Die Fernsehübertragungen von den Olympischen Winterspielen im russischen Sotschi kommen derzeit offensichtlich gut an. Foto: dpa

"Olympia schlägt derzeit alles", sagt ARD-Olympiaexperte Werner Rabe. Das Erste und das ZDF erzielen satte Quoten. Rodeln und Biathlon sind die Lieblinge der TV-Zuschauer.

"Olympia schlägt derzeit alles", sagt ARD-Olympiaexperte Werner Rabe. Das Erste und das ZDF erzielen satte Quoten. Rodeln und Biathlon sind die Lieblinge der TV-Zuschauer.

Berlin - Olympia zieht das deutsche TV-Publikum in seinen Bann. 50,90 Millionen Zuschauer haben bereits in der ersten Woche bei ARD und ZDF die Wettkämpfe in Sotschi verfolgt. Das entspricht nach neuen Angaben der TV-Sender vom Freitag etwa 70 Prozent der Deutschen. Das Zuschauerinteresse sei damit schon bei Halbzeit höher als bei den Winterspielen 2010 in Vancouver. Damals waren insgesamt 50,18 Millionen Zuschauer dabei - allerdings fielen vor vier Jahren viele Entscheidungen in der Nacht.

„Die Faszination Olympia lebt auch in Sotschi“, sagte ZDF-Sportchef Dieter Gruschwitz. Top-Quoten von mehr als 9 Millionen und hohe Marktanteile von mehr als 40 Prozent überraschen auch ihn. „Der deutsche Fernsehzuschauer und die User der Online-Angebote zeigen ein großes Interesse an der Berichterstattung über die Spiele in Russland, das wir so nicht erwartet haben“, erklärte Gruschwitz.

Auch ARD-Teamchef Werner Rabe freute sich über die starke Resonanz. „Olympia schlägt derzeit alles“, sagte der BR-Sportchef. Die kritischen Berichte über die „Putin-Spiele“ im Olympia-Vorfeld haben das Interesse der TV-Zuschauer nicht beeinträchtigt. „Sie können offenbar trennen zwischen der schwierigen Gesamtsituation der Spiele in Sotschi und ihrer sportlichen Attraktivität“, sagte Gruschwitz.

Rodeln und Biathlon haben sich in der ersten Woche als olympische Lieblingsdisziplinen erwiesen. Das Finale im Rodel-Einsitzer der Herren verfolgten am Sonntag 9,21 Millionen Zuschauer, die Eröffnungsfeier am vergangenen Freitag im ZDF 8,97 Millionen und das Skispringen von der Normalschanze 8,7 Millionen Olympia-Fans. Am Donnerstag hängte die siegreiche Rodel-Staffel mit 6,94 Millionen sogar das Biathlon-Silber von Erik Lesser (5,35 Millionen) ab.

Bei diesen Zahlen spielt die Übertragungszeit eine große Rolle. „Hier sind natürlich diejenigen Sportarten besonders im Vorteil, die in den Abendstunden, in denen die Fernsehnutzung grundsätzlich sehr hoch ist, gezeigt werden“, erklärte Stefan Geese von der ARD-Medienforschung. Bei den Marktanteilen, die beschreiben, welcher Anteil des aktuellen TV-Publikums sich für eine Sendung entschieden hat, seien die bekannten „Verdächtigen“ wie Biathlon stärker vertreten.

So lag am Donnerstag Biathlon mit 37,4 Prozent bei den Marktanteilen knapp vor Rodeln (37,1). Das Verfolgungsrennen der Skijäger erreichte am Montag einen Top-Marktanteil von 41,0 Prozent. Bisher erzielten die Übertragungen im Durchschnitt Marktanteile von 26,7 Prozent (ARD) und 28,7 Prozent (ZDF). Auch das Onlineangebot wird nachgefragt. Insgesamt wurden die Livestreams von ARD und ZDF während der ersten Olympia-Woche 14,3 Millionen Mal aufgerufen.

Vergleiche mit Vancouver 2010 sind problematisch, da Sotschi eine andere Zeitzone hat. Die Zeitverschiebung von drei Stunden schadet den öffentlich-rechtlichen Sendern nicht, auch wenn nach 20 Uhr und damit zur besten Sendezeit (Primetime) Olympia Pause hat.

Die Winterspiele werden auch im Web aufbereitet - und nicht nur für den PC, sondern auch für Mobilgeräte. Viele Portale und Zeitungssites offerieren Live-Ticker, die auch auf dem Tablet oder Smartphone gut mitverfolgt werden können. Die ZDF-Mediathek-App, über die man auch Olympia-Liveübertragungen auf dem Handy schauen kann, wurde beim Google Play Store zwischen einer und fünf Millionen Mal heruntergeladen. Apple gibt solche Zahlen für den App Store nicht an, aber in der Kategorie Sport sind mehrere Olympia-Apps in den Top Ten.

Auf Twitter fallen die Reaktionen auf den Erfolg der deutschen Mannschaft auch ironisch aus: „Erwarte einen Rodelboom. Auf der Asche von Tennisplätzen entstehen Hunderte Eisbahnen zwischen Flensburg und Freiburg“, schrieb Twitter-User Klaas Reese (@Sportkultur). Weltweit landeten die Themen aus Sotschi allerdings nicht in den „Trending Topics“ des Kurzmitteilungsdienstes. Und auch in Deutschland debattierten die sportinteressierten Twitter-Anwender eher über den Niedergang des Hamburger SV als über die ersten Olympischen Winterspiele in Russland.