Die Jugendkapelle sorgt unter anderem für einen Eighties-Flashback. Foto: Schwarzwälder Bote

Jahreskonzert: Boller Musiker begeistern

Ein anspruchsvoller Mix verschiedener Stilrichtungen aus unterschiedlichen Ländern und beeindruckende Solisten machten das Jahreskonzert des Musikvereins Harmonie Boll zum Höhepunkt des Vereinsjahres.

Oberndorf-Boll. Traditionell wurde der Konzertauftakt von der Jugendkapelle bestritten. Julia Staiger hatte vor Jahresfrist ihr Konzertdebüt als Dirigentin gegeben, um danach endgültig die Leitung der "JuKa" von Ehrendirigent Martin Hirschmann zu übernehmen.

Nach intensiver Probenarbeit und einem gemeinsamen Probenwochenende beeindruckte die Formation mit vier neuen Stücken und verschiedenen Solopartien. "Irish Rhapsody" erzählte von grünen Landschaften an einer rauen Küste und leichtfüßigem, irischen Tanz. Mit der Friedenshymne "Imagine" von John Lennon wurde dem Sehnen nach einer Welt ohne Krieg und Hunger sanft und sehr intensiv Ausdruck verliehen. Im Animationsfilm, der unter dem Titel "Vaiana" in den deutschen Kinos lief, begibt sich ein Mädchen auf eine abenteuerliche Segeltour übers Meer, um den Halbgott Maoi zu finden und ihr vom Hunger bedrohtes Inselvolk in der Südsee zu retten.

Das Medley "Highlights from Moana" vereinte die schönsten Disney-Melodien. Den Zeitgeist der 1980er-Jahre fing "Eighties Flashback" ein. "Thriller" von Michael Jackson und "Eye of the Tiger" wurden gefolgt von romantischen Stücken wie "Up Where We Belong". Die verdiente Zugabe wurde mit "Counting Stars" gerne gewährt.

Die Moderatoren Mara und Leonard Senn machten auch gleich Werbung in eigener Sache, denn die Jugendkapelle wünscht sich Zuwachs.

Die Hauptkapelle setzte das abwechslungsreiche Programm auf hohem Niveau fort. Mit dem "Huldigungsmarsch" des Norwegers Edvard Grieg machte Dirigentin Sieglinde Strobel ihren Anspruch an die Kapelle geltend, die allen Herausforderungen gewachsen war. Ausgefeilte Dynamik, Soli der Saxophone und Querflöten und spannende Trommelwirbel prägten das Stück.

Moderatorin Nicole Fischer stimmte inhaltlich auf die weiteren Titel ein. "A Huntingdon Celebration" von Philip Sparke, ein facettenreiches, mitreißendes Stück mit Fanfaren, melodiösem Hauptthema und einem triumphalen Abschluss nahm die Zuhörer mit auf eine englische Jagd.

Vorgeschmack auf die Reise

Die "Perger Polka", eine Auftragskomposition, wurde erst 2017 von Kurt Gäble geschrieben und galt als Vorgeschmack auf die viertägige Konzertreise ins oberösterreichische Grein an der Donau im Landkreis Perg 2019. Der MV Boll wird die Reise mit dem Akkordeonorchester Maichingen und der gemeinsamen Dirigentin antreten. Am 6. Juli ist beim Gegenbesuch des Sinfonieorchesters mit allen Musikern und 130 Sängern in Ludwigsburg-Tamm ein musikalisches Großereignis geplant.

Hochdramatisch begann der dritte Konzertteil mit Filmmusik von Hans Zimmer zu "Backdraft", der den harten Kampf einer amerikanischen Feuerbrigade gegen ein Flammeninferno beschreibt. Feuerglocke und schrille Töne der Klarinetten und Querflöten sind Bestandteil der meisterhaften Komposition um den harten Alltag und die persönliche Tragödie des Helden.

Nach dieser Aufregung durfte das Publikum in purer Harmonie schwelgen. Als Solisten an der Trompete wandelten Hubert Senn und Marius Rapp bei "What a Wonderful World" und anderen Ohrwürmern bravourös auf den Spuren von "Satchmo", dem großartigen King of Jazz Louis Armstrong, was mit begeistertem Beifall honoriert wurde. Großen Spaß bereitete "From Rags to Ritz", das leichtfüßig und beschwingt daherkam.

Voller Temperament, afrikanischer Lebensfreude und Überraschungseffekte war "Kongolela". Daniel Kohler hatte auf die Schnelle noch einen Sprachkurs in Swahili absolviert. Trommeln und Rhythmusinstrumente kamen zum Einsatz, und Strobel versetzte Musiker und Publikum mit einer La-Ola-Welle in Bewegung.

Zu einem aberwitzigen Flug hoben die Musiker als "Die tollkühnen Männer in ihren fliegenden Kisten" ab. Die Schlagwerker adelten mit Pfeifen und allem zur Verfügung stehenden Equipment den musikgewordenen Slapstick mit tollen Soundeffekten. Längst nicht beendet war das Konzert mit dem mexikanischen Marsch "Zacatecas".

Das begeisterte Publikum verlangte eine Zugabe nach der anderen. Der rasante "Tiger Rag" erforderte flinke Finger und vollen musikalischen Einsatz, beim modernen Stil von "Jingle Bells Forever" wurde mitgeklatscht, und erst nach der Polka "Böhmische Liebe" durften sich die Akteure verabschieden.