Der neue Vorsitzende des evangelischen Kirchengemeinderats, Torsten Zühlsdorff (links) mit Pfarrer Romppel Foto: Frädrich Foto: Schwarzwälder-Bote

Torsten Zühlsdorff übernimmt Vorsitz im evangelischen Kirchengemeinderat in Oberndorf

Von Michael Frädrich Oberndorf. Die Evangelische Stadtkirche wird 100 Jahre alt. Zwar erst am 2. Advent 2016, aber das Jubiläum treibt Torsten Zühlsdorff schon jetzt um. Der neue Vorsitzende des Kirchengemeinderats spricht über die Herausforderungen der Wahlperiode, die bis zum Ende dieses Jahrzehnts reicht.

Da ist nicht nur das Jubiläumsjahr. Vordringlich sind strukturelle Veränderungen. Nachdem die Gedankenspiele über eine Fusion mit den Kirchengemeinden Aistaig und Boll/Bochingen vorerst vom Tisch sind, gilt es nun, die auf zwei Pfarrämter ausgelegte Organisation dem Umstand anzupassen, dass es nur noch ein Pfarramt gibt. Dabei will unterscheiden sein: Was ist zwingend notwendig, was ist wünschenswert, was lässt sich in die Obhut freiwilliger Helferteams legen? Dieser Prozess dürfte sich mindestens bis Jahresende hinziehen, ahnt Zühlsdorff, und Pfarrer Gerhard A. Romppel ergänzt: „Die Kirchenleitung, Dekanat wie Oberkirchenrat, stehen uns dabei mit externen Beratern zur Seite.“

Beiden ist es wichtig, die Gemeinde stärker zu beteiligen, sich den Wünschen der Menschen weiter zu öffnen. Dazu gehören beispielsweise allmonatliche Gottesdienste für Familien, für Taufen oder mit Matinée, wie in diesem Januar erstmals angeboten. Für die Ausgestaltung der Osternacht oder des Reformationsabends sind neue Ideen willkommen, ebenso für das Gemeindefest auf dem Lindenhof, das heuer am 6. Juli gefeiert wird.

Und dann das Kirchenjubiläum: Angedacht sind die Herausgabe eines Kirchenführers; ferner eine Veranstaltungsreihe, in der nicht nur die Entstehung des Kirchenbaues, sondern auch die Geschichte der Kirchengemeinde dargestellt wird; Podiumsdiskussionen wie etwa zum Glaubensleben, Konzerte und auch Kabarett. Allein kann der Kirchengemeinderat das nicht stemmen, also soll der Förderverein mit ins Boot genommen werden. Dazu noch: 2017 steht das Luther-Jahr an. Anno 1517, vor 500 Jahren schlug er seine Thesen an und die Reformation war angestoßen.

In einem anderen Boot sitzt der Förderverein schon: Immer wieder kommt der Ruf nach einer neuen Orgel auf, sozusagen als Krönung der Sanierung des Gotteshauses. "Eine Kostenanalyse dazu ist in Auftrag", sagt Romppel. Wenn die vorliege, werde über das weitere Vorgehen beraten.

Ein Sorgenkind ist das Pfarrhaus auf dem Lindenhof. Es ist von anhaltender Wespenplage befallen, und die Tierchen fühlen sich dort offenkundig pudelwohl. Sie wagen auch schon malen Ausflug ins Gemeindezentrum. Mittelfristig wird hier eine grundlegenden Sanierung unausweichlich.

Was Zühlsdorff, 41 Jahre jung und als Werkrealschullehrer mit beiden Beinen auf dem Boden, in seinem Ehrenamt sonst noch am Herzen liegt? Er möchte mehr Menschen in die Kirche bringen. "Wir müssen authentisch sein in dem, was wir tun", formuliert er als seine Philosophie. Man müsse den Menschen ansehen, dass sie aus Überzeugung in der Kirchenarbeit aktiv sein.

Romppel fügt an: "Der Gottesdienst will gefeiert, nicht als Pflichttermin verstanden werden; das Abendmahl will nicht einfach eingenommen, sondern gefeiert werden". Aus Zühlsdorff sprudelt es nur so hervor: "Wir wollen Freude am Gottesdienst bereiten. Nicht einfach Liturgie abhaken."

Er wünscht sich, dass man die Herzen der Besucher erreicht, die Menschen sich öffnen für das Evangelium, sei es über Lieder, Predigt und Verkündung des Evangeliums. Grundlage für ihn ist das biblische Zeugnis, nicht etwa irgendein Zeitgeist. Denn Zühlsdorff ist überzeugt: "Das Fähnchen nach dem Wind zu hängen, ist das Todesurteil für jede christliche Gemeinde."