Fotos: Danner Foto: Schwarzwälder Bote

Denkmalgeschütztes I nstrument in Hochmössinger St.-Otmar-Kirche wird restauriert

1582 Pfeifen hat die Welte-Orgel in der Hochmössinger St.-Otmar-Kirche. Heinz Jäger weiß das ganz genau. Denn zur Restaurierung des denkmalgeschützen Instruments hat er allesamt ausgebaut und gereinigt.

Oberndorf-Hochmössingen. Seit Juli bringt der Orgelbaumeister der Waldkircher Firma "Jäger & Brommer" die in die Jahre gekommene Orgel wieder auf Vordermann. Zwar erklang sie zur Weihnachtszeit bereits wieder, ganz fertig wird die "Königin der Instrumente" aber erst im Frühjahr sein. Am 31. März soll sie ganz offiziell wieder in Betrieb genommen werden, erzählt Achim Seepold, der dass Projekt "Orgelestauration" als ehemaliger, langjähriger Kirchengemeinderat betreut.

Das Baujahr des Instruments ist erstaunlich. 1942 – in Kriegszeiten, in denen viele Kirchen ihre Glocken abgeben mussten, damit diese zu Munition eingeschmolzen werden konnten – bestellte die katholische Kirchengemeinde St. Otmar bei der Firma "Welte & Söhne" in Freiburg eine neue Orgel.

Der einstige Hochmössinger Schulleiter Erwin Abberger hat die kuriose Geschichte dazu zusammengetragen: Die Firma Welte hatte zur selben Zeit von "Reichsmarschall" Hermann Göring eine Bestellung für eine Konzertorgel erhalten. Diesem Umstand ist es zu verdanken, dass die Hochmössinger Orgel gebaut werden konnte. Denn die Firma Welte zweigte ohne Göhrings Wissen heimlich das Material für das Hochmössinger Instrument ab – so schreibt Erwin Abberger. Im März 1943 wurde die Orgel fertiggestellt.

Inzwischen nagt der Holzwurm am Instrument, und die Pfeifen klingen nicht mehr alle so, wie sie sollten. Also schrieb die Kirchengemeinde Hochmössingen die Restaurierungsarbeiten aus, und die erfahrende Orgelbaufirma "Jäger & Brommer" bekam den Zuschlag. Knapp 90 000 Euro kostet das Ganze. Von der Diözese Rottenburg gibt es keinen Zuschuss, betont Kirchenpfleger Ewald Fehrenbacher. Die Kirchengemeinde hat zwar Rücklagen gebildet, ein Drittel der Kosten müssen jedoch durch Spenden finanziert werden.

Für Heinz Jäger sind die Arbeiten am Instrument "spannend". Denn "Welte & Söhne" war, auch einer der größten Hersteller von selbstspielenden mechanischen Musikinstrumenten seiner Zeit. Die Welte-Orchestrione sind weltberühmt, erklärt er. Die Kirchenorgel ist eine elektropneumatische Anlage. Mehr als 300 Elektromagnete sind einzeln ansteuerbar.

Die Überarbeitung umfasst die grundlegende Reinigung, fachgerechte Restaurierung vieler Orgelteile, klangliche Rückführung und die Überarbeitung der Orgelelektrik nach den neuesten Sicherheitsrichtlinien für elektrische Anlagen im Orgelbau.

Die Hochmössinger Welte-Orgel birgt zudem noch einen ganz besonderen "Schatz" – eine eingelagerte Celesta. Ihr Klang erinnert an eine Mischung aus Glockenspiel und Metallofon. Sie befindet sich allerdings in einem schlechten Zustand. In einem zweiten Projektabschnitt könnte auch sie umfassend restauriert und wieder spielbar gemacht werden.

Was der Kirchengemeinde Hochmössingen nun noch fehlt, ist ein Organist. Wer also Lust hat, das seltene Instrument zu spielen, kann sich gerne im Pfarrbüro melden.  Die Kirchengemeinde St. Otmar erhofft sich zudem noch viele weitere Spenden. Kontakt: Pfarramt Hochmössingen, Telefon 07423/34  35.  Den Fortschritt der Restaurierung kann man übrigens auf der Internetseite www.waldkircher-orgelbau.de mit verfolgen.