Die geplante Rodung der Bäume beschäftigt die NABU/BUND-Gruppe sehr.Archiv-Foto: Semenescu Foto: Schwarzwälder Bote

Offener Brief: Hochwasserschutz am Neckar: NABU/BUND bieten Hilfe für ökologisch vertretbare Lösung an

Oberndorf. Nachdem sich der Bürgermeister noch einmal zu der geplanten Rodung der Bäume auf der Dammkrone des Neckars geäußert hatte, meldet sich Beatrix Lamprecht, Vorsitzende der NABU/BUND-Ortsgruppe zu Wort.

Sie sieht ein Informationsdefizit von Seiten der Verwaltung. Obwohl man Träger öffentlicher Belange sei, habe man die Pläne des Büros nicht zur Verfügung gestellt bekommen, sondern sich selbst besorgen müssen, so der Vorwurf. Und anfangs seien Bäume, die nun im Plan rot eingezeichnet sind, noch in grün dargestellt worden, so Lamprecht. 2019 sei auch noch die Rede davon gewesen, dass "Bewuchs und Gehölze teils toleriert werden können und die Spundwände kaschieren". Auf eine Anfrage im Dezember 2020 habe die Verwaltung auf die Gemeinderatssitzung verwiesen. "Dass sofort ein Beschluss herbeigeführt werden soll, wurde uns nicht mitgeteilt – kein feiner Zug."

"Uns war klar, dass einzelne Bäume der Maßnahme zum Opfer fallen werden, wir sind ja nicht weltfremd. Aber dass nun sämtliche Gehölze weichen müssen, war bis zur Veröffentlichung der Vorlage nicht ersichtlich. In dieser kurzen Zeit war es uns nicht möglich, Alternativen zu recherchieren und vorzuschlagen."

Zwischenzeitlich sei man einen Schritt weiter, jedoch habe der Gemeinderat durch den Beschluss erst einmal Fakten geschaffen. "Wir sind sehr enttäuscht über die Entscheidung." Die Bäume hätten noch etwa 400 Jahre Lebenserwartung vor sich, sagt Lamprecht. Keine Ausgleichsmaßnahme könne den Verlust kompensieren. "Weder wir noch die Gemeinderäte werden erleben, wenn die neu gepflanzten Bäume eine vergleichbare Leistung erbringen."

Die Bindung von CO2 und die Produktion von Sauerstoff seien bei einem alten Baum exponentiell höher als bei einem jüngeren. Lebensräume, wie Höhlen für Vögel, entstünden erst ab einem gewissen Alter der Bäume. Eine Abkühlung der Umgebung durch Wasserverdunstung und die Beschattung des Neckars erbringe ein Baum erst mit einer gewissen Größe. "Ein mathematischer Ansatz für den Ersatz ist, dass pro Altbaum fünf bis sieben Jungbäume gepflanzt werden müssen, die dann aber auch über Jahrzehnte anwachsen und sich entwickeln müssen", meint Lamprecht. Sie sei bei ihrer Recherche auf Untersuchungen gestoßen, die bewiesen, dass Bäume an Dämmen positive Auswirkungen hätten. "Unsere Vorfahren hatten gute Gründe, die Ufer zu bepflanzen. Wir hätten uns gewünscht, dass die Planung das berücksichtigt."

Die in des Bürgermeisters Stellungnahme erwähnten Untersuchungen zu Rück- und Einstaubereichen außerhalb der Ortslagen seien dem NABU unbekannt. Mit diesen Informationen sowie Angaben dazu, welche Flächen entlang des Neckars nun in städtischem Besitz seien, könne man möglicherweise eine Alternative finden, um die Bäume zu erhalten, so Lamprecht.

Sie stellt klar: "Wir sind für Hochwasserschutz, und wir sind überzeugt, dass es eine ökologisch besser vertretbare Lösung geben kann. Wir sind an einer konstruktiven Zusammenarbeit mit der Verwaltung im Bereich Umwelt- und Naturschutz interessiert und sehen positive Entwicklungsmöglichkeiten sowohl für die Stadt als auch für die BUND/NABU-Gruppe. Wir reichen unsere Hand. Nutzen Sie das ehrenamtliche Engagement zum Wohle der Stadt", so der Appell an die Verwaltung.