Oberndorf. Geri - der Klostertaler - ist ein Profi. Als er am Freitag auf der Bühne des Oberndorfer Kultursommers steht, gibt er alles, um sein Publikum zu unterhalten. Auch wenn das äußerst überschaubar ist.

Der Vollblutmusiker aus Vorarlberg tritt an einem lauen Sommerabend vor schöner Kulisse - über der Bühne thront der Schlattfelsen - auf dem "Elefantenparkplatz" auf. "Sieht ja fast aus wie im Klostertal," flachst einer der Besucher.

Gut 25 Fans sind gekommen

Der österreichische Künstler verspricht auf seiner Homepage, er bringe mit einem Mix aus volkstümlichem Partysound und modernen Rock/Pop-Elementen Stimmung pur auf jeder Party. Und da verspricht er nicht zuviel. Die gut 25 Fans, die gekommen sind, kommen voll auf ihre Kosten, lassen sich von Geri mit auf die "Via Alpina" nehmen und singen lautstark mit. Auch, wenn sich der Gesang auf dem fast leeren Platz ein wenig verliert. Mit Akkordeon, Saxofon, oder Alphorn zeigt der Ex-Klostertaler, dass er ein musikalisches Allround-Talent ist.

Am anderen Ende des "Elefantenparkplatzes" stehen einige Mitglieder der Aistaiger Narrenzunft derweil arbeitslos herum. Der Verein hat für den Veranstalter des Kultursommers - die Firma DTS - Schank und Küche eingerichtet. Jonathan Schumacher, Chef der Veranstaltungstechnik-Firma aus Oberndorf, hat den Verein in sein Konzept mit eingebunden. Auch die Boller Narrenzunft stellt Manpower zu Verfügung. Die Vereine wollen so ihre coronagebeutelten Vereinskassen etwas aufbessern. Doch ohne Publikum kein Umsatz. Die Aistaiger-Zunftmitglieder sind gefrustet. "Sie können ruhig schreiben, dass sich auch mal einer von den ›Oberen‹ aus dem Rathaus oder ein Gemeinderat hier sehen lassen könnte", sagt einer im Gespräch mit unserer Zeitung.

Am Sonntagmorgen dann gibt die Trichtinger Bauernkapelle ein Platzkonzert - ihr erster Auftritt in diesem Pandemie-Jahr, in dem die Kapelle ihren 60. Geburtstag feiert.

Kommendes Wochenende gehts weiter

Zwar zählt sie mehr Besucher als Geri am Freitag zuvor. Wirklich gut besucht ist aber auch diese Veranstaltung nicht. An Engagement stehen die Trichtinger Musiker dem Ex-Klostertaler freilich in nichts nach. Wer gekommen ist, dem gefällt’s. Auch jenen, die als "Schwarzhörer" vor dem Eingang lauschen.

Kommendes Wochenende geht der Kultursommer weiter. Am Samstag, 15. August, legen ab 19 Uhr die DJs Vinek, Magnvm, Zenemy und Vol2Cat bei "Drivacy Vol.4". auf. Tags drauf, am Sonntag 16. August, gibt es ebenfalls ab 19 Uhr Lobo Guerreo mit einer Flamenco-Tanzshow zu hören und zu sehen.

Tickets gibt es bei online bei Eventim, vor Ort bei DTS in der Neckarstraße 47/1 oder übers Telefon unter 07423/8 22 98.

Weitere Informationen: 2020.kultursommer-oberndorf.de

Woran liegt's?

"Stell’ dir vor, es ist ein Fest, und keiner geht hin." Ein Mitglied der Aistaiger Narrenzunft verpackt seinen Frust in Galgenhumor. Die Besucherzahl  des  Kultursommers ließ sich am Freitagabend an fünf Händen abzählen. Auch am Sonntagmorgen beim »Platzkonzert« hatte sich der Veranstalter DTS   mehr Zuspruch erhofft. Doch woran liegt’s, dass  Liegestühle und Bierbänke so leer blieben? War es der Eintrittspreis? Viele Menschen sind in Kurzarbeit oder bangen um ihren Job. War es der Künstler? Volkstümlicher Schlager ist nicht jedermanns Sache. Tritt Geri der Klostertaler in Nachbarorten auf, ist ihm Publikum allerdings sicher. Ist es die Angst vor Corona? Das Hygienekonzept ist durchdacht. Alles  findet  unter freiem Himmel statt. Am Wetter kann es am Freitagabend auch nicht gelegen haben. Vielleicht aber hat am Sonntagmorgen die  Hitze vom Besuch abgehalten. Ist es die Urlaubszeit? Dem  Bochinger Biergartenfest jedenfalls tat  das keinen Abbruch. Dort wurden auch regelmäßig Verwaltungsspitze und Stadträte gesichtet. Eine Fülle an anderen Veranstaltungen kann ebenfalls  nicht der Grund sein. Der Veranstalter ist ratlos und hofft nun bei den weiteren Veranstaltungen auf mehr Resonanz. Drücken wir die Daumen.