Béatrice Delassalle-Wischert, Dieter Eberhard, Adolf und Sigrid Vogt-Ladner, Gisela Abberger und Ingrid Schatz (vorne von links) erzählen aus ihrer Kindheit und Jugend. Foto: Reinauer Foto: Schwarzwälder Bote

VHS: Zeitzeugen berichten Gymnasiasten von ihrer eigenen Schulzeit

Das Projekt "Erinnerungen bewahren – Erziehung damals und heute" läuft im Rahmen von "VHS für Europa". Dazu hat sich eine Gruppe von 15 Zeitzeugen zusammengefunden, von denen nun einige ihre Erinnerungen mit der Klasse 9b des Gymnasiums am Rosenberg teilten.

Oberndorf. Gemeinschaftskundelehrer Rüdiger Christ und die Leiterin der VHS Béatrice Delassalle-Wischert, begrüßten die Schüler und die Gäste Ingrid Schatz, Gisela Abberger, Dieter Eberhard, Adolf sowie Sigrid Vogt-Ladner.

Die Projektgruppe hatte ihre Erinnerungen aus der Kindheit und Jugend aufgeschrieben. Solche Initiativen gibt es auch in den Partnerstädten Thierville und Oberndorf an der Salzach. Eine gemeinsame Broschüre soll im Juli erscheinen (wir berichteten), so Delassalle-Wischert.

Dann begann eine Geschichtsstunde der etwas anderen Art. Adolf Vogt-Ladner erzählte aus seiner Kindheit in Stuttgart, die er oft im Schutzbunker verbracht habe. Die Erziehung im Kindergarten sei pure Autorität, Widerstand zwecklos gewesen. Er berichtete von der Einschulung in die Grundschule, die ohne Schultüte und ohne Eltern über die Bühne gegangen sei. Gehorsamkeit und Pünktlichkeit standen an oberster Stelle. Lehrer, Eltern und Pfarrer hätte man als Autoritäten angesehen und Strafen wie Prügel als normal. "Taschengeld oder Belohnung für gute Noten gab es nicht."

Später im Gymnasium seien die Lehrer, ehemalige Wehrmachtsoffiziere, oft "unterirdisch schlecht" gewesen. Ein Gefühl von Freiheit sei erst während des Studiums aufgekommen.

Einschulung ohne Feier

Auch Gisela Abberger berichtete von ihrer Einschulung 1944 in Esslingen. Mit einem Schulranzen, einem Griffelkasten, ohne Feier, dafür mit einem Gefühl der Traurigkeit, fort von Zuhause zu sein: "Es war beängstigend."

Die Schüler lauschten aufmerksam. An die eigene Einschulung mit bunten Schultüten, Theateraufführungen, Geschenken wie Uhren und vielen Süßigkeiten, erinnerten sich die Jugendlichen lebhaft. "Ich kann mir das gar nicht so richtig vorstellen", sagte eine Schülerin zu den Berichten der Zeitzeugen.

Auch die nächsten Punkte – Disziplin und Strafe im Unterricht und Zuhause – überstiegen wohl die Vorstellungskraft der Schüler. Die ehemalige Grund- und Hauptschullehrerin Gisela Abberger berichtete von ihren Berufsanfängen in der Nachkriegszeit in einem kleinen Ort im Schwarzwald. Als Strafe gab es Nachsitzen, Strafarbeiten und Tatzen mit dem Tatzenstock. Sie habe diesen nicht benutzt, da sie noch aus ihrer eigenen Kindheit schlechte Erinnerungen daran hatte. Der sogenannten Hosenspanner war für Jungen vorgesehen, die sich über den Tisch legen mussten und dann mit einem Bambusstock verprügelt wurden.

"Für uns war es schrecklich, das zu erleben", erinnert sich auch Ingrid Schatz. "Aber es war auch etwas Voyeurismus dabei, man fand es irgendwie spannend." Ingrid Schatz, aufgewachsen in den 1950er-Jahren, erzählte von ihrem Vater, der sehr streng gewesen sei. Er verlangte Gehorsam von seiner Frau und den Söhnen, die oft verprügelt wurden. "Sie wurden bei jedem Anlass mit einem Ochsenziemer geschlagen", berichtete Ingrid Schatz. "Bis heute habe ich das Weinen meiner Brüder nicht vergessen", sagte sie. Der Vater sei eine Überfigur gewesen, ihre Brüder hätten ihn dennoch respektiert.

Auch Sigrid Vogt Ladner erinnerte sich an so manche Bestrafungen, für Kleinigkeiten, wie Zuspätkommen. "Die Möglichkeit, sich zu erklären, gab es nicht, man wurde nicht angehört."

Wie finden die Schüler strenge Strafen? Die Jugendlichen berichteten von Hausarrest und Anschreien, als Bestrafungen in ihrem Alltag. Disziplin sei ihnen wichtig, und auch das Diskutieren mit den Eltern, so einige Meinungen im Klassenzimmer. Man könne froh und dankbar sein, dass man keine Schläge mehr bekomme, fand eine Schülerin.

Disziplin und Sparsamkeit

Neben Disziplin war Sparsamkeit ein Thema. Ingrid Schatz berichtete, dass in ihrer Familie jeder Pfennig zweimal umgedreht worden sei. Es gab nur ein paar Schuhe für eine Jahreszeit, erzählte sie. Einige der Schüler sagten, dass sie auch sparen würden. Meistens würden ihnen aber die Wünsche schnell erfüllt.

Am Ende des Nachmittags stand die Frage, wie die damalige Erziehung die Nachkriegsgeneration geprägt hatte. Habe sie geschadet? Er frage sich das oft, wenn Jahrgänger behaupteten, die strenge Erziehung hätte ihnen nicht geschadet. Das wisse man jedoch nicht, meinte Adolf Vogt-Ladner.

"Ihr könnt froh sein, dass ihr in einer Zeit aufwachst, wo ihr als Jugendliche ernst genommen und respektiert werdet", sagte Sigrid Vogt- Ladner zum Schluss.