Foto: epa

Cathleen Martini und Romy Logsch ziehen sich bei einem Sturz Prellungen und Verbrennungen zu.

Whistler - Die deutschen Bobfahrerinnen sind im Whistler Sliding Centre überraschend ohne Medaille geblieben. Doch das war am Ende des vierten Laufs nur noch Nebensache. Viel wichtiger war, dass alle gesund geblieben sind.

Soll noch mal einer sagen, beim Frauen-Bob sei nichts los. Im Whistler Sliding Centre konnte man sich jedenfalls vom Gegenteil überzeugen. Grölende Iren, halbnackte Amerikaner und enthusiastische Kanadier sorgten für eine Stimmung, die schon beinahe volksfestwürdig war. Doch auf einmal war alles still.

Es war der Moment, als der Bob Deutschland II die Kurve elf erreicht hatte. Es ruckelte gewaltig, die Schieflage war schon zu erkennen, und wenig später passierte das, was nicht passieren sollte, wenn zwei Frauen in einem Bob mit gut 140 Stundenkilometern den Eiskanal hinunterbrettern: Der Bob kippte um. Cathleen Martin, die Pilotin, zog reflexartig den Kopf ein, hinter ihr klammerte sich Romy Logsch an ihrem Gefährt fest, so gut sie konnte - doch irgendwann waren die Kräfte, die da wirkten, zu groß. Die 28-Jährige konnte sich nicht mehr halten, rutschte samt einer schwarzen Abdeckung aus dem Bob, streckte alle viere von sich und schlitterte spektakulär über das Eis. Immerhin: Als alle drei - Logsch und der Bob mit Martini - zum Stehen gekommen waren, gab es erste Zeichen der Entwarnung. Keine der beiden Fahrerinnen war ernsthaft verletzt worden. "Das ist erst mal das Wichtigste", sagte Bundestrainer Thomas Schwab.

So ganz ohne Schrammen war das ganze Malheur aber natürlich nicht vonstatten gegangen. Cathleen Martini ("Ich konnte es nicht mehr retten") zog sich beim Schlittern über das Eis Verbrennungen zu, Romy Logsch klagte wenig später über einen dicken Knöchel und eine leicht lädierte Schulter. Aber sie wusste: Es hätte viel schlimmer kommen können. "Ich bin froh, dass es so ausgegangen ist", sagte sie und versuchte, sich an den Moment zu erinnern, als der Unfall seinen Lauf nahm. Aber das klappte nicht so richtig.


Bilder, Medaillen und alles Wichtige aus Vancouver
finden Sie in unserem Olympia-Spezial!


Die Kurve 13 sei ihr endlos lang vorgekommen, wusste sie noch - und dann "merkte ich plötzlich, wie es auf der Schulter brennt". Ab diesem Moment sei dann alles wie von selbst passiert, an bewusste Handlungen kann sie sich nicht erinnern. Weil man das Verhalten im Falle eines solchen Sturzes ja auch nicht trainieren kann. Und weil sie auch keine Erfahrungswerte hat. "Es war ja mein erster Sturz", sagte sie und zog dann doch noch was Positives aus dieser kritischen Situation: "Jetzt bin ich eine richtige Bobfahrerin."

Dass sie in diesem Moment auch die Chance auf eine Medaille verspielt hatten, daran "habe ich in diesem Moment überhaupt nicht gedacht". Ohne Medaille geblieben ist auch Sandra Kiriasis, die darüber ziemlich enttäuscht war: "Ich habe keinen einzigen guten Lauf gezeigt." Bundestrainer Thomas Schwab kündigte dann noch Konsequenzen, Änderungen in der Trainingsarbeit und einen personellen Umbruch an: "In dieser Disziplin ist ein Loch zu erwarten." Dann wurde Kiriasis noch zum Unfall der Kolleginnen befragt. Und es wurde klar, dass das Verhältnis unter den deutschen Bobfahrerinnen nicht unbedingt das herzlichste ist.

Frage: "Was sagen Sie zu diesem Sturz?"

Kiriasis' Antwort: "Na, ein Sturz eben."

"Sah aber schlimm aus."

Reaktion von Kiriasis: "Sah eben aus wie ein Sturz."

Mitgefühl hört sich anders an.