Ein Skandal verkauft Bücher – doch dass in einer Version von Omid Scobies Buch „Endgame“ offenbar versehentlich Namen landeten, die da nicht hineingehörten, sorgt jetzt in Großbritannien für erbitterte Auseinandersetzungen.
Es hätte sein großer Moment sein sollen: Endlich durfte König Charles III. auf einer Weltklimakonferenz sprechen, nachdem ihm die Regierung Truss das vergangenes Jahr noch verwehrt hatte. Bei COP28 in Dubai redete der britische König den Staatenlenkern ins Gewissen, forderte eine „entscheidende Wende im Kampf gegen die Erderwärmung“. Endlich hatte der grüne Monarch, der Klimakönig seinen Auftritt.
Aber daheim in Großbritannien sprach fast keiner von COP28, sondern über ein Buch, eigentlich eines unter vielen, die sich um die britische Königsfamilie nach dem Rückzug der Sussexes drehen: „Endgame“ von Omid Scobie. Man wusste vorab, dass es freundlich zu Prinz Harry und Herzogin Meghan sein würde und kritisch zum Rest der Familie Windsor, dafür ist der Autor bereits bekannt. Was man nicht ahnen konnte? Dass dieses Buch ein Thema wieder aufwerfen würde, von dem man im Palast gehofft hatte, es gerate langsam aber sicher in Vergessenheit: Wer spekulierte vor Archies Geburt über die Hautfarbe des Babys? Herzogin Meghan, Tochter einer schwarzen Mutter und eines weißen Vaters, hatte davon 2021 im Interview mit Oprah Winfrey berichtet.
In der niederländischen Version des Scobie-Buchs standen zwei Namen – die es in der englischen Version nicht gab. Hektisch machte sich der Verlag in den Niederlanden daran, die Bücher wieder einzusammeln. Doch zu spät, die Namen waren in der Welt.
Zunächst schrieben britische Medien noch von „Senior Royals“, dann übernahm es der sehr monarchiefreundliche, pikanterweise wegen abfälliger Bemerkungen über Meghan geschasste ehemalige „Good Morning Britain“-Moderator Pierce Morgan, Großbritannien wissen zu lassen, wessen Namen in der niederländischen Version standen: Nämlich die von König Charles und Prinzessin Kate. Danach hörten auch die „Times“, die BBC und die meisten anderen britischen Medien den Eiertanz auf und „named names“, wie es passenderweise im Englischen heißt, wenn man Klartext spricht.
Scobie wird nicht müde zu betonen, er wisse nicht, wie die Namen in die niederländische Version gekommen seien – er habe sie nicht geschrieben. Die niederländischen Übersetzerinnen beharrten allerdings ebenfalls darauf, nichts hinzugefügt zu haben.
Seither befindet sich Großbritannien im Aufruhr. Der konservative Abgeordnete Bob Seely schlug am Sonntag in der „Mail on Sunday“ vor, Harry und Meghan ihre Titel als Herzog und Herzogin von Sussex abzuerkennen: „Wenn jemand nicht royal sein möchte, ist das eine Entscheidung, die wir respektieren - aber sie sollten keine Titel und Privilegien behalten, wenn sie eine Institution beschädigen, die eine wichtige Rolle in unserem nationalen Leben spielt.“ Auch der frühere Premier Boris Johnson mischte sich mit einem Meinungsbeitrag in die Debatte ein, in dem er Archie als „princeling“ titulierte. Ndileka Mandela, die Enkelin des 2013 verstorbenen südafrikanischen Freiheitskämpfers und Präsidenten Nelson Mandela, verteidigte die Sussexes dagegen bei der BBC.
Am Donnerstag, als in den britischen Medien der Sachverhalt hoch und runter diskutiert wurde, hatten Prinzessin Kate und Prinz William einen Abendtermin in London: Die Wales’ besuchten die traditionelle vorweihnachtliche Royal Variety Performance. Äußerlich gelassen und bestens gelaunt schritt Kate in einem petrolblauen Abendkleid an der Seite ihres Mannes in die Royal Albert Hall. Innerlich soll vor allem aber Prinz William vor Wut schäumen. Debattiert wird innerhalb der Palastmauern offenbar auch, juristisch gegen Omid Scobies Buch vorzugehen.
Sollte der Palast gehofft haben, die Sussexes würden Charles und Kate jetzt beispringen, sie vielleicht verteidigen, wird er eines Besseren belehrt. Harry und Meghan äußern sich nicht. Aus Montecito kommt bislang: Schweigen.