Proklamation: Offizieller Akt in Bochingen beeindruckt jedes Jahr aufs Neue

Oberndorf-Bochingen (chr). Auf eine harte Probe gestellt wurden sowohl die Akteure als auch die Zuschauer bei der Proklamation der Bochinger Fasnet am Abend des Schmotzigen.

Letztere standen dicht aneinandergedrängt unter den Regenschirmen, und als hätten sie’s geahnt, erschien die Kapelle "Trotzdem" mit Helm – passend zum sonstigen Outfit.

Strahlend lächelnd im Regen stand die Hofgarde, nicht minder professionell das Burgfräulein (Saskia Fitschulke-Leucht), Graf Bocho (Thorsten Ade) und der Herold (Roland Binder) in dem über viele Jahre so lieb gewordenen Schauspiel vor der Burgkulisse in historischen Kostümen.

Man kann sich mit diesem offiziellen Auftakt der etwas anderen Art identifizieren, nicht nur weil die Hosenbeine der Bochinger Narros auf der Vorderseite Graf Bocho und sein Burgfräulein zeigen, sondern weil das Spektakel ganz gezielt ein Stück Bochinger Geschichte wiedergibt. Graf Bocho geht zurück auf den Ritter Bobo (1094), der dem Adel angehörte, der in Bochingen ansässig war.

Immer wieder amüsant ist es, dem Streitgespräch zuzuhören, wenn der Burgherr das Mittelalter mit der Neuzeit vergleicht, wenn er sich mit dem Burgfräulein über die Stellung der Frauen auslässt, wenn er dem Narrenpräsidenten die Marschrichtung vorgeben will, bevor der geneigt ist, die Insignien seiner Macht über die hohen Tage der Fasnet abzugeben.

Immer wieder schön, wenn dann die Narros, Hansel und Schantle auf den Burghof kommen, wenn die Freinacht der Zutteln ausgehandelt ist und sie die Burg verlassen dürfen, um sich unter das Volk zu mischen. Und eben auch immer wieder erstaunlich, wie wenig man sich vom Wetter beeinflussen lässt, denn auch im Regen sind die Weiber der Nacht gut aufgelegt und zerren den einen oder anderen Besucher vom schützenden Schirm weg, um mit ihnen zu tanzen oder sie in die Polonaise einzureihen.