Die Orgeln werden auf Herz und Nieren geprüft, schließlich könnten sie Vorbild für die neue Orgel in Oberndorf werden. Foto: Weber

Zu einer zweiten Ausfahrt, um sich passende Orgeln anzusehen und anzuhören, machten sich kürzlich zwölf Mitglieder der Orgelfreunde Oberndorf auf den Weg.

Oberndorf - Das erste Ziel war die Stadtkirche in Aalen. Bei der "Musik zur Marktzeit" hatte man gleich Gelegenheit, sich in den Klang des Instruments, das 2009 von der Orgelbaufirma Rieger erstellt wurde, einzuhören.

Jonas Hillermeyer (Trompete) und Organist Thomas Haller hatten ein Programm zusammengestellt, das Stücke vom Barock bis zur klassischen Moderne bot. Neben einer strahlenden Trompete ließ sich die Orgel mit silberhellem Klang, aber auch mächtigen Zungenpfeifen hören. Nach diesen ersten Eindrücken durften die Oberndorfer die Orgel näher in Augenschein nehmen.

Thomas Haller führte vor, wie ein Crescendo durch Registrierung aufgebaut werden kann; die Orgel hat aber auch ein Jalousienschwellwerk. Sehr aufmerksam verfolgte der "Orgel-Spähtrupp" die Ausführungen, besonders Michael Link, dessen "Hausinstrument" die neue Orgel sein wird.

Zahlensymbolik spielt mit

An der nächsten Station, Giengen an der Brenz, wurden die Kundschafter aus Oberndorf von Bezirkskantor KMD Stephen Blaich begrüß. Zunächst stellte dieser die Kirche selbst vor. Der Sachverständige zeigt, dass der Orgelprospekt (fast) die Umrisse der Klosterkirche von Neresheim darstellt.

1906 haben die Zwillingsbrüder Link, die bei Orgelbau Walcker in Ludwigsburg gelernt hatten, "ein großes Projekt hingestellt". Dieses Instrument ist nahezu im Original erhalten. Ein wenig Zahlensymbolik spielt auch mit: Es sind 51 Prospektpfeifen und 51 Register. Sie weisen auf 1851, das Gründungsjahr der Firma Link, hin.

Nun zeigte Stephen Blaich eine Besonderheit dieser Orgel. In der Zeit, als sie gebaut wurde, war ein besonders expressiver Klang erwünscht. Das Festliche sollte herausgestrichen werden.

Winddruck hat sich erhöht

Der Winddruck in den Orgeln hat sich im Laufe der Entwicklung von rund 30 Millimetern Wassersäule auf 100 erhöht. Bei den in diesem Werk vorhandenen Hochdruckregistern (Stentor-Flöte, Stentor-Gambe und Tuba mirabilis) wird mit einem Winddruck von bis zu 300 gearbeitet. Es ergibt einen mächtigen Ton.

Das Instrument hat eine pneumatische Traktur und verfügt über eine außergewöhnlich große Zahl an Flöten- und Streicherregistern, die über drei Manuale und ein Pedal angesteuert werden können.

Nun setzte sich Michael Link auf die Orgelbank. Ihn interessierten vor allem die recht seltenen Register wie die "vox humana" sowie die Koppelungsmöglichkeiten und Spielhilfen, die zusammen mit den Hochdruckregistern interessant werden.

Für Laien verwirrend

Die Programmiermöglichkeiten wurden mit dem Orgelsachverständigen intensiv besprochen. Die Anzahl von Schaltern und Schaltwippen dürfte für einen Laien verwirrend gewesen sein. Auch das stufenlose Crescendo, ein Registerschwellwerk, war von großem Interesse.

Weiter ging die Fahrt in die Martinskirche nach Langenau, wo Pfarrer Martin Hauff die Gruppe begrüßte und von den organisatorischen Arbeiten beim Orgelbau berichtete. Das Besondere an der Orgel in Langenau ist der Prospekt, also das Gehäuse, das auf die 1752/53 von Georg Friedrich Schmahl errichtete Orgel zurückgeht und beim Umbau durch die Brüder Link 1906/07 nur unwesentlich verändert worden ist.

Doch die Orgel der Brüder Link kam in die Jahre, und man musste sich schließlich für einen Neubau entscheiden, bei dem allerdings vieles aus der Link-Orgel vom Beginn des 20 Jahrhunderts integriert werden konnte.

Der Bauvertrag mit der Firma Markus Lenter aus Sachsenheim wurde 2011 unterzeichnet; der Tag der Orgeleinweihung war der 10. November 2013. Dieses Instrument, so Kantor Hans-Martin Baumwarth, sei sehr vielseitig. Es hat eine mechanische Traktur, ist aber auch elektronisch anspielbar.

Geheimnis enthüllt

Organist Conrad Schütze demonstrierte, wie sich unterschiedliche Töne und Register mischen lassen. Das Werk muss auf einer Kegellade stehen; dadurch entsteht ein ganz leicht "spuckender" Ton. Die kann durch Variation des Anschlags unterdrückt werden. Doch gerade bei Registern wie der "Viola da gamba" ergibt sich damit der perfekte Klang, der beim Anstreichen der Saite entstehen würde.

Jetzt setzte sich auch Hans-Martin Baumwarth an die Orgel und stellte noch einige Zungenstimmen vor, beispielsweise ein gravitätisch klingendes Fagott. Kantor Baumwarth ließ es sich nicht nehmen, der Gruppe ein kleines Geheimnis dieser Orgel zu zeigen, das die Orgelbauer kostenlos integrierten. Klappt man den Notenständer hoch, verbergen sich dahinter zwei Türchen. Öffnet man sie, erscheinen Hilfsmittel, um dem trockenen Orgelwind trotzen zu können.

Noch einen Trumpf hatte Baumwarth im Ärmel: Zum Abschied ließ er den "Zimbelstern", ein barockes Effektregister, das den Klang der Glöckchen der Engel auf Erden bringen soll, erklingen.