Die ICE-Schantle, das erste Oberndorfer Narrengericht und die Schantlekapelle sorgen für Stimmung in den Lokalen. Foto: Weber

Narren nehmen Stadtgeschehen unter die Lupe. Schantlesonntag sorgt für viele Lacher und schöne Stunden. 

Oberndorf - Wie schon seit vielen Jahren war auch diesmal einer der Fasnet-Brennpunkte, das Don-Bosco-Haus, am Schantlesonntag "ausverkauft".

Nach inoffizieller Zeitnahme war der erste Schantle um 18.18 Uhr zur Stelle, um das Stadtgeschehen aus närrischer Sicht unter die Lupe zu nehmen. Die Aussichtsplattform am Neckar, der Brunch im Klosterhof, die Beschlüsse des Gemeinderates über "Bauen, Umbauen, Verbessern" waren ihm ebenso wichtig wie der "Spielplatz Tal".

Die NSA hatte viel zu erzählen, wobei hier NSA "Neckar-Schantle-Abteilung" heißt. So wurde von einem reuigen Dieb berichtet, der in einem gut (ein)geführten Schreibwarengeschäft in der Oberstadt einmal geklaut hatte, und nun seine verwerfliche Tat wieder gut gemacht hat. Ferner wird laut NSA gemunkelt, das bei einem eventuellen Abriss auf dem ehemaligen Brauereigelände ein repräsentativer Bau als Büro für den Oberstadtschultes erhalten werden soll.

Die Schantle vom "Film-Team" benötigten zunächst eine Kulisse für "Wald". Alle Anwesenden standen auf Anweisung auf, spielten Bäume und machten auch "Sturm". Wohl am treffendsten war das Interview mit einem kleinen Mönch. Der "Schauspieler" versuchte sich (nur kurz) mit einem Fläschchen Bier, das diesen Namen trägt, zu unterhalten. Beim Thema Rammeln fanden sie ein perfektes Paar im Zuschauerraum: Kaum war die Wurstangel in Aktion, schon hatte der Mann die Wurst fest im Zähnegriff.

"Bürgermeister mit einem glänzenden Kopf wie sonst nirgendwo"

Zwei Schantle beschäftigten sich lange mit dem "Scheffelweg" und noch mehr mit den Tafeln, die den Wanderfreudigen Texte schwäbischer Dichter nahe bringen sollen. Bei Werken von Sebastian Blau, Justinus Kerner, Victor von Scheffel und Friedrich Hölderlin schlug das Messgerät für Endorphine nicht an; doch ein einfach gestricktes Wandergedicht eines Wanderschantles erntete großen Applaus. Der Auftritt der Schantlekapelle Lindenhof sorgte mit Narrenmarsch, Schunkelrunde und Holzhackern für beste Stimmung, ehe ein Geburtstagskind das eigene Ständchen dirigieren durfte.

"Erheben Sie sich", schallte es dem EON, dem "Ersten Oberndorfer Narrengericht", voraus. Zwei Schantle, "verfeinert" mit Perücken und schwarzen Umhängen, verurteilten scharf, was nach ihrer Ansicht strafbar ist. So meinten sie, es könne nicht sein, dass der "Leibkoch" der Bürger für Bürger mit der Gulaschkanone von Weihnachtmarkt zu Weihnachtsmarkt ziehe. Auch Bürgermeister Hermann Acker wurde von diesem Gericht gemaßregelt; hatte er doch beim Narrentreffen ein Hotel in zentraler Lage gebucht, nur nicht daran gedacht, dass es sich dabei nicht unbedingt um Elzach selbst handeln muss. Viele schöne "Vergehen" hatte das "Erste Oberndorfer Narrengericht" noch zu verhandeln. Ein Einzelschantle stellte die Plattform gegenüber dem Krankenhauses zur Diskussion. Er meinte in seiner Betrachtung, Oberndorf hätte einen "Bürgermeister mit einem glänzenden Kopf wie sonst nirgendwo". Der FSC, diesmal mit "Hund Knuddel", kostete ein Telefongespräch, da statt erwarteter vier Personen mehr als 30 zum Kaffee ins Polizeirevier brachte, weidlich aus. Auch ein zum Geburtstag zubereitetes süßes Kunstwerk aus Löffelbiskuit, entpuppte sich mit "eingebautem" Löffel doch als etwas zu wörtlich genommen.

Die ICE-Schantle hatten einiges aufgeschnappt, das Bürgern im Zusammenhang mit der Eisenbahn widerfuhr. Die Geschichte um einen treusorgenden Ehemann ist zu schön. Das Ende: Aus total widrigen Gründen (natürlich fremd verschuldet), konnte jener Bedauernswerte seine Frau nicht am Flughafen abholen, sondern erst in Oberndorf (Gleis 2).

Die fast schon tragische Geschichte eines Wohnwagenurlaubers, verquickt mit einem straßensperrenden Schienenstrang in Lyon, endete mit dem Ratschlag, doch das nächste Mal auf der Dollau zu campieren, da dort keine Gleise verlegt seien.