Konzert: "Kleine Sommermusik" in der evangelischen Stadtkirche mit Beiträgen von Link und Henschel

"Eine kleine Sommermusik" in der evangelischen Stadtkirche stand am Schluss der Veranstaltungen vor den Sommerferien zugunsten der Pfeifenorgel für die Kirche.

Oberndorf. "Michael Link spielt Orgel und Birgit Henschel untermalt mit ansprechenden Texten", so hieß es in der farbig gestalteten Einladung. Michael Link begrüßte die Interessierten und stellte Pfarrerin Birgit Henschel vor, die im evangelischen Kirchenbezirk Sulz am Neckar, zu dem auch Oberndorf gehört, für die Pflegeheimseelsorge zuständig ist.

"Der Sommer" eröffnet den Reigen

Die beiden Verantwortlichen hatten ein Programm zusammengestellt, dessen Gedichtbeiträge sich in verschiedene Blöcke gliedern lassen: Mascha Kaléko (1907-1975), dann Ludwig Uhland (1787-1862) und Rainer Maria Rilke (1875-926), Heinrich Heine (1797-1856), Rose Ausländer (1901-1988) und Hilde Domin (1909-2006).

Das fröhliche Gedicht "Der Sommer" eröffnete den Reigen der Wortbeiträge und gab Birgit Henschel Gelegenheit, sich als hervorragende Lyrik-Interpretin vorzustellen.

Ein klangvolles Tongemälde der Frühbarockzeit zauberte Michael Linck mit "Ballo del Granduca" von Jan Pieterszoon Sweelinck (1562 - 1621) in die evangelische Stadtkirche.

Voll positiver Gedanken zeigte sich das Gedicht "Sozusagen grundlos vergnügt"; und mit "Es regnet" zeigte Mascha Kalénko, dass man auch schlechtem Wetter Positives abgewinnen kann.

Ein besonderes Stück hatte Michael Link ins Programm genommen: Der Komponist Gottfried Fischer (1924-2009) nennt es "Ein musikalischer Scherz für Orgel" und thematisiert darin "Wenn Mozart ’Geh aus mein Herz und suche Freud’ komponiert hätte". Der Komponist scheut sich nicht, unter anderen fröhlichste Passagen aus "Die Zauberflöte" zu zitieren. Dass dieses Stück dem Organisten viel Spaß machte, war unüberhörbar.

Ludwig Uhlands "Einkehr" stand in ihrer Schlichtheit im Gegensatz zu Rainer Maria Rilkes "Rast", die sich nicht sofort erschließt. "Der Sommerfaden", wieder von Ludwig Uhland, schloss diesen Gedichtblock. Heinrich Heine, dem verzweifelten, in Paris lebenden glühenden Liebhaber Deutschlands, wurde mit "Ich will meine Seele tauchen", "Dass du mich liebst, das wußt ich" und einem der Höhepunkte der Romantik, "Ich weiß nicht, was soll es bedeuten" in dieser sommerlichen Lesung die Ehre erwiesen. Link hatte zu Friedrich Silchers gleichnamiger Melodie eine Improvisation erarbeitet, die er meisterlich vorstellte. Anschließend wurde die "Loreley", wie der volkstümliche Name des Gedichtes und Liedes lautet, gemeinsam gesungen.

Zurück in die Moderne führten drei Gedichte von Rose Ausländer: "Rose und Schmetterling", "Wünsche III" und "Nachtzauber". In "Wünsche III" stehen die Worte: "Ich will...mit einigen Worten meinen Tod überleben." Welch bescheidener und doch ungeheuerer Wunsch.

Nach dieser Vertreterin der "Neuen Sachlichkeit" hatte der Organist das Werk eines Vertreters des entgegen gesetzten Stils, der späten Romantik gestellt: "Evocation à la Chapelle Sixtine" von Franz Liszt (1811-1886).

Pfiffige Bearbeitung von "Muss i denn..."

Wieder ein anderer Sprachklang, wieder andere Gedanken und Bilder: die drei Gedichte von Hilde Domin gehen in unwirkliche Sphären, verbinden Reales und Irreales. "Fürchte dich nicht", "Mein Herze, wir sind verreist" und "Nur eine Rose als Stütze" sind die Titel.

Den offiziellen Abschluss dieser abendlichen Verschmelzung von Sprache und Musik sollte "Nun ruhen alle Wälder" von Paul Gerhardt (1607-1676) sein. Doch Michael Link hatte noch einen musikalischen Pfeil im Köcher: Mit einer äußerst pfiffigen Bearbeitung von "Muss i denn..." verabschiedete er sich von den Besuchern, die im Anschluss vom Team der Orgelfreunde unter den Arkaden der Stadtkirche mit Speisen und Getränken auf das Beste bewirtet wurden.