Kommunales: Ein Teil des Rathauses sowie einige weitere Gebäude sollen mit dem nachwachsenden Rohstoff gebaut werden

Mit einem Wald-Flächenanteil von rund 75 Prozent und einem Waldeigentum von fast 900 Hektar ist Holz ein wichtiger Baustoff in der Gemeinde Oberreichenbach. Das spiegelt sich auch in bereits umgesetzten und noch geplanten Bauvorhaben wider.

Oberreichenbach. Die Gemeinde orientiere sich grundsätzlich an Nachhaltigkeit, wenn es um Neu-, An- und Umbauten geht, erklärt Bürgermeister Karlheinz Kistner. Und Holzbau sei CO2-neutral, denn Bäume speichern Kohlenstoffdioxid. Verrotten sie im Wald, geben sie es wieder frei. Werden sie als Baustoff eingesetzt, binden sie es weiterhin.

In der Gemeinde gebe es bereits Wohnhäuser, die mehrere Hundert Jahre alt und in Holzbauweise erstellt sind. Bei neueren Vorhaben greift man auch konsequent auf den nachwachsenden Rohstoff zurück. Einzige Ausnahme sind Projekte wie die Sanierung des Rathauses Igelsloch, welches im unteren Bereich als Steinhaus ausgeführt ist. Hier eine Wand herauszureißen und mit Holz neu aufzubauen stünde nicht nur im Konflikt mit dem Denkmalschutz, sondern sei auch nicht nachhaltig, sondern vielmehr ein ökologischer Schaden.

Holzbau habe aber noch mehr Vorteile, erzählt Kistner. Der Bau sei schneller, wie man beispielsweise beim neuen Kindergarten in Würzbach sehe. Baubeginn war im Juli, Fertigstellung wird voraussichtlich im Juni 2021 sein. Der Anbau am Rathaus Oberreichenbach ist ebenfalls in Holz geplant. Dadurch erhöht sich der Zuschuss vom Entwicklungsprogramm Ländlicher Raum (ELR) von 40 auf 45 Prozent. Außerdem vermutet Kistner, dass der Antrag wegen dieser nachhaltigen Bauweise genehmigt worden sei. Rathäuser würden nämlich nur selten gefördert. Auch die Halle und das Haus der Begegnung in Würzbach sind mit Holz gebaut. Der Kindergarten Oberreichenbach, der bereits etwa 30 Jahre auf dem Buckel hat, ebenfalls.

In der Regel sei Holzbau acht bis zehn Prozent teurer, weiß der Rathauschef. Allerdings seien die Baukosten in den vergangenen Jahren etwa 30 Prozent nach oben geklettert, bei Holzbau nur etwa zehn Prozent. Er schätzt, dass die Bauweise dadurch allmählich kostenneutral wird.

Ein kleines Problem beim Holzbau sei die Einhaltung von Brandschutzvorgaben in Veranstaltungsräumen, so Kistner weiter. Das sei hier schwieriger zu erreichen, obwohl "jeder Feuerwehrmann lieber in ein Holzhaus reingeht, wo er sieht, wie viel noch steht, als in ein Haus mit Metallträgern, das jeden Moment plötzlich einstürzen kann".

Bewusster Einsatz

Im Kontext des Förderantrages für das Rathaus in Oberreichenbach spricht der Bürgermeister von einer Trilogie des innovativen Holzbaus. Gemeint sind damit neben dem Rathaus die Ertüchtigung der Sport- und Mehrzweckhalle in Würzbach sowie der Bau des Dorfgemeinschaftshaus Oberkollbach. "Mit diesem Projekt könnte erneut anschaulich dargestellt werden, was mit dem Baustoff Holz alles möglich ist, vor allem nachdem sehr viele Bürgerinnen und Bürger sich aktiv an dem Projekt beteiligen", fasst er zusammen.

"Die Planungen sehen vor, dass zum Schutz der natürlichen Ressourcen und Stärkung der regionalen Wirtschaftskreisläufe das natürliche und nachhaltige Baumaterial Holz innovativ verwendet werden soll", so Kistner.

Wie attraktiv Holzbauten sind, zeigt für Kistner insbesondere der Vergleich zwischen Alt und Neu im Falle der Würzbacher Halle. In ihrer alten Form erschien sie "dunkel und wenig einladend", findet Kistner, nun nach der Renovierung stehe sie "hell und freundlich" da.

Bei einigen Vorhaben soll durch den bewussten Einsatz der Weißtanne zudem der "Dreiklang regional, hell, harzfrei" unterstrichen werden. Immerhin sei im Kreis Calw die Weißtanne prozentual am höchsten in ganz Baden-Württemberg vertreten. Beim Neubau des Würzbacher Kindergartens wird das Holz zum Einsatz kommen und auch für das Rathaus in Oberreichenbach steht diese Option im Raum.

Ist das Rathaus in Oberreichenbach erst einmal fertiggestellt, könne sich der Holzanteil sehen lassen, so Bürgermeister Kistner. Es werde in der weiteren Region eines der wenigen Rathäuser sein, "bei dem der Baustoff Holz so konsequent eingesetzt wurde".