Das Collegium Musicum spielt im Klosterhof zur Matinee. Foto: Weber Foto: Schwarzwälder Bote

Matinee: Collegium Musicum konzertiert unter der Leitung von Peter Hirsch im Oberndorfer Klosterhof

Oberndorf. Wieder einmal hat das Wetter seinen Beitrag geleistet und es möglich gemacht, dass die Matinee des Collegium Musicum im Hof der Klosterkirche stattfinden konnte. Dass diese Veranstaltung immer wieder ein Magnet für Liebhaber klassische Musik ist, zeigte sich daran, dass eine große Anzahl zusätzlicher Stühle herbeigebracht werden musste.

Vielen Proben

Dekanatskirchenmusiker Peter Hirsch und seine Spieler – verstärkt durch Gertrud Heinzel und Rita Wörner (Querflöte) – hatten sich in vielen Proben auf dieses musikalische Ereignis vorbereitet, das seit vielen Jahren zum sommerlichen Kulturprogramm Oberndorfs gehört.

Mit der Sinfonia a 4 von Tomaso Albinoni Tomaso war ein Stück gefunden, das so recht in dieses sommerliche Musizieren einführen konnte.

Viel zur heiteren Atmosphäre trugen die beiden Querflöten bei, die immer wieder an sorglos zwitschernde Schwalben oder Mauersegler erinnerten. Hinter diesem Spiel verbargen sich aber viel Können und jede Menge Probenfleißes. Sehr deutlich wurde der Wechsel schnell – langsam – schnell betont. Dieser Aufbau ließ sich auch im Concerto a piu Istrumenti von Evaristo Fwelice dall’ Abaco erkennen. Wenn auch sehr gefällig zum Anhören, so sollen die Schwierigkeiten, besonders im zweiten Satz, nicht ausgeblendet werden.

Auch Johann Stamitz bleibt in seiner Mannheimer Sinfonie Nr. 3 der damals üblichen Dreisätzigkeit treu. Das Allegro wurde als sehr festliche Musik dargeboten. Sicher ist es nicht zu weit hergeholt, aus ihm einen strengen höfischen Schreittanz herauszulesen. Das Andante scheint eher Weisen des einfachen Volkes – in anderem Takt – zu verarbeiten. Das Presto lässt typische Elemente der Mannheimer Schule wie Triller und andere Finessen hören.

Die bis dahin aufgeführten Stücke können alle dem Spätbarock oder frühen Rokoko zugeordnet werden. Interessant ist auch, dass alle drei zitierten Komponisten auf das engste mit dem Haus Wittelsbach (Max II. Emanuel und Carl Theodor) verbunden waren.

Ganz andere Klangwelt

Umso einschneidender nun der Stilwechsel hin zur Spätromantik, zu Edvard Grieg. Hier tut sich eine ganz andere Klangwelt auf. In seinem Werk Elegische Melodien Op. 34 Herzwunden werden riesige Melodiebögen aufgelegt, die durch die Instrumente wandern. Besonders die Celli mit einem bitter-süßen Klang übernehmen einen großen Teil der Führung. Der Schluss der "Herzwunden" wird nicht aufgelöst – die Wunde bleibt offen. Atmosphärisch beeindruckend gespielt.

Die Musik Edvard Griegs war so etwas wie ein Puffer zwischen Rokoko und der nun folgenden klassischen Moderne – doch nicht nur das. Mit Béla Batrók hatten sich das Collegium Musicum und Peter Hirsch zum Ausklang schwere musikalische Kost verordnet.

Béla Bartók war nicht nur Komponist, sondern darüber hinaus Entdecker, Sammler und Konservator (im wirklichen Wortsinn) ungarischer Volksmusik, die nicht in den Budapester oder Wiener Cafés gespielt wurde. In seinen Tänzen aus Siebenbürgen gibt Béla Bartók für die Verarbeitung von Volksmusik in der Kunstmusik Beispiele.

Gleichgewicht der Epochen

Das Allegro (Dudelsackpfeifer) erweckte dieses Instrument, das lange Zeit die Musik des einfachen Volkes prägte, wieder zum Leben. Die tiefen Streicher ersetzen mit langem Orgelpunkt die Bordunpfeifen, die hohen spielten die Melodie. Es war sehr interessant hinzuhören und auch gelungen, wie das Ensemble diese Aufgabe löste.

Das Moderato (Bärentanz) zeichnete nach, wie ein damals durchaus üblicher Tanzbär immer wieder die gleichen Bewegungen vollführt; ein wenig tapsig und doch ein Bild der Hilflosigkeit.

Das abschließende Allegro vivace verbarg komplizierte, kunstvolle Musik in bäuerlicher, ländlicher Tracht.

Wieder hatte es Peter Hirsch verstanden, in diese Matinee ein Stück zu integrieren, welches das Gleichgewicht der verschiedenen Epochen herstellt.

Großer Applaus war die Anerkennung für dieses sommerliche Konzert. Die Zugabe war die Pizzicato-Polka von Johann und Josef Strauß, mit sehr viel Fingerspitzengefühl gespielt.