlich merkt man, es lohnt sich."

INFO

Das ist Trial

Fahrrad-Trial entwickelte sich in den frühen 1970er Jahren. Grundsätzlich wird Trial mit Rädern ohne Federung und ohne Sattel gefahren. Es wird auf zwei Arten von Fahrrädern getrialt – auf kleineren 20-Zoll-(Raddurchmesser) Trialbikes und auf, vom üblichen Mountainbike abstammenden, 26-Zoll-Trial-Mountainbikes. Beim Trial gilt es, das Fahrrad perfekt zu beherrschen. Dabei fahren Trialer nicht nur, vielmehr hüpfen und springen sie über alle nur erdenklichen Hindernisse, oft auch in schwindelerregender Höhe. Körperbeherrschung, Konzentration, Kraft, Ausdauer und Mut sind gefordert.