Sechs bis zehn Tiere bekommen jeden Monat ein neues Zuhause. Foto: Kienzler

Hausschwein findet auf Schlatthof Zuflucht. 60 Hunde und 30 Katzen derzeit in Obhut.

Oberndorf-Boll - Lotte ist ein Schwein. Und ein glückliches noch dazu. Aber das war nicht immer so. Ursprünglich war sie ein Hochzeitsgeschenk und sollte als Spanferkel am Grill enden. Dieses Schicksal ist ihr erspart geblieben.

Lotte gehört zu den Exoten auf dem Schlatthof. Das vorherrschende Geräusch hier ist Hundegebell. Susanne Schneider von der Tierschutzinitiative "Menschen für Tiere" läuft durch das Gehege, im Schlepptau etwa zehn Hunde. Sie kennt alle mit Namen und auch die einzelnen Schicksale der Tiere. Weihnachten naht, aber bei der ehemaligen Goldschmiede-Meisterin ruft dieses Fest zwiespältige Gefühle hervor. "Da werden wieder einige Tiere unter dem Christbaum liegen, die später bei uns landen", sagt sie fast schon resignierend. Sie fordert schon seit langem einen "Hundeführerschein", der Menschen befähigen soll ein Tier artgerecht zu halten.

60 Hunde und etwa 30 Katzen finden derzeit Zuflucht auf dem Schlatthof, dazu noch einige Kaninchen und Meerschweinchen. Immerhin bekommen sechs bis zehn Tiere jeden Monat ein neues Zuhause. Meistens, so berichtet Susanne Schneider, geschieht das an den Wochenenden, wenn beispielsweise Familien die einen Hund wollen, regelmäßig zum Schlatthof kommen und mit Vierbeinern, die sie mögen, spazieren gehen.

Die Helfer um Susanne Schneider haben viel Arbeit und sind mit Herzblut bei der Sache. Sie öffnet die Tür zu den Welpen, liebevoll "Krabbelgruppe" genannt. Die Krabbler können ganz schön hüpfen und extrem dreckige Pfoten haben sie heute auch noch. Es hat kräftig geregnet und das Außengelände verwandelt sich sich in eine Matschlandschaft. Eine feste Unterlage ist die drängenste Aufgabe die am Schlatthof ansteht und soll im kommenden Jahr realisiert werden. 10 000 Euro wird das kosten. Viel Geld für die Initiative, die auf Spenden angewiesen ist und jetzt schon jeden Monat Fixkosten von 12 000 Euro zu stemmen hat.

Sandra Kopf, ebenfalls von der Tierschutzinitiative, schaut nachdenklich in eine Ecke. Dort steht "Opa Luis", ein zehnjähriger Colli-Mischling. "Es wäre die schönste Weihnachtsfreude für mich wenn wir ihn vermitteln könnten", sagt sie. Luis höre zwar nicht mehr so gut, ist aber ein sehr dankbarer Hund mit einem guten Charakter.

Nur wenige Meter weiter liegt Jacob in einem Korb. Sein Blick ist traurig. "Er hat eine tragische Geschichte", sagt Susanne Schneider. Der Hund war vor einigen Jahren schon mal Schlatthof-Bewohner. 2007 adoptierte ihn eine Familie aus Meßstetten. Bei einer Nachkontrolle im Jahre 2009 schien schien alles in Ordnung zu sein. Dann beginnt das Drama: Die Familie wandert 2011 nach Spanien aus und Jacob landet kurze Zeit später in einer Tötungs- Einrichtung von Madrid. "Ein Glück war Jacob mit einem Chip versehen und konnte über eine internationale Registrierstelle ausfindig gemacht werden", erzählt Susanne Schneider fassungslos. Leider sei die Kontaktaufnahme zur Familie erfolglos geblieben. Spanische Tierschützer befreiten das Tier und nun bekommt er auf dem Schlatthof das was er und alle Haustiere brauchen: Fürsorge und ein Zuhause.

Weitere Informationen: www.menschenfuertiere.de