Freude über die neuen Raumluftfilter: An der Obernheimer Grundschule sind drei solcher mobilen Anlagen in Betrieb gegangen (von links): Nezihe Cicek vom Schulförderverein, Alexander Kessler von der Nusplinger Firma LKU Kessler, Jadranka Gehring vom Elternbeirat, Rektorin Elke Schnell-Wäschle und Bürgermeister Josef Ungermann. Foto: Weiger Foto: Schwarzwälder Bote

Corona-Pandemie: Gemeinde Obernheim nimmt an der Grundschule drei Raumluftfilter in Betrieb / Es gibt keine Fördermittel

Obernheim. Raumluftfilter für Schulen sind aktuell allerorten angedacht. Jetzt sind an der Obernheimer Grundschule drei solcher Geräte in Betrieb gegangen.

Bibbernde Mädchen und Jungen, die bei offenem Fenster und – zumindest an weiterführenden Schulen – mit Mund-Nasen-Schutz unterrichtet werden: Landauf, landab setzen sich Eltern-Initiativen und Lehrer dafür ein, die Klassenzimmer mit Luftreinigungssystemen auszustatten. Häufig bleibt es bei Diskussionen – anders jedoch in Obernheim. Dort gibt es nunmehr drei Raumluftfilter-Geräte, in jedem Klassenzimmer eines. "Damit sind wir so etwas wie Pioniere", betonte Obernheims Bürgermeister Josef Ungermann.

An der Übergabe nahmen außer Rektorin Elke Schnell-Wäschle auch Jadranka Gehring vom Elternbeirat, Nezihe Cicek vom Schulförderverein und Hausmeister Uwe Lander teil. Alexander Kessler von der Nusplinger Firma LKU Kessler ist für die technischen Daten zuständig. Sein Betrieb hat mit dem "Blue.Care+" ein Luftreinigungssystem im Programm. Es reduziert laut Kessler Aerosol-Tröpfchen, Pollen, Viren, Feinstaub, Allergene und Bakterien in der Luft.

Geräte laufen ab 7 Uhr den gesamten Schultag über

In der jüngsten Sitzung des Gemeinderats hatte die Vorsitzende des Elternbeirats, Jadranka Gehring, Verwaltung und Gemeinderat eindringlich gebeten, über den Kauf solcher Raumluftfilter nachzudenken. Genau das taten Bürgervertreter und Verwaltung gemeinsam.

Der Kontakt nach Nusplingen zu LKU Kessler war schnell hergestellt. Josef Ungermann machte per Eilentscheidung den Weg frei für den Kauf: Laut Alexander Kessler ist die Obernheimer Grundschule die erste Schule, die sein Unternehmen beliefert hat.

Die drei mobilen Luftfiltergeräte kosten knapp 7500 Euro und laufen künftig ab 7 Uhr während des gesamten Schultags. Der Energieverbrauch pro Gerät liegt bei 250 Watt pro Stunde. Den Strom für die Neuanschaffungen, so berichtet Ungermann, beziehe die Gemeinde dabei umweltfreundlich von der Sonne – und zwar über die gemeindeeigene Photovoltaikanlage auf dem Dach des Feuerwehrhauses. Die Filter der Raumluftgeräte müssen ein- bis zweimal pro Jahr getauscht werden. Pro Gerät kostet ein einmaliger Tausch rund 300 Euro. Gelüftet wird in Obernheim übrigens weiterhin – aber weitaus seltener.

Erleichtert und dankbar über den Kauf zeigt sich die Rektorin. Lüften helfe sicherlich gegen Aerosole und Viren, betont Elke Schnell-Wäschle, allerdings beginnen die Kinder ihrer Erfahrung nach zwischenzeitlich zu frieren, wenn man ständig die Fenster öffnen müsse. "Sie haben eiskalte Hände, mitunter können viele schon nicht mehr richtig schreiben", berichtet sie. Jadranka Gehring und Nezihe Cicek sehen dies ähnlich. Wenn die Kinder im Winter ständig Zugluft und Kälte ausgesetzt seien, müsse man damit rechnen, dass sie viel häufiger krank würden, unabhängig von Corona. "Irgendwann können Familien all dies nicht mehr leisten – kranke Sprösslinge daheim, die eigene Arbeit", sagt Nezihe Cicek: "Die vergangenen Monate waren für alle Eltern intensiv."

Fördermittel hat Obernheim für seine drei mobilen Geräte nicht bekommen. Der Bund fördert laut Ungermann den Aus- und Einbau fest installierter Raumfilteranlagen, nicht jedoch den Kauf mobiler Geräte. Ungermann sieht dies pragmatisch: "Wir alle waren uns einig, dass unsere Kinder uns dieses Geld wert sind."