Viele befürchten, dass Lastwagenfahrer des Nachts durch zusätzliche Stellplätze ins "Vogelloch" "eingeladen" werden. Foto: pixabay

Planung überdimensioniert? Thema bei "Vogelloch"-Erweiterung sorgt auch im Gemeinderat für Unmut.

Oberndorf - Nach einer deutlichen Ablehnung im Ortschaftsrat war es nun am Gemeinderat, den Entwurf zur Erweiterung des Gewerbegebiets Vogelloch in Bochingen zu diskutieren. Dort wurden die geplanten Lastwagen-Stellplätze zum Zankapfel.

"Eine Einladung zur Übernachtung" für Lastwagen-Fahrer und Müll auf Straßen – das waren die Befürchtungen des Ortschaftsrats in Bochingen, der den Entwurf mit den geplanten Stellflächen für Lastwagen abgelehnt hatte.

Nun kam das Thema auf den Oberndorfer Ratstisch. Dort gingen die Meinungen deutlich auseinander. Während mancher die Bedenken der Bochinger teilte, sahen andere die Stellplätze als Chance einer Ordnung der Parkplatzsituation. Bei einer Fahrbahnbreite von zwölf Metern, ist eine LKW-Abstellfläche von drei Metern Breite vorgesehen. Diese sei über die gesamte Länge geplant, erst einmal aber für die 500 Meter Richtung Wohngebiet interessant, da das Gebiet im Norden später erweitert werden könnte.

"Wir haben die Erfahrung gemacht, dass die Flächen benötigt werden. Dort wären dann zehn bis 15 Parkplätze zu realisieren", erklärte Michael Lübke, Verwaltungsleiter im Bereich Planen und Bauen. "Wir wollen Ordnung ins Gebiet bringen. Die Lastwagen sollen nicht auf der Straße stehen. Damit haben wir schon massive Probleme in Boll", sagte Bürgermeister Hermann Acker dazu. Ziel sei es nicht, die LKW-Fahrer von der Autobahn nach Bochingen zu holen. Die Alternative sei, dass sie ungeordnet auf den Straßen stünden.

Auch der Bochinger Ortsvorsteher Martin Karsten äußerte sich zum Thema. Die Fläche erscheine ihm überdimensioniert. Dazu komme die Nähe zum Wohngebiet. Auch seien die Kosten für die Abstellfläche höher. "Wir sollten dem Bund nicht die Aufgabe abnehmen, Stellplätze für Lastwagen an der Autobahn zu schaffen", meinte Wolfgang Maier.

Hans Häckel interessierten derweil mehr die Kosten. Rund 200.000 Euro koste die Abstellfläche, informierte Gebhard Gfrörer vom gleichnamigen Empfinger Büro.

Mit Oliver Hauer meldete sich jemand zu Wort, der sich in Sachen Lastwagen auskennt. Er erklärte, dass der LKW-Verkehr in den kommenden Jahren um 40 bis 50 Prozent zunehmen werde, und schließlich wolle man ja eine florierende Wirtschaft, was auch viel Lastwagenverkehr bedeute.

"Für mich ist die Planung ein Glücksfall"

Die Anlieferer würden erfahrungsgemäß immer möglichst nah an ihr Ziel heranfahren, um Gefahren wie Stau und Unfällen aus dem Weg zu gehen, und dann vor Ort rasten, um die Ruhezeit nach neun Stunden Fahrt einzuhalten. "Für mich ist die Planung ein Glücksfall. Günstiger bekommt man die Stellplätze nicht mehr", stellte er klar.

In dieselbe Kerbe schlug auch Thorsten Ade. "Man kann nicht sagen: Wasch mich, aber mach mich nicht nass. Vor Jahren war noch ein Autohof im Gespräch, und jetzt diskutieren wir über ein paar Stellplätze. Wir sollten die Kirche im Dorf lassen."

Auch Wolfgang Schittenhelm sprach sich für die Plätze aus. In der Steinbeisstraße in Boll habe man bereits ein Problem mit Lastwagen auf der Straße, und das Gebiet sei kleiner als das "Vogelloch". Peter Gaberle war anderer Meinung. Der Platz sei mit den Stellplätzen vergeudet, zwei bis drei Buchten genug.

Da konnte Hauer nur den Kopf schütteln. "Ich bin entsetzt wie hier Fakten ignoriert werden", meinte er. "Die LKWs werden ohne Stellplätze kreuz und quer stehen", prophezeite er, ehe Ursula Schilling Klartext sprach: "Wir sind doch alle Schreibtischtäter. Jetzt haben wir hier Experten aus der Industrie und wollen das nicht nutzen. Das macht mich traurig."

Karstens Antrag auf weniger LKW-Stellplätze wurde mehrheitlich abgelehnt. Dem ursprünglichen Entwurf wurde bei fünf Gegenstimmen zugestimmt.