Eine Paketsortiermaschine im Paketzentrum Köngen: In der Adventszeit gehen hier täglich bis zu 300.000 Sendungen ab und ein. Foto: Firmenfoto

Rekord: Über 200.000 Päckchen im Paketzentrum Köngen in einer Nacht umgeschlagen.

Esslingen - Es ist kurz nach 10 Uhr morgens. Die Tür geht auf. Miguel Astorgano kommt ins Büro. Er grinst und sagt: „Wir haben es geschafft!“ Erhard Veigel, Leiter des Paketzentrums in Köngen, lacht. Sie schütteln sich die Hände. Astorgano ist der Leiter der Nachtschicht im Paketzentrum. In der Nacht von Montag auf Dienstag dieser Woche wurden dort 204 337 Pakete bearbeitet – alle aus der Region Stuttgart. Der Rekord aus dem Jahr 2010 ist damit gebrochen. Durchschnittlich werden in der Region täglich knapp 100.000 verschickt. Nur in der Weihnachtszeit sind es mehr.

„Wir hatten damit gerechnet, dass wir in dieser Nacht die Marke von 200.000 Päckchen durchbrechen“, erklärt Veigel. Damit immer die richtige Anzahl an Mitarbeitern zur Verfügung steht, erstellt die Post tägliche Prognosen. In den letzten Jahren seien immer mehr Päckchen versendet worden.

Im Schnitt verzeichnet das Paketzentrum in Köngen einen jährlichen Zuwachs von zehn Prozent. Veigel schiebt das auf das Einkaufsverhalten vor allem der jungen Menschen. Der Online-Handel ersetze in dieser Generation das Warenhaus. Und das wirke sich auch bei der Post aus. Dem Bundesverband Informationswirtschaft (Bitkom) zufolge kaufen mindestens 24 Millionen Deutsche in diesem Jahr ihre Weihnachtsgeschenke im Internet.

Umsatzvolumen 6,4 Millionen Euro

Der Bundesverband des Deutschen Versandhandels (BVH) bestätigt diesen Trend. Dort heißt es, dass das Weihnachtsgeschäft in diesem Jahr im interaktiven Handel gut bis sehr gut laufe. „Wir rechnen aufgrund unserer Kundenbefragung mit einem Weihnachts-Umsatzvolumen von 6,4 Milliarden Euro“, sagt eine Sprecherin des Verbandes. Das ist ein Plus von sieben Prozent. Allein der Online-Anteil liege voraussichtlich bei 4,2 Milliarden Euro – 17 Prozent Steigerung im Vergleich zu 2010. Bis zum 24. Dezember könnten diese Zahlen sogar noch übertroffen werden: „45 Prozent unserer Online- und Versandhändler rechnen mit höheren Umsätzen als zu Weihnachten 2010“, sagt die Sprecherin.

Mittlerweile ist es kurz vor elf. Noch ist es im Paketzentrum in Köngen ruhig. Die ersten Paketfahrer kommen vereinzelt an. Hinter Steffen Carl stehen gelbe Stahlkörbe voller Päckchen in einer langen Reihe. Aus dem vordersten nimmt er ein Päckchen nach dem anderen heraus und legt es auf das Förderband vor sich. Sofort wird es weggezogen.

500 Päckchen pro Minute

500 Päckchen pro Minute

Im Bruchteil einer Sekunde liest die Sortiermaschine die Adresse ein. Dadurch weiß die Anlage, wohin das Päckchen verschickt werden soll. Das Päckchen fährt so lange auf dem Förderband mit, bis es an der richtigen Rutschbahn angekommen ist, die entlang des Förderbandes befestigt ist. Dort angekommen, wird es automatisch vom Band heruntergekippt und ist damit bereits auf dem Weg zu einem der 33 Paketzentren der Post.

Obwohl 500 Päckchen in der Minute über die Bänder gleiten, ist von Aufregung nichts zu spüren. „Wichtig ist, dass wir sehr ruhig produzieren“, sagt Erhard Veigel, der Leiter des Paketzentrums. Man dürfe keine Hektik aufkommen lassen, denn das führe meist zu Fehlern.

Acht Tonnen in einer Stunde

Mittlerweile stehen Steffen Carl die Schweißperlen auf der Stirn. In einer Stunde muss eine Fachkraft zwischen 900 und 1000 Pakete auf das Förderband legen. Bei einem durchschnittlichen Paketgewicht von knapp acht Kilogramm müssen so knapp acht Tonnen in einer Stunde bewegt werden. „Das schafft man keine acht Stunden lang“, sagt Veigel.

Deshalb arbeiten die Fachkräfte im Paketzentrum auch maximal vier bis fünf Stunden. Insgesamt arbeiten 200 Mitarbeiter täglich im Paketzentrum in Köngen. Zur Weihnachtszeit muss sich die Post trotzdem Verstärkung holen: „In der Adventswoche beschäftigen wir noch einmal hundert Helfer zusätzlich“, sagt Veigel. Vor allem Angehörige der Mitarbeiter helfen in der Weihnachtszeit aus. „Die Post ist wie ein kleiner Familienbetrieb“, sagt Veigel und lacht.

Genau abgestimmter Fahrplan

Ab 13 Uhr nimmt die Anzahl der Päckchen auf dem Förderband der Sortiermaschine fast minütlich zu. Bis 20.30 Uhr werden jetzt die Pakete bearbeitet, die aus der Region Stuttgart innerhalb Deutschlands verschickt werden. In der Nacht werden dann die Päckchen sortiert, die nach Stuttgart geschickt wurden. Dazu kommen die Fahrer in einem genau abgestimmten Fahrplan im Paketzentrum an. Den Morgen über haben sie die Päckchen entweder bei Firmen oder bei Postfilialen abgeholt.

Am Ende des Tages sind alle Päckchen in den richtigen Lastwagen verladen. „Das ist auch wichtig“, sagt Erhard Veigel. Denn natürlich wolle jeder die bestellten Geschenke auch pünktlich unter dem Weihnachtsbaum liegen haben. „Gerade für die Post ist Weihnachten Ehrensache!“