Matthias Brendle (links) und Fabian Häckel haben bereits genug Songs für ein zweites Album aufgenommen. Foto: Band

Band für Aufnahmen an der Ostsee. Anschließend Europa-Tour. Start am Samstag in Seedorf.

Oberndorf - Sie haben es wieder getan – der Oberndorfer Musiker Fabian Häckel und sein Sulzer Kollege Matthias Brendle, besser bekannt als Midwest-Country-Band "Mason Finley", sind wieder in die Ferne geschweift, um neue Songs aufzunehmen. Diesmal ging es nicht nach Kansas City, sondern an die Ostsee zum Elternhaus von Produzent und Songwriter Claas P. Jambor, dem sie damals in die Vereinigten Staaten gefolgt waren. Etwas haben die beiden Plätze wohl gemein: das Gefühl von Freiheit.

17 neue Songs seien in zwei Wochen direkt am Meer entstanden, erzählt Häckel. "Wir haben mehr Tiefe in ›Mason Finley‹ entdeckt, aber natürlich fehlen auch die Spaßsongs nicht", meint der Sänger.

Tatsächlich zeichnet die Band sich auch dadurch aus, dass sie sich selbst nicht allzu ernst nimmt, sei es mit nachgespieltem amerikanischen Akzent auf der Bühne oder Songs wie "Instaporn", in denen Dauer-Poster in sozialen Netzwerken auf die Schippe genommen werden.

Diesmal hätten jedoch andere Dinge die jungen Männer bewegt, etwa einige Erkrankungen und Todesfälle im Bekanntenkreis. "In diese Richtung ist in letzter Zeit wirklich viel passiert", meint Häckel. So viel, dass die musikalische Verarbeitung dessen ein wenig Druck von der Seele nehmen konnte, nachzuhören im Song "So sweet". "Wir wollen bei aller Leichtigkeit auch den Tiefgang nicht verlieren", betont der Sänger. Dennoch würden die Konzerte künftig natürlich nicht bierernst ablaufen. Spaß komme auch beim neuen Album durch Zungenbrecher-Songs, Oden an die Damenwelt oder musikalische Rollenspiele auf. "In einem Song spielen wir einen Killer – wie alles bei uns mit einem Augenzwinkern zu verstehen", sagt Häckel.

Den Kopf frei kriegen und den Fluss der Musik genießen, das sollen nicht nur die Fans beim Konzert spüren, die Bandmitglieder brauchen dieses Gefühl auch, um ihre neuen Songs zu kreieren. "Wir haben wieder gemerkt, wie gut es uns tut, an einen anderen Ort zu gehen, um unsere Songs zu schreiben", erzählt der 28-Jährige. Sie seien so kreativ wie selten gewesen, hätten teilweise zwei Songs an einem Tag aufgenommen.

Nun sollen die Lieder an den Mann gebracht werden. "Mason Finley" geht im Herbst erstmals auf Europa-Tour. "Der Startschuss fällt am morgigen Samstag in der Seedorfer Festhalle. Es folgen Termine in Deutschland, Holland, Polen, Tschechien und eventuell Italien, immer am Wochenende", sagt Häckel.

Er freut sich auf das Tourleben. Nach der Studiozeit sei es ein guter Ausgleich, auf der Bühne zu zeigen, was in mühevoller Arbeit und mit vielen kreativen Köpfen im stillen Kämmerlein entstanden sei.

Warum der Tourauftakt in Seedorf stattfinde und bislang kein Auftritt in Häckels Heimat Oberndorf geplant sei? "Davon sind wir abgekommen. Einzelkonzerte sind in Oberndorf einfach nicht rentabel", schlägt der Musiker deutliche Töne an. "Einerseits beschweren sich die Oberndorfer, dass hier nichts geboten wird, aber wenn dann ein Konzert ist, dann kommt kaum jemand", sagt Häckel.

Als Unterstützer wird Henrik Noder von "Broken Silence" mit auf Tour gehen. Häckel hat für seinen Musikerkollegen den Kontakt zu Produzent Jambor hergestellt, woraufhin Noder kürzlich in Kansas City fünf Songs aufgenommen hat. Diese werden bei der Tour zu hören sein.

Einziger Wermutstropfen bei der Band derzeit: Zwei Alben sind fertig, doch noch keins offiziell erschienen. "Es gab Probleme mit der Plattenfirma", verrät Häckel. Nun plane man, das Debütalbum Anfang Dezember selbst zu veröffentlichen. Das zweite folge dann im kommenden Jahr. Doch das tut der Vorfreude auf die Tour keinen Abbruch: Die "Mason Finley"-Männer werden in gewohnt selbstironischer Manier über "Kansas City Girls" philosphieren und mit Cowboyhut und Fellweste Lässigkeit auf der Bühne verbreiten.