Auf dem Kroneplatz in Bochingen versammelt sich die Gemeinde um den Blumenteppich. Foto: Holzer-Rohrer

Fronleichnam: Motto: "Suche Frieden"

Oberndorf-Bochingen. "Warum sollen wir in der Kirche bleiben, wo Gott doch auf die Welt und in die Welt kam durch seinen Sohn Jesus Christus" – in diese Aussage legte Pfarrer Martin Schwer die tiefe Bedeutung von Fronleichnam als Fest der Verbindung von Gott und Mensch, von Himmel und Erde.

Nicht kirchlich, sondern weltlich habe sich Gott zu erkennen gegeben. Nicht als Religionsgründer sei er aufgetreten, sondern als Heiland wollte er in der Welt sein. Hier bei den Menschen suche er seinen Platz, hier wolle er seinen Bahnen ziehen. In die verkrampften und verstopften Adern der Welt solle gesundes, göttliches, lebendiges und gewandeltes Leben hineinfließen. Denn dort, wo göttlicher Lebenssaft in den Erdadern pulsiere, da bleibe auch das gemeinschaftliche Leben im Fluss, ein Leben, an welchem alle Menschen Anteil haben dürfen.

Dort aber, wo das Ego mächtig sein, fließe nichts zu, denn der Kreislauf der Selbstgefälligkeit sei unfruchtbar, ja geradezu "furchtbar". Jeden Tag erlebe, höre und erfahre man doch, dass die Lebensadern der Welt korrumpiert sind, verstopft, eng und engherzig – dunkle Kanäle, in welchen nicht das Leben fließe, sondern der Tod grassiere, so Schwer.

Deshalb müsse man hinausgehen für das erlösende Geheimnis des Glaubens. "Wer, wenn nicht wir, die wir Gott in der Mitte haben, können im sichtbaren Brot in der Monstranz ein glänzendes Lebenszeichen setzen", lautete die Frage des Leiters der Seelsorgeeinheit Oberndorf.

Das Vermächtnis Gottes, die Einladung zur Mahlgemeinschaft, sein Einlassen auf alle Menschen als Lebensgemeinschaft werde am Fronleichnamsfest besonders deutlich. Deutlich aber werde auch der Auftrag, die Erd- und Lebensadern am Pulsieren zu halte, indem man sich an Psalm 34 orientiere: "Meide das Böse und tue das Gute, suche Frieden und jage ihm nach."

Die Blütenteppiche nahmen in ihren Symbolik die Predigt, das Leitmotiv des Jahresthemas der Seelsorgeeinheit, das Motto des kürzlich stattgefundenen Firmgottesdienstes und das Thema des vergangenen Katholikentages auf. Sie spannten so den Bogen zur Aktualität, zur Lebenswirklichkeit, insbesondere aber zu dem Auftrag, an dieser Lebenswirklichkeit zu arbeiten, sie mit Gottes Geist zu durchwirken.

Die Wortfeier fand auf dem neuen Kroneplatz statt, eng zusammengerückt um den Teppich mit dem Symbol der Osterkerze. "Suche Frieden und jage ihm nach" – versammelt um diesen Teppich hielt man Mahl. Beim dritten Altar dominierte die weiße Friedenstaube im bunten Regenbogen – beides Zeichen für Gottes Bund mit den Menschen, für den Frieden, für den Neuanfang, für die Gewissheit, dass keiner auf seinem Weg alleingelassen ist.