"Ist diese Mauer neu aufgesetzt?", war eine Frage an Robert Roller (rechts) am Grabungsplatz Oberwürzbach. "Nein, sie wurde so ausgegraben", war die Antwort zum 1000-jährigen "Fundstück". Foto: Schabert Foto: Schwarzwälder-Bote

Kreisgeschichtsverein besichtigt Ausgrabungsstätte

Oberreichenbach/Teinachtal (hms). In zwei Gruppen führten Forstrevierleiter Robert Roller und Ausgrabungsleiterin Katja Thode 80 Interessierte durch die Grabungsstätten mitten im Wald, wo einst drei Siedlungen standen und heute Bad Teinach-Zavelstein, Oberreichenbach sowie Neuweiler aneinanderstoßen. Eingeladen zur Besichtigung hatte der Kreisgeschichtsverein Calw (KGV).

Roller hatte als KGV-Mitglied angeregt, mit einer Sonderveranstaltung die Chance zu nutzen, die Ergebnisse von neuen Grabungsarbeiten der vergangenen beiden Jahre an Ort und Stelle Freunden der Heimatgeschichte zugänglich zu machen. Doppelt so viele Teilnehmer wie angenommen wurden gezählt.

Vielleicht stimmt ja Rollers Hypothese, dass Oberwürzbach eine Siedlung war, welche die beiden terrassenartig angelegten benachbarten Dörfer Igelsloch und Hühnerloch als für die damalige Zeit modernes Waldhufendorf erneuerte. Zur urkundlichen Überlieferung berichtete eingangs KGV-Vorsitzender Hans Schabert aus Forschungen von Hans-Martin Ungericht, wonach Oberwürzbach urkundlich 1423 zusammen mit Agenbach, Wenden und Zwerenberg als Zubehör der Burg Vogtsberg als einziger bestehender Ort urkundlich belegt sei. Würzbach habe damals zu Zavelstein gehört, was Grund für die Differenzierung der Ortsnamen Würzbach und Oberwürzbach sein könnte.

Schon im 14. Jahrhundert seien Agenbach und das als Wüstung bekannte Igelsloch zum Stabamt Neuweiler der Vogtsberger gekommen. Die Wüstung Hühnerloch habe mit Würzbach, Naislach, Schmieh, Rötenbach, Emberg, Oberkollwangen und Breitenberg zum Stabamt Zavelstein gehört.

Nach wie vor im Dunkel der Vergangenheit liegt, warum das mit 18 bis 20 Höfen stattliche Dorf Oberwürzbach im 15. Jahrhundert zu existieren aufgehört hat. In den Erdschichten gefundene Keramikscherben, Hufnägel und Holzkohle belegen nach wissenschaftlicher Auswertung, dass vor etwa 1000 Jahren hier Menschen gelebt und gearbeitet haben.

"Knochen konnte man nicht finden, der saure Boden zersetzt diese relativ rasch", war die Antwort von Katja Thode auf eine entsprechende Frage. Unermüdlich gab die wissenschaftliche Mitarbeiterin der Universität Tübingen den ganzen Nachmittag über Hinweise und Auskünfte.

Ausgrabungsfunde kreisten in der Runde. Ohne Resultat bleibt aber weiterhin Thodes Suche danach, was es wohl mit dem Rundbau auf sich haben könnte, der bei den Untersuchungen unter dem Waldboden entdeckt wurde (wir berichteten).