Wolfgang Borho und seine Musiker nehmen den verdienten Applaus entgegen. Fotos: Weber Foto: Schwarzwälder Bote

Muttertag: Konzert in der Augustiner-Klosterkirche begeistert das Publikum / Viel Vorarbeit nötig

Das Konzert zum Muttertag der Stadtkapelle Oberndorf in der hervoragend gefüllten Augustiner Klosterkirche stand unter dem Motto "Bella Italia" und hatte diesmal eine Besonderheit vorzuweisen.

Oberndorf. Das Jugendblasorchester (JBO) unter Leitung von Wolfgang Borho, das seit Jahren das Konzert eröffnet, stand "nur" mit einem Stück im Programm: "Pinocchio, die Geschichte einer Handpuppe, Musikalisches Märchen für Erzähler und Blasorchester" von Enrico Tiso, Erzähler Rainer Schmid. Was hinter diesem Titel steckt, konnte man erst wissen, als das Märchen mit seinen 25 musikalischen Einzelteilen erzählt war. Die Arbeit, dieses anspruchsvolle Werk mit den jungen Musikern in dieser Qualität einzustudieren, ist enorm. Das Einbeziehen des Sprechers Rainer Schmid, der vielfach den musikalischem Hintergrund erklärte, ist eine weitere schwere Aufgabe für Dirigent und Sprecher. Doch – um es vorweg zu nehmen – riesiger Applaus war der Lohn für diese musikalische Märchenaufführung, die sich eng an die Vorlage von Carlo Collodi hielt.

Eine fröhliche Ouvertüre leitet das Märchenspiel ein. All die Abenteuer, die das quirlige "Piniendummköpfchenauge", so wäre die Übersetzung der drei Namensbestandteile, erlebt, werden in das musikalische Geschehen mit einbezogen. Auch die noch folgenden, oft wenig schönen Abenteuer, die aber für die Entwicklung Pinocchios – und der Musik – sehr wichtig sind, werden in Töne umgesetzt, bis aus dem Pinienast ein wirklicher Junge werden kann.

Wolfgang Borho hatte das Jugendblasorchester für dieses so vielschichtige Stück bestens vorbereitet. Es spielte mit Können und Eifer an der oberen Grenze eines Nachwuchsorchesters. Rainer Schmid verstand es prächtig, sowohl die reinen Textelemente als auch die musikalisch unterlegten teile zu rezitieren. Mit Pinocchio konnten alle Beteiligten einen wohlverdienten riesigen Applaus entgegen nehmen.

Nach der Pause den zweiten Konzertteil mit einer Ouvertüre zu eröffnen, erscheint logisch. Dirigent Wolfgang Borho hatte dazu das klanglich prachtvolle Vorspiel zu "Die Macht des Schicksals" von Giuseppe Verdi ausgesucht. Ob man Musik, für großes Opernorchester geschrieben, auf eine reine Bläserbesetzung transkribieren kann, sei dahin gestellt; das Wie der Aufführung sei entscheidend. Von den sonoren Dreierakkorden des Anfangs über die feine Fortsetzung mit Oboe und Fagott bis zum Vorstellen des alles beherrschenden Leonoren-Motivs wurde homogen musiziert. Der Dirigent spielte mit den Abstufungen der Lautstärke, verstand es bestens, die Streicher des Originals durch die entsprechenden Bläserregister zu vertreten. So wurde diese schwierige Aufgabe glänzend gelöst. Großen Beifall gab es nach dem mächtigen Schlussakkord.

"Spartacus", eine Komposition von Jan van der Roost, solle nicht Programmmusik sein, merkte Michael Westinger an, der durch das Programm führte. Orientalisches Kolorit des ersten Teils steht für die Herkunft der meisten Sklaven; der gefühlvolle Mittelteil für die Regungen des Gladiators Spartacus zu einer Frau und der Schluss für das Ende des Aufstandes – die an der Via Appia hingerichteten Sklaven. Eine mächtige Vorlage, ebenso in Töne umgesetzt.

Bei der schon klassischen Filmmusik zu "Der Pate" zeigte die Stadtkapelle abermals ihr Können und Subtilität.

Das Medley "Eros Ramazzotti in Concerto" brachte Titel wie "Adesso tu" oder "L’Aurora" in allerbester Form. Fast zum Mitsingen verführte die "Funiculi-Funicula Rhaspsodie", deren italienischer Titel fast so skurril ist, wie die – natürlich inoffizielle – deutsche Textversion. Gespielt wurde jedoch mit befreiender Leichtigkeit.

Dass nach dem jubelnden Applaus zum Ende des offiziellen Programms eine Zugabe unvermeidlich war, ist selbstverständlich: Gaetano Fabianis Marsch "Venzia", mit Schwung gespielt, und "Gloria", der Ohrwurm von Umberto Tozzi, schlossen das Programm, nachdem Michael Westinger schon vorher allen Beteiligten, besonders aber dem Dirigenten und den Musikern für diesen hervorragenden Abend gedankt hatte.