Beerdigungen in Obernheim werden künftig teurer. Foto: Schwarzwälder Bote

Beerdigungen: Neue Regelung für den Friedhof: Obernheimer müssen künftig tiefer in die Tasche greifen

Nach 14 Jahren ändern sich die Kostenstruktur und die Arbeitsabläufe bei Bestattungen in der Gemeinde Obernheim. Der Grund: Der bisherige Bestattungsunternehmer hat seinen Vertrag gekündigt.

Obernheim. Seit Juli 2004 hatte das Rottweiler Bestattungsunternehmen Bernd Hafa auf dem Obernheimer Friedhof das Ausheben und Verfüllen von Gräbern, die Organisation von Beerdigungen und Trauerfeiern sowie des gesamten Bestattungsdienstes und die Reinigung der Leichenhalle übernommen.

Nun hat Hafa den Vertrag gekündigt und Obernheim braucht neue Lösungen für ein altes Problem. Mit Schreiben vom 26. August hat der neue Inhaber des Bestattungsunternehmens Hafa den Bestattungsdienstvertrag gekündigt. Offiziell läuft die Kündigungsfrist bis Ende März 2020. Die Gemeinde hat jedoch zugesagt, sich schnellstmöglich um eine andere Lösung zu bemühen.

Die Verwaltung fragte deshalb bei mehreren Bestattungsunternehmern an, stieß allerdings auf kein großes Interesse: Dass Bestattungsdienstverträge heute nicht mehr allzu gefragt sind, hat auch der Verband der Bestatter der Gemeinde bestätigt. Bestattungsunternehmer bieten stattdessen an, Beerdigungen und Trauerfeiern vor Ort jeweils mit eigenem Personal abzuhalten und den Hinterbliebenen direkt in Rechnung zu stellen. Die Gemeinde muss nurmehr das Öffnen und Schließen der Gräber sicherstellen. "Damit werden Unstimmigkeiten vermieden, die sich eventuell zwischen dem von der Gemeinde beauftragte Bestattungsdienstleister und dem Bestatter, den Angehörige beauftragt haben, ergeben", erläuterte Bürgermeister Josef Ungermann im Gemeinderat.

Einen Bagger mieten? Das käme zu teuer

Für das Öffnen und Schließen des Grabes und damit verbundene Leistungen muss also eine Lösung gefunden werden. Zunächst hatte die Verwaltung geprüft, ob der Bauhof diese Leistungen erbringen könnte. Obernheim verfügt allerdings nicht über einen eigenen Bagger – der müsste für jede Bestattung angemietet werden. "Allein diese Tatsache macht die Erfüllung dieser Aufgabe als Eigenleistung absolut unwirtschaftlich", so Ungermann. Dazu komme, dass es gegebenenfalls zu Engpässen kommen könnte. "Wir brauchen einen zuverlässigen Partner. Er muss die Gräber rechtzeitig herstellen, für die Bestattung vorbereiten und danach zeitnah wieder verschließen. Und zwar bei jedem Wetter", stellte Ungermann klar.

Eine Anfrage bei der Stadt Meßstetten, ob sie diese Aufgabe auf Rechnung übernehmen könne, ergab: Das sei kurz- bis mittelfristig unmöglich. Eine langfristige Lösung sei denkbar, müsste aber sorgfältig geplant werden.

Schließlich fragte die Verwaltung bei der Firma Friedhofsdienstleistungen Emil Ebenhoch aus dem Rottweiler Stadtteil Hochwald an. Das Unternehmen hat die Gräber in Obernheim bisher als Subunternehmer für Hafa hergestellt und unterbreitete der Gemeinde ein Angebot für das Ausheben des Grabes, die Vorbereitung für die Beerdigung und das Schließen des Grabes im Anschluss.

Für Erdgräber liegt der Pauschalpreis bei 480 Euro – Anfahrt, Entsorgung von übrigem Erdreich und Mehrwertsteuer inklusive. Für Urnengräber hat Ebenhoch eine Pauschale von 150 Euro brutto angeboten. "Da die Firma seit Jahren diese Tätigkeiten auf dem Obernheimer Friedhof zu unserer vollen Zufriedenheit erledigt, haben wir auf das Einholen weiterer Angebote verzichtet", so Ungermann. Ein Auftrag an Ebenhoch gewährleiste zuverlässige Erledigung – da ist sich der Bürgermeister aufgrund bisheriger Erfahrungen sicher.

Jetzt fehlt nur noch eine Lautsprecheranlage

Die Preise seien angemessen, meint die Verwaltung. Und: Sollte es irgendwann möglich sein, dass Meßstetten zu ähnlichen Konditionen bereit wäre, die Aufgabe zu übernehmen, müsste über einen Wechsel des Auftragnehmers nachgedacht werden. Momentan steht das jedoch aus organisatorischen Gründen nicht zur Debatte.

So entschied der Gemeinderat einstimmig, der Firma Ebenhoch zum 1. Februar den Auftrag zu erteilen. Damit ist das Thema aber noch nicht ganz vom Tisch: Da die Gemeinde über keine eigene Lautsprecheranlage auf dem Friedhof verfügt, muss eine neue Anlage beschafft werden. Alternativ kann Obernheim sich vorstellen, Hafa die bestehende Anlage abzukaufen – je nach Preis.

Darüber hinaus kommen auf die Verwaltung und den Bauhof zusätzliche Aufgaben zu, die bisher der Bestattungsdienstleister erledigt hatte. "Da es sich beim Friedhofswesen um eine hoheitliche Pflichtaufgabe handelt, ist das grundsätzlich positiv zu sehen", so Ungermann.

Im Haushaltsentwurf 2019 ist ein Betrag für die Anschaffung eines Friedhofsverwaltungsprogramms enthalten, um den neuen Aufgaben Herr zu werden. Die Änderungen der Abläufe wirken sich darüber hinaus auf die Bestattungsgebühren aus: Seit 2004 waren darin die Preise der Firma Hafa einkalkuliert. Sie wurden in den vergangenen 14 Jahren nie angepasst. Seit Schließung der Erddeponie Eschental wurde lediglich ein zusätzlicher Pauschalbetrag für die Entsorgung des übrigen Erdaushubs berechnet.

Bis Februar werden Gebühren neu kalkuliert

Derzeit liegt der Preis für die Grabherstellung bei 418 Euro. Für ein Urnengrab müssen die Obernheimer 85 Euro berappen. Im Bestattungsdienstvertrag waren darüber hinaus Pauschalen für Beerdigungen und Trauerfeiern enthalten. Diese Dienstleistungen erbringen künftig die Bestattungsunternehmer, die von Angehörigen beauftragt werden, auf eigene Rechnung.

Aufgrund der Änderungen müssen die Bestattungsgebühren nun neu kalkuliert werden. Bis Februar soll das erledigt sein, um einen reibungslosen Wechsel zu gewährleisten.