Konflikte zu Haus in der Familie, im Job oder in der Schule: Viele Wege führen verzweifelte Jugendliche auf die Straße in die Obdachlosigkeit, die Off Road Kids können helfen, dass es erst gar nicht so weit kommt. Foto: Hausmann

Obdachlosigkeit bei jungen Menschen kann wirksam verhindert werden, wenn schnelle Hilfe angeboten wird, das ist die Erfahrung der Hilfsorganisation Off Road Kids.

Bad Dürrheim - Die Zahl digitaler Hilferufe ist rasant gestiegen, mittlerweile melden sich über 80 Prozent aller jungen Menschen, die obdachlos oder von Obdachlosigkeit bedroht sind, online über die Plattform www.sofahopper.de. Über 3000 verzweifelte junge Menschen suchten nach Angaben der Stiftung 2021 über Off Road Kids Hilfe.

Für mehr als 1300 junge Menschen hat die Hilfsorganisation eine neue Unterkunft gefunden, beziehungsweise bestehenden Wohnraum sichern können. Dies ist ein Plus von 24 Prozent und ein Beleg für die weiter dramatische Situation der jungen Menschen ohne familiären Halt. "Als wir 2018 mit sofahopper.de, dem ersten virtuellen Hilfsangebot für obdachlose junge Menschen in Deutschland, gestartet sind, war das als Ergänzung zur Beratung in unseren Streetwork-Stationen gedacht. Heute kommen zusätzliche 80 Prozent der jungen Menschen über den digitalen Weg zu uns", erläutert Markus Seidel, Vorstandssprecher der Off Road Kids Stiftung.

"Verdeckte Obdachlosigkeit"

Off Road Kids hat früh auf Digitalisierung gesetzt und so insbesondere während der Corona-Pandemie die Hilfsangebote nicht nur aufrechterhalten, sondern sogar ausweiten können. Die Analysen der Off Road Kids Stiftung zeigen auch, dass 40 Prozent der Hilfesuchenden noch nicht völlig obdachlos sind. Sie finden Unterschlupf bei wechselnden Gastgebern und hangeln sich in "verdeckter Obdachlosigkeit" von Sofa zu Sofa.

"Die Zeitspanne, bis junge Menschen auf der Straße landen, wird dadurch länger. Das ist die Chance, die wir haben, um diesen Menschen eine Perspektive zu ermöglichen und das Abrutschen zu verhindern", so Seidel weiter. Die Off Road Kids Stiftung setzt mit einer deutschlandweit einzigartigen Kombination von digitaler und analoger Beratung auf schnelle, professionelle Hilfe.

Zum Zeitpunkt der Hilfeanfrage ist rund ein Viertel der jungen Menschen bereits obdachlos, bei den anderen droht der Wohnungsverlust oder die Obdachlosigkeit: Die Zahlen der Off Road Kids Stiftung belegen auch, dass es häufig mehrere Problemlagen sind, die von den Sozialarbeitern bearbeitet werden: Neben der Wohnsituation, sind es Probleme mit Behörden, Überschuldung, Erkrankungen sowie die Themen Schule und Ausbildung.

14 600 Beratungstermine im Jahr 2021

Über 14 600 Beratungstermine 2021, fast doppelt so viele wie im Vorjahr, dokumentieren den Bedarf. Hintergrund für den Ansturm waren vor allem schwerwiegende Zerwürfnisse in vorbelasteten Familien durch die plötzliche räumliche Nähe. Die Lockdowns senkten zudem die Bereitschaft von Freunden und Bekannten, betroffenen jungen Menschen ein "Sofa" anzubieten.

Mit 8418 (Stand 31.12.2021) erfolgreich in neue, dauerhafte Zukunftsperspektiven vermittelten jungen Menschen seit 1993 hat die Off Road Kids Stiftung auch maßgeblich dazu beigetragen, dass sich Szenetreffpunkte junger Obdachloser vielfach aufgelöst haben. "Wichtigster Erfolg unserer Arbeit ist, dass die frühe professionelle Hilfe wirksam Abstürze in die völlige Obdachlosigkeit und die Abwärtsspirale des Straßenlebens verhindert", so das Fazit des Gründers und Vorstandssprechers Markus Seidel. Die dauerhafte Abhängigkeit betroffener junger Menschen von sozialen Versorgungs- und Hilfeleistungen kann so nachhaltig reduziert werden.

Info: Off Road Kids Stiftung

Die Off Road Kids Stiftung ist seit 1993 die erste und einzige bundesweit arbeitende Hilfsorganisation für Straßenkinder, junge Obdachlose und junge Menschen in Deutschland, die von Obdachlosigkeit bedroht sind. Die Streetworker der Stiftung haben das Ziel, die bestmögliche Zukunftsperspektive für diese jungen Menschen zu finden. Mit Streetwork-Stationen in Berlin, Dortmund, Frankfurt, Hamburg und Köln bietet Off Road Kids Anlaufstellen an den wesentlichen Brennpunkten. www.sofahopper.de ist die bundesweite verfügbare, virtuelle Streetwork-Station. Der methodische Ansatz besteht aus professioneller Beratung, Situationsanalyse, Begleitung und Nachbetreuung. Finanziert wird die Straßensozialarbeit von Off Road Kids vor allem aus Spenden. Zu den Hauptförderern zählen die Deutsche Bahn Stiftung, die CG Elementum AG, die Bausparkasse Schwäbisch Hall, die Bahn-BKK, die Permira Beteiligungsberatung, Der Verein Wirtschaft kann Kinder, Amazon, Vodafone, BNP Paribas, RTL – wir helfen Kindern, Deutschland rundet auf und das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Weitere Informationen unter www.offroadkids.de, sofahopper.de, amily-neustart.de.