Grenzenlose Begeisterung filmt hier Jan Rotter (vorn rechts), um den Augenblick auch für seine Ehefrau Aline zu konservieren, die soeben Gold im spannungsgeladenen Finale gewonnen hat. Foto: Kommert

Aline Rotter-Focken hat etwas Einmaliges geschafft, jeden Tag ihres Lebens davon geträumt, Olympiasiegerin zu werden und jetzt ist es wahr geworden: Die Wahltribergerin ist die erste deutsche Frau, der es am Montag gelang, bei den Olympischen Spielen in Tokio eine Goldmedaille im Ringen zu gewinnen.

Triberg - Die ganze Raumschaft drückte der 30-jährigen Ringerin am Montagnachmittag die Daumen. Alle fieberten mit ihr bei ihrem letzten Kampf ihrer Sportkarriere mit, wer konnte feuerte sie zuhause vor dem Fernseher oder im neuen Triberger Event-Kino (TEK) an. Dort verfolgten rund 50 Besucher, die Ringerfamilie Rotter samt Fan-Club und Sportvereinsmitglieder, live den spannenden Wettkampf-Krimi, den sich Aline Rotter-Focken mit der fünffachen Weltmeisterin im Ringen der Frauen-Schwergewichtsklasse bis 76 Kilogramm, der US-Amerikanerin Adeline Gray, lieferte.

Erster Applaus flackerte auf, als Gray wegen Inaktivität bestraft wurde und "Ali" ein Punkt zugesprochen wurde. Als sie dann einen Angriff der Amerikanerin souverän kontern konnte und mit 3:0 führte, war der Jubel der Fans groß. Dieser steigerte sich ins Unermessliche, als Aline sehr schnell auf 7:0 davonziehen konnte. Danach war sie routiniert genug, den Vorsprung zu verwalten, eine Strafe wegen Inaktivität konnte sie locker verschmerzen und siegte mit 7:3.

Groß war der Jubel, als Rotter-Focken die Sensation zu ihrem Karriereende gelang und somit die bereits am Sonntag schon sichere Silbermedaille noch vergoldete. Die Freude der Fans und des Ehemanns der Olympiasiegerin, der mit seinen Eltern auch diesmal im Kino weilte, war riesig. "Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll, ich bin einfach nur froh und stolz, dass Alines letzter offizieller Kampf auch ihr zugleich wertvollster Sieg wurde", zeigte sich Jan Rotter gerührt. Der Südwestrundfunk, der das Fahnenmeer im Kino mit der Kamera begleitete, interviewte einige Besucher – alle stolz und glücklich. Als offizieller Vertreter der Stadt Triberg strahlte ein begeisterter Stadtmarketingleiter Nikolaus Arnold in die Kamera.

Stadt bereitet Empfang vor

Triberg Bürgermeister Gallus Strobel verfolgte das nervenaufreibende Finale vor dem Fernseher und jubelte am Ende im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten: "Das hat Aline Rotter-Focken super gemacht. Das ist eine Sensation. Ganz Triberg ist stolz auf sie. Sie ist ein Glücksfall für die Wasserfallstadt. Ihr Sieg der Goldmedaille ist auch eine super Werbung für Triberg. Das gab es hier bislang noch nie. Ich zolle dieser Frau höchsten Respekt für diese Leistung." Die Stadt werde für ihre erste Olympiasiegerin, wenn sie nächste Woche wieder zurück sei, einen Empfang geben und sie ihn ihrem "zweiten Zuhause, wie sie selbst vor laufender TV-Kamera sagte, willkommen heißen. "Wir werden uns nicht lumpen lassen", versprach Strobel und verriet: "Die Banner zu ihrer Begrüßung sind bereits bestellt."

Nach ihrer Rückkehr aus Tokio wird sich Rotter-Focken zunächst in ihre Heimat in Krefeld zum Feiern begeben. Etwas Offizielles mit dem Sportverein Triberg wird es laut Vorsitzendem Mike Pfaff wegen der Urlaubszeit erst im September geben.

Zuvor wird die Olympiasiegerin im Ringen selbstredend mit ihrer Familie, allen voran mit ihrem Ehemann Jan, feiern. Auch mit ihm zusammen hatte sich die Spitzensportlerin während der Corona-Pandemie akribisch auf dieses Großereignis zum Ende ihrer Sportlerkarriere vorbereitet. "Sie hat viel dafür geopfert, hat morgens manchmal schon um 6 Uhr trainiert, Gewichte gestemmt, das erforderte oft viel Überwindung, Motivation und Ehrgeiz", erzählte Rotter noch vor dem Finale. Zudem sei sie noch im Gesundheitsmanagement bei der Burger-Group in Schonach tätig, wo man der sportlichen Mitarbeiterin ebenfalls die Daumen drückte.

"Sie hat eine olympische Medaille wahrlich verdient, jetzt schon Geschichte geschrieben", betonte ihr Mann kurz vor dem Wettkampf im Gespräch mit unserer Zeitung. Dass es am Ende die goldene werden würde, hat er zwar gehofft, aber nicht wissen können. "Das Märchen endet schön, man hätte es nicht besser schreiben können", sagte Rotter schon vor dem sensationellen Sieg seiner Ehefrau am Montag.