Die Oberndorfer Innenstadt soll wieder attraktiv werden und Besucher anziehen. Foto: Schnekenburger

Offensive soll Neckarstadt zu neuem Glanz verhelfen. "Erlebbar machen, dass wir gut sind." Mit Kommentar

Oberndorf - "Oberndorf ist aktiv, aber nicht genug" – Klartext über das Image der Neckarstadt gab es in der Gemeinderatssitzung. Doch anstatt nur Kritik zu üben, wurde das Konzept einer Innenstadtoffensive vorgestellt, die zu neuem Glanz verhelfen könnte.

Gähnende Leere in den Schaufenstern, wenig Besuchsgründe und dafür viel Pessimismus – dass die Neckarstadt kein attraktives Ziel ist, schien am Dienstagabend allen am Ratstisch klar zu sein. Zu Gast war Peter Markert von der Imakomm Akademie aus Aalen, der einen unverfälschten Blick auf die Stadt warf und das Konzept erklärte.

Nach der Einführung der Kampagne "Oberndorfer Potenzial" 2016 hatte die Auftaktveranstaltung "Innenstadt hat Zukunft" mit der Stadtverwaltung, dem HGV und der IHK – dem "Dreigestirn", wie es der Erste Beigeordnete Lothar Kopf nannte – im Juli 2017 stattgefunden. Anschließend wurden die Projektgruppe "Runder Tisch" gegründet und in drei Workshops mit Bürgern das Konzept Innenstadtoffensive entwickelt.

Der Druck steigt

Zunächst ging es im Gemeinderat aber in einer Analyse darum, den Finger in die Wunde zu legen und schonungslos Mängel aufzudecken. Kein abgestimmter Außenauftritt, unmoderne Darbietung in den Schaufenstern, schwache Vermarktung der Innenstadt und wenig gestalterische Elemente – da gab es nichts zu beschönigen.

Doch Markert war nicht nur für einen schonungslos ehrlichen Blick auf Oberndorf da, sondern auch für einen Ego-Push. Die Kritik sollte nicht missmutig machen, sondern zum Gestalten motiveren. Vieles sei schon gut in Oberndorf, müsse man sich klar machen. Die Rahmenbedingungen passen, meinte Markert.

Gleichzeitig steige aber auch der Druck auf die Innenstädte. Früher habe der Handel eine Stadt belebt, heute brauche er die Frequenz selbst. Händler müssten in der dynamischen Welt heutzutage digital unterwegs und halbe Eventmanager sein. "Während ein Bebauungsplan entsteht, kommen drei neue Smartphone-Modelle raus", verdeutlichte Markert die Entwicklung. Zudem habe man rund 4300 Einpendler täglich, von denen Oberndorf aber nicht profitiere, weil man sie nicht halten könne.

Bei der Innenstadtoffensive gehe es nun darum, sich den Entwicklungen anzupassen, sich auf die Erfolgsfaktoren der Stadt zu besinnen und über konkrete Maßnahmen statt über Ziele zu sprechen.

Um den Wandel herbeizuführen, müsse man nun eine positive Einstellung zum "Städtle" fördern, etwa durch "sprechende Fassaden", mit Sitzgelegenheiten in die Innenstadt einladen, sich in Sachen Social Media digital vermarkten und Strukturen zur Organisation aufbauen.

"Wir wollen erlebbar machen, dass wir gut sind", sagte Markert. Etwa, indem man seine Vorzüge in den Bereichen Handwerk, Mode und Musik hervorhebe. Er halte es auch für sinnvoll, einen "Digi-Manager" einzustellen, einen "jungen Wilden", der sich um die digitale Entwicklung der Stadt kümmere.

Weitere Mitstreiter gesucht

Um diese Ideen umzusetzen könne er sich neben einem Digital-Kümmerer auch einen Intiativkreis für kreative Ideen und ein "Macher"-Gremium für die finanzielle Umsetzung vorstellen. "Im Hintergrund wird schon losgelegt", verriet Markert. Dennoch brauche man weitere Mitstreiter.

Dazu soll unter anderem die Informationsveranstaltung am 5. Juli dienen – um Gleichgesinnte zu finden und konkrete Projekte vorzustellen. Wichtig sei, viel auszuprobieren. "Machen Sie Fehler, putzen Sie sich den Mund ab, und machen Sie dann weiter!", forderte Markert den Gemeinderat auf.

Der stand dem Konzept positiv gegenüber. "Die Analyse hat das Problem punktgenau getroffen. Das ist der richtige Weg", lobte Stadtrat Dieter Rinker. Man müsse etwas Individuelles auf den Weg bringen, ein Alleinstellungsmerkmal schaffen. Und der Blick eines Außenstehenden hatte viele wohl auch bestärkt, so etwa Günter Danner. "Mir hat die Aussage geholfen, dass wir in der Vergangenheit oft die richtigen politischen Entscheidungen getroffen haben", meinte er. Das zentrale Problem sei nun, die kritische Oberndorfer Haltung aufzubrechen. "Wir müssen Identität stiften", sagte er. Die Informationsveranstaltung zum Thema "Innenstadtoffensive: Strategie und Maßnahmen" findet am Donnerstag, 5. Juli, ab 19 Uhr im Sitzungssaal des Rathauses statt.

Kommentar: Anpacken

Von Jasmin Cools

Leere Schaufenster und keine Menschenseele auf dem Schuhmarktplatz – wenn nicht gerade ein Serenadenkonzert, Wochenmarkt oder Rita Pfau mit ihrem Imbisswagen da ist. Beschauliche Stille überall. Wenn die Stadt ein Laden wäre, würde man sich fragen: Hat der offen, und will der überhaupt was verkaufen? Ganz anders sieht das an der Fasnet aus. Bunt, belebt und erfüllt von Musik sieht man, dass Oberndorf eine lebendige Stadt ist. Nur, wie Peter Markert festgestellt hat, geben sich die Bürger allzu gern dem Pessimismus hin. Lösungen scheinen zu aufwändig oder nicht umsetzbar zu sein. Markerts ansteckender Optimismus tut da gut. Vieles wird in Angriff genommen, einige gute Ideen warten darauf, umgesetzt zu werden. Ein bisschen mehr Packen-wir-es-an-Mentalität und gute Laune, wie an der Fasnet, stünde Oberndorf gut zu Gesicht.