Jürgen Brandstaeter (links) in den Farben der SG Meißenheim/Nonnenweier. Foto: Archiv: Wendling

Handballtrainer Jürgen Brandstaeter coacht ab dem 1. Juni 2018 den TV Möhlin in der Schweiz

Nach dem knappen Scheitern in der Bundesliga-Qualifikation hatte Trainer Jürgen Brandstaeter bei der A-Jugend der SG Meißenheim/Nonnenweier im Juni seinen Hut genommen. Ab Juni 2018 ist der Trainer zurück auf der Platte: in der Schweiz.

Beim TV Möhlin in der zweitklassigen Nationalliga B wird der Trainerfuchs aus Altenheim zur kommenden Spielzeit an der Seitenlinie stehen. Genau 130 Kilometer sind es von Brandstaeters Haus in Altenheim bis zur Steinlihalle - das hat der langjährige Bundesliga-Spieler bereits ausgerechnet. "Ich werde vom Verein ein Auto bekommen und damit dürfte es über die A5 eigentlich kein Problem sein", kalkuliert Brandstaeter, der auch weiterhin in Altenheim wohnen bleiben möchte und nur zum Training und den Spielen anreisen wird.

Der Posten bei Möhlin wird demnächst frei, weil es Zoltan Cordas, den derzeitigen Trainer an der Seitenlinie beim TV zurück nach Graz in seine österreichische Heimat zieht. Cordas hatte erst Mitte November seinen Rücktritt bekannt gegeben. Kurz danach kontaktierten die Verantwortlichen Brandstaeter: "Es war in der Branche ja kein Geheimnis, dass ich auf dem Markt war. So etwas spricht sich herum. Die Verhandlungen haben so zwei bis drei Wochen gedauert, bis wir uns auf einen Zweijahres-Vertrag geeinigt hatten."

Um Themen wie Kaderplanung, Spielkonzepte, Ambitionen, aber vor allem auch um Brandstaeters Spezialität Jugendförderung sei es in den Gesprächen gegangen, erzählt der Trainer der "Lahrer Zeitung". Es habe auch Anfragen aus dem Stuttgarter Raum oder von Schweizer Erstligisten, inklusive Jugendinternaten gegeben, aber die große Entfernung habe ihn abgeschreckt, so Brandstaeter. "Ich wollte für den Job nicht umziehen", gesteht der erfahrene Handballer, der in 17 Jahren als Handballtorwart Länder- und Europapokalspiele sowie mehr als 400 Bundesligaspiele absolvierte.

Jetzt also die 11 000-Seelen-Gemeinde im Bezirk Rheinfelden des Kantons Aargau, in der Handball eine lange Tradition hat. Ende der 1960er Jahre hatte das Leder dem Turnsport langsam den Rang abgelaufen. Sogar Länderspiele wurden in der heimischen Steinlihalle durchgeführt. Vorläufiger Höhepunkt der Möhliner Handballbegeisterung war aber ein sagenhafter 18 stündiger Handball-Marathon, der den Verein 1983 sogar einen Eintrag ins Guinness Buch der Rekorde einbrachte.

Handball-Boom dank Andy Schmid

Aber nicht nur im Aargau hätten die Schweizer ihre Handballleidenschaft entdeckt, berichtet Brandstaeter. Im ganzen Land sei auch aufgrund von Stars wie dem Züricher Andy Schmid (Rhein-Neckar Löwen) in den letzten Jahren so etwas wie ein Handball-Boom entfacht worden. "Die Schweizer investieren wirklich sehr viel in den Sport, das Interesse nimmt zu und die Ligen werden immer professioneller", erklärt der Coach.

Eine halbe Million Schweizer Franken (etwa 460 000 Euro) beträgt der Saisonetat des Turnvereins. Der vor gut drei Monaten installierte neue Präsident Simon Mahrer hat hohe Ziele mit dem Klub, der in dieser Saison dem 2.Liga-Platzhirsch aus Basel dicht im Nacken sitzt - dennoch will Mahrer dabei nicht den Breitensport und vor allem die Jugendförderung außer Acht lassen, wie auch Brandstaeter betont: "In zwei bis drei Jahren will der TV Möhlin in die Nationalliga A aufsteigen. Bis dahin sind auch die Jugendspieler soweit."

Also wieder Spitzenhandball für den Ex-Profi, der zugibt, während seiner A-Jugend-Bundesligazeit bei der SG Meißenheim/Nonnenweier wieder "Blut geleckt" zu haben. "Ich wollte schon höherklassig trainieren." Noch einmal Landesliga oder Südbadenliga wollte sich der 55-Jährige nicht antun: "Da fehlen dann immer welche beim Training oder beim Spiel, weil sie zur Oma zum Geburtstag müssen oder so, da kann man nicht planen"

In den nächsten Wochen und Monaten wird der Trainer häufiger den Weg über die A5 nehmen müssen. "Ich muss noch meinen Trainer B-Schein auffrischen und mein kommendes Team unter die Lupe nehmen", so Brandstaeter. Dreimal habe er die Mannschaft, die er als "sehr professionell" einschätzt, bereits gesehen. Unterstützung bei seinem neuen Projekt holt er sich möglicherweise aus der Heimat: "Ich habe einige ehemalige Spieler im Blick", gibt Brandstaeter unumwunden zu. Vor allem Ex-Spieler, aus Meißenheim/Nonnenweier, die es erst vor der Saison zum Drittligisten SG Köndringen/Teningen gezogen hat, stehen möglicherweise im Fokus. "Unser Niveau ist höher als das in der deutschen dritten Liga. Wer also professionell spielen will, hat in Möhlin eine echte Chance."

Info: Lange Karriere

Nach 17 Jahren als Handballprofi, in denen Jürgen Brandstaeter unter Trainerlegenden wie Arno Ehret, Sead Hasanefendic, Heiner Brand und Petre Ivanescu trainierte, wechselte der Altenheimer schließlich selbst auf die Trainerbank. .Als Coach hatte er in den letzten 18 Jahren Erfolg mit verschiedenen Teams im südbadischen Raum, wie zum Beispiel dem TV Willstätt, TV Herbolzheim, TUS Helmlingen, TuS Altenheim und eben zuletzt dem HTV Meissenheim.