Die Forensik am Klinikum Nordschwarzwald in Oberreichenbach. Foto: Fritsch

Immer wieder flüchten kriminelle Suchtkranke aus der forensischen Abteilung des Klinikums.

Oberreichenbach - Vor rund zweieinhalb Jahren hat das Klinikum Nordschwarzwald bei Hirsau seine forensische Abteilung eröffnet, in der Suchtkranke behandelt werden, die zuvor straffällig geworden sind. Seither sind sieben Patienten von dort getürmt.

Im Nachbarort Oberreichenbach leben daher viele Einwohner in Sorge um sich selbst, vor allem aber um ihre Kinder. So berichtet eine Mutter, dass der zehnjährige Sohn nicht mehr alleine und nur mit einem Handy in den Wald darf, der den Teilort Oberkollbach vom Gelände des Klinikums trennt. Ein Vater lässt seine Kinder nicht mehr nachts im Garten zelten. Und selbst Erwachsene des örtlichen Sportvereins fühlen sich bei abendlichen Trainingsläufen nicht mehr wohl.

Dabei haben die Bürger der kleinen Schwarzwaldgemeinde nichts Grundsätzliches dagegen, dass die Patienten im Klinikum wieder auf ein geregeltes Leben vorbereitet werden. Zahlreiche Einwohner arbeiten auch selbst für die psychiatrische und psychotherapeutische Einrichtung.

Von Flucht nur zufällig erfahren

Es ist die Angst vor dem Unbekannten und fehlende Informationen, die in Oberreichenbach für Verunsicherung sorgen. Von der Flucht der Patienten, im Fachjargon »Entweichungen« genannt, haben die Menschen meist nur zufällig oder im Nachhinein aus unserer Zeitung erfahren. Und wenn Polizeihubschrauber kreisen, Beamte mit Maschinenpistolen Verkehrskontrollen machen und Kinder der örtlichen Grundschule nicht mehr auf den Pausenhof dürfen, wollen viele nicht daran glauben, dass sich etwa im Mai lediglich ein »kleiner Fisch« davon gemacht hat.

Jüngst haben Vertreter des Klinikums daher im Gemeinderat über die Arbeit in der forensischen Abteilung sowie deren Patienten informiert und stellten sich den Fragen der Bürger. Zumindest eine Sorge konnte dabei ausgeräumt werden: Verurteilte Sexualstraftäter oder Pädophile werden in Hirsau nicht behandelt – dafür besitzt die Einrichtung keine Zulassung.
Auch erfuhren die Zuhörer, dass nicht die Klinik, sondern die Polizei bestimmt, mit welchen Mitteln ein Geflüchteter gesucht wird. Und deren Einschätzung der Gefährlichkeit eines Patienten kann von jener der Therapeuten nach oben abweichen.