Alle Hände voll zu tun hatte der 29-jährige Jürgen Betkas in den vergangenen Tagen, um bei der Familie Hartmann in Hochmössingen den Weg zum Haus und die Garageneinfahrt von den Schneemassen frei zu schippen. Foto: Danner

29-jährige Jürgen Betkas springt älterem Ehepaar in Hochmössingen beim Winterdienst zur Seite.

Oberndorf - Während die Kinder ob der gewaltigen Schneemassen in wahre Begeisterungsstürme ausbrechen und sich mit ihren Bobs und Schlitten auf zum nächsten Hang machen, bedeutet der weiße Segen von oben für ältere Menschen eine fast nicht zu schulternde Last.

Die Stadt Oberndorf vermittelt aus diesem Grund Helfer, die beim Winterdienst mit anpacken. "Wir haben viele Anfragen", weiß Andrea Huonker von der Stadtverwaltung zu berichten. 25 an der Zahl, um ganz genau zu sein. Mit den Helfern indes sieht es nicht so üppig aus. Drei hätten sich bei ihr gemeldet, doch zwei seien gleich wieder ausgeschieden. Schließlich muss es mit dem Wohnort und der Uhrzeit passen. Speziell für die angesprochenen Schüler, darüber ist sich Huonker im Klaren, sei das Schneeräumen fast nicht mit dem frühen Unterrichtsbeginn vereinbar. Inzwischen bieten sogar professionelle Firmen ihre Dienste an. Einen jungen Mann konnte Huonker doch vermitteln, in Hochmössingen an die Familie Hartmann.

Dort kann sich das Ehepaar Hartmann nun beruhigt zurücklehnen, wenn sich draußen die weiße Pracht türmt. Denn Jürgen Betkas ist ein zuverlässiger Helfer in der Not. In der Morgendämmerung schiebt der 29-Jährige die Schneefräse über die Garageneinfahrt. Seit einigen Tagen gilt sein erster Blick in der Früh der aktuellen Wetterlage. Meist dauert es dann nicht lange, und Annemarie Hartmann ruft an. Der junge Mann zieht sich seine warme Jacke an, steigt in die wasserdichten Schuhe und macht sich auf den Weg. Ein paar Straßen hat er nur zu gehen, bevor er sich ans Schippen machen kann. Den Luxus der Schneefräse weiß er zu schätzen, den Weg zum Haus macht er ganz konventionell per Schaufel frei.

Die Familie Hartmann hat keinen öffentlichen Gehweg, so ist Jürgen Betkas nicht allzu sehr an Zeiten gebunden. Dennoch, wenn die Hausherrin mit dem Auto wegfahren muss, sollte die Einfahrt geräumt sein.

Annemarie Hartmann hat Bandscheibenprobleme und kann nach einer Operation derzeit nur mit einer Krücke gehen. Ihr Mann ist schon recht betagt, so dass die schwere Arbeit des Schneeschippens von den beiden nicht mehr bewältigt werden kann. "Ich bin ja so froh, dass ich ihn habe", freut sich die Hausherrin über die Unterstützung. Schon vergangenes Jahr hatte sie bei der Stadt um Hilfe ersucht, damals allerdings erfolglos. Da habe sie sich eben mit den netten Nachbarn und ihren Kindern beholfen. Aber die seien ja auch berufstätig und wohnten nicht im selben Ort. Heuer kann sie auf Betkas Hilfe zählen. Der 29-Jährige ist derzeit auf Arbeitssuche und hat daher Zeit. Seine Motivation, erklärt der gläubige Christ, liege in der Nächstenliebe. Er wolle seinen Mitmenschen eine wertorientierte Hilfe geben.

Über eine Festanstellung, daraus macht Jürgen Betkas kein Hehl, würde er sich sehr freuen. Dafür drückt ihm auch Annemarie Hartmann die Daumen, in der Hoffnung, dass er dann noch Zeit zum Schippen findet.