Mehrere Tage lang waren Rathaus und Feuerwehr in Oberreichenbach von der Außenwelt nahezu abgeschnitten. (Symbolfoto) Foto: dpa/Seeger

Bei Erschließungsarbeiten wird Schaden angerichtet. Telekom verweist auf Logistikprobleme.

Oberreichenbach - Ein Bagger malträtiert ein Erdkabel in Oberreichenbach. Die Folge: Rathaus und Feuerwehr sind von der Außenwelt nahezu abgeschnitten. Die Telekom kann das Problem erst nach einer Woche lösen – das Ersatzkabel aufzutreiben sorgte für die Verzögerung.

Das Malheur ist schon am Dienstag vergangene Woche passiert. Im Rahmen des zweiten Bauabschnitts der Erschließungsarbeiten für das Baugebiet "Im oberen Dorf" in Oberreichenbachs Ortsmitte, wurde eine Leitung der Telekom angebaggert.

Zum genaueren Schaden konnte die Telekom-Sprecherin Gabriele Michalek Auskunft geben: "Über eine Länge von 25 Meter waren zwei beschädigte Kabel auszuwechseln. Für diese Maßnahme sind Tiefbauarbeiten erforderlich." Gut, dass der Bagger wegen der Erschließungsarbeiten ohnehin gerade vor Ort parat steht. Das Problem an der Sache: "An der Leitung hängt auch das Rathaus und das Feuerwehrhaus in Siehdichfür dran. Außerdem 70 bis 80 Privatkunden und einige Betriebe", macht Bürgermeister Karlheinz Kistner die Dringlichkeit der Lage klar. Und die Telekom? Die habe ihn trotz mehrerer Telefonate zunächst auf Ende März vertröstet. Dann am Montagmorgen der Schock: "Die Telekom will das erst am 7. April richten", berichtete Kistner aufgebracht.

LTE-Netz sorgt nur für leichte Linderung

Und das obwohl äußerst kritische Infrastruktur wie eben das Rathaus und die Feuerwehr an der verbeulten Leitung hängen. Und beide sind also in einer ohnehin turbulenten Zeit ohne Telefon, Fax oder Internet. "Über das Handy und LTE-Netz geht bisschen was, aber das geht ja auch nicht auf Dauer, wenn jetzt viele Leute Homeoffice machen sollen", so der Bürgermeister, der das Rathaustelefon kurzerhand auf das Handy des Bürgerautos umleiten ließ.

Bei der Feuerwehr sorgte die angedachte Verschiebung für kurze Sprachlosigkeit. Nachdem sich Kommandant Oliver Rathfelder wieder gesammelt hatte, meinte er: "Das ist natürlich schlecht, weil uns die Leitstelle jetzt nicht per Fax erreichen kann. Aber wir sind natürlich weiterhin einsatzbereit."

Man müsse sich jetzt eben mit E-Mails zu Hause behelfen, so der Kommandant. Eine pfiffige Lösung, um das Problem zu umschiffen habe man aber irgendwie nicht zur Hand. Grundsätzlich meint er: "In Zeiten, wo man Rathäuser nicht betreten darf und die dann weder Telefon noch Internet haben – das ist sportlich." Sowas könne ja passieren, müsse dann aber umgehend wieder repariert werden.

Das ist inzwischen passiert. Noch während der Schwarzwälder Bote eine offizielle Presseanfrage in Richtung Bonn entsendete, rückte in Oberreichenbach wohl der herbeigeorderte Monteur an. "In der Baugrube werden dann die jeweiligen Kabelenden verspleißt, also in Handarbeit von unseren Kollegen Ader für Ader miteinander verbunden", erläutert Michalek von der Telekom. Die Arbeiten wurden dann am Montagabend größtenteils abgeschlossen.

"Der Monteur war schon wieder früh am Morgen da und bis 8.30 Uhr hat alles wieder funktioniert", freut sich Kistner am Dienstagmorgen wie ein Schneekönig über die wiederhergestellte Verbindung seines Rathauses zur Außenwelt.

Raus geht, rein nicht: Neustart hilft

Zwar hatte man noch einige technische Gebrechen zu lösen – so funktionierte der Anruf aus dem Rathaus heraus, angerufen werden konnte der Verwaltungschef aber nicht. Das Problem wurde zum Glück mit dem Reboot der Telefonanlage gelöst. Skurril an der Sache: Sogar die Telekom wusste am Dienstagvormittag noch nicht, dass die Anlage wieder zum Leben erweckt worden war. "Bei mir im System steht, dass es noch nicht funktioniert", bekam Kistner zu hören. Witzigerweise telefonierte er in diesem Moment mit dem reparierten Telefon.

Im Normalfall in 24 Stunden behoben

Doch warum braucht es eine geschlagene Woche, bis kritische Infrastruktur wie Rathaus oder Feuerwehr wieder online sind? "Aufgrund stark ausgelasteter Logistikkapazitäten wurde das Ersatzkabel erst gestern angeliefert", bedauert die Telekom-Sprecherin und verdeutlicht: "Im Normalfall werden Störungen innerhalb von 24 Stunden behoben. Bei länger andauernden Störungen nehmen die regionalen Technikverantwortlichen Kontakt auf mit dem Bürgermeister der betroffenen Gemeinde, um eine Lösung für kritische Infrastruktur zu schaffen." Genau das ist nun in Oberreichenbach passiert. Abschließend gibt die Sprecherin reumütig zu Protokoll: "Wir bedauern die entstandenen Unannehmlichkeiten und bitten um Entschuldigung."

Kistner ist natürlich froh, dass die zwangsweise Offline-Zeit der Vergangenheit angehört und würdigt den Einsatz des Technikers vor Ort: "Der war am Abend schon am Reparieren und heute Früh bei bitterer Kälte noch mal, das war echt top." Auch die Helfer in den Hotlines hätten Verständnis für die drängenden Probleme gehabt, lobt der Bürgermeister.

Jetzt können ihm die Bürger wieder mailen und auch anrufen. Und auch die Feuerwehr kann ihr wichtiges Einsatzfax wieder direkt im Feuerwehrhaus aus dem Drucker fischen und so im Zweifel schneller am Ort des Geschehens sein.