Heute vor 60 Jahren haben Walter und Irmgard Fischer den Bund der Ehe geschlossen. Fotos: Cools Foto: Schwarzwälder Bote

Diamantene Hochzeit: Irmgard und Walter Fischer gehen seit 60 Jahren durch gute und schlechte Zeiten

Sie ist die Tochter eines bekannten Maskenschnitzers, er gab eine bei ihrem Vater in Auftrag. Aus einer zufälligen Begegnung wurde beim Bürgerball 1959 Liebe. Irmgard und Walter Fischer sind am heutigen Donnerstag seit 60 Jahren verheiratet.

Oberndorf. Als Walter Fischer eine Maske bei Viktor Göhring bestellte, kam er jeden Tag vorbei, um zu überprüfen, wie weit der bekannte Holzbildhauermeister ist. Irgendwann galt sein Interesse aber nicht mehr der Maske, sondern dessen Tochter Irmgard, die er in der Küche beobachtete. "Ich weiß nicht, wahrscheinlich wollte er gucken, ob ich kochen kann", sagt Irmgard lachend. Und als dann jemand am Abend eines Bürgerballs 1959 sagte, dass Irmgard Göhring an an diesem Abend nicht allein nach Hause gehen wird, behielt derjenige Recht. Es war der erste gemeinsame Abend des Paares, das sich fortan nicht mehr trennen sollte.

Am 30. Januar 1960 war es dann soweit. Irmgard wurde eine Fischer. Das Paar ließ sich standesamtlich in Oberndorf trauen und wohnt bis heute in Irmgards Elternhaus. Nur drei Monate später kam schon Tochter Brunhilde zur Welt. Bei der kirchlichen Hochzeit im Juli in Boll musste Irmgard deshalb in Schwarz heiraten. "So war das, wenn man schon ein Kind hatte."

Die Tochter ist größtenteils bei den Großeltern aufgewachsen. Irmgard und Walter waren beide berufstätig. "Man spürte aber dann richtig, dass die Bindung zur Tochter fehlt", erinnert sich Irmgard. Sechs Jahre später kam Sohn Joachim zur Welt, und die Mutter blieb daheim, um es diesmal anders zu machen.

Auf Mann Walter musste sie dabei oftmals verzichten. Der Sohn eines Boller Landwirtes ist gelernter Mechaniker. Nach seiner Ausbildung bei der Firma Mauser wurde er mit 16 Jahren zur Flak eingezogen. 1945 war er in Gefangenschaft. Als er wieder zurückkehrte, trat er nach einigen Firmenwechseln – "er war damals wirklich ein Tunichtgut", meint Irmgard – eine Arbeitsstelle bei Heckler  & Koch an. Dort arbeitete er insgesamt 31 Jahre, 28 davon in der Härterei. "Er war bald mehr bei Heckler als zu Hause, das habe ich ihm aber nicht übel genommen", sagt Irmgard Fischer. Heutzutage würden die Frauen anders denken. Aber damals habe es eben geheißen: "Entweder stimmt der Geldbeutel, oder man ist daheim zum Lullen".

Manchmal muss man dem Anderen nachgeben

Wie wichtig ein geregeltes Einkommen ist, weiß Irmgard Fischer als Tochter einer sehr armen Familie gut. Als ältestes Kind habe sie viel "Männerarbeit" verrichten müssen, erinnert sie sich. Nachdem sie zunächst bei einer Gärtnerei war, wechselte sie dann zu Heckler & Koch. Einen Beruf durfte sie nicht erlernen. Später half sie bei "Agentofot", Bilder zu kolorieren. Doch es zog sie zum Werkstoff Metall und somit zur Firma Kienzle.

Oft und gerne half sie dem Vater beim Maskenschnitzen. Viktor Göhring hat nicht nur die Grotta Gosch entworfen, sondern auch den Münzpeter und den Boller Uhu. "Ich wollte das auch erlernen, aber dann wurde meine Mutter krank. Und alles bekam ich nicht unter einen Hut", bedauert Irmgard Fischer die Entwicklung damals. Später nähte sie Narrenkleider, entwarf gemeinsam mit einer weiteren Frau den Prototyp des Boller Uhus. "Damals musste man die Federn noch alle einzeln ausschneiden."

Irmgard Fischer ist auch passionierte Zitherspielerin und Gärtnerin, beides geht jedoch aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr. Walter Fischer war früher im Wanderverein Bochingen und schlug noch Holz, bis er 87 Jahre alt war. Gemeinsam hat das Paar die Begeisterung für die Fasnet. "Zuerst war er im Narro und ich im Hansel. Als Walter Hüftprobleme bekommen hat, war ich im Narro und er im Schantle", sagt Irmgard Fischer. Zur Goldenen Hochzeit stattete die Schantlekapelle dem Paar einen Überraschungsbesuch ab.

"Diesmal wird es deutlich ruhiger." Aber was ist das Geheimrezept der Fischers? "Dem anderen auch mal nachgeben oder eine Sache auf den nächsten Tag verschieben, wenn sich die Wogen geglättet haben", meint Irmgard Fischer. "Früher war man mehr aufeinander angewiesen. Man ging ganz selbstverständlich durch dick und dünn. In guten wie in schlechten Zeiten, sage ich immer." Dass es aber mal 60 Jahre werden, hätten beide Fischers nie gedacht. "Ich bin glücklich über jedes Jahr, das dazu kommt", sagt Irmgard.

Das Paar feiert seine Diamantene Hochzeit heute ab 10.30 Uhr in der evangelischen Stadtkirche und anschließend im Turnerheim.