Fotos: Danner Foto: Schwarzwälder Bote

Oberndorfer Kroaten freuen sich wie Bolle über den Einzug ins WM-Finale

Der erstmalige Einzug der koatischen Nationalmannschaft ins WM-Finale ist eine kleine Sensation. Die Oberndorfer Kroaten freuen sich wie verrückt und drücken "ihren" Kickern fürs morgige Endspiel gegen Frankreich ganz fest die Daumen.

Oberndorf. Und weil die deutschen Fußballer ohnehin aus dem Rennen sind, können sie das ohne Wenn und Aber tun. Denn ansonsten, so gibt Daniela Harrichhausen zu, schlagen "schon zwei Herzen" in ihrer Brust. Die junge Frau ist eine geborene Pozgaj. Ihr Papa Stjepan war einst der Vorsitzende des jugoslawischen Arbeitervereins in der Neckarstadt. Der heute 72-Jährige kickte beim Oberndorfer NK Sloga – bis die Jugoslawienkriege kamen.

"Dann ist das alles zusammengebrochen", bedauert er heute noch sehr. In Oberndorf gab es neben den spanischen Gastarbeitern seinerzeit viele Jugoslawen. Der damalige Leiter der Lehrwerkstatt der Firma Mauser, Alfred Danner, reiste auf Geheiß seiner Chefs einige Male auf den Balkan, um Mitarbeiter zu werben.

Auch Stjepan Pozgaj kam der Arbeit wegen nach Deutschland. Er trat seine erste Stelle in der neuen Heimat allerdings in Schramberg an. Gewohnt hat er aber schon immer auf dem Lindenhof, erzählt er. Später war er dann mehr als drei Jahrzehnte bei der Oberndorfer Firma Ogus in Lohn und Brot. Nachdem sich der NK Sloga aufgelöst hatte, stand er bei den Alten Herren der Oberndorfer Spielvereinigung auf dem Platz. "Bis ich 65 Jahre alt war." Seine Liebe zum Fußball hat der vierfache Vater weitervererbt. Denn sein elfjähriger Enkel Finn – einer von zehn, einen Urenkel gibt es mittlerweile auch schon – spielt ebenfalls beim SVO. Für das morgige Endspiel allerdings wird der Sohn von Daniela Harrichhausen das SVO-Trikot mit dem der kroatischen Mannschaft tauschen. Finns Endspieltipp: 1 : 0 für Kroatien.

Nicht minder fußballbegeistert ist die Familie von Josip Gudelj – ebenfalls ein Gastarbeiter der ersten Stunde in Oberndorf und mit heute 69 Jahren Rentner. Sein Sohn Stipe und dessen Frau Nicole sind in der Jugendarbeit der Spielvereinigung Oberndorf aktiv. Ihre beiden Jungs Duje (elf Jahre) und Marin (neun) spielen für den SVO, der jüngste Sohn Roko (vier) steht schon in den Startlöchern.

Ein wenig schade findet Stipe Gudelj, dass nur noch wenige Kroaten in der Neckarstadt lebten. Einige Familien seien wieder nach Hause gegangen, manche der ehemaligen Gastarbeiter sind bereits gestorben. "Als Kroatien 1998 bei der Weltmeisterschaft den dritten Platz belegte, ist ein großer Autokorso durch Oberndorf gefahren", erinnern sich die Männer.

Nun im Finale zu stehen, ist für die fußballbegeisterten Kroaten das Höchste. "Jetzt wollen wir den Pott haben", gibt sich Stipe Gudelj siegessicher. Schließlich sei die Mannschaft verdient so weit gekommen. "Natürlich", räumt Daniela Harrichhausen ein, "war bei den Elfmeterschießen auch ein wenig Glück dabei". Mal sehen, ob es morgen klappt.