Auch die Glocken von St. Michael werden erklingen. Foto: Danner Foto: Schwarzwälder Bote

Ökumene: Oberndorf beteiligt sich an europaweiter Aktion / Mahnwache am Brunnen am "Alten Rathaus"

Europaweit werden am heutigen Freitag von 18 bis 18.15 die Glocken für den Frieden läuten – so auch in Oberndorf.

Oberndorf. In Europa gab die Glocke über 1000 Jahre lang mit ihrem Rhythmus die Zeit zur Arbeit, zur Muße und zum Gebet vor. Die Glocken in den Türmen der Kirchen und Rathäuser, in den Glockenstühlen der Kapellen, Bauernhäuser, Friedhöfe und Gedenkstätten sind ein einzigartiges hör- und sichtbares Zeichen des europäischen Wertefundaments.

Viele Menschen lieben den Glockenklang, denn er ist ein textloser, neutraler Klang, mit dem eine 5000 Jahre alte handwerkliche Tradition verbunden ist. Der Glockenklang ist interkulturell: Ob Domglocke, buddhistische Tempelglocke oder Shint-Schrein-Glocke – sie alle vermitteln jenseits von Sprachgrenzen Feierlichkeit, Zeitmarkierung, Transzendenz und die Sehnsucht nach Frieden.

Zugleich gaben Glocken das Material zur Rüstungsproduktion. Kirchenglocken wurden eingesammelt und beschlagnahmt. Wertvolles Kulturgut wurde für Massenvernichtungswaffen eingeschmolzen.

Im Europäischen Kulturerbejahr 2018 rufen der Deutsche Städtetag, der Deutsche Städte- und Gemeindebund, das Kulturbüro der Evangelischen Kirche Deutschland, das Bonifatiuswerk der deutschen Katholiken und das Deutsche Nationalkomitee für Denkmalschutz gemeinsam alle Glockenbesitzer auf, sich am europaweiten Läuten zu beteiligen.

Glockenbesitzer sind aufgerufen, diese Viertelstunde die Glocken zur Mahnung läuten zu lassen. Denn 2018 erinnert man sich – um sich des Wertes des Friedens in Europa zu vergewissern – an das Ende des Ersten Weltkrieges vor 100 Jahren und an Ausbruch und Ende des Dreißigjährigen Krieges (1619 bis 1648).

Kirchliches Läuten ist grundsätzlich Gebetsläuten. Das Beten um Frieden und Versöhnung ist ein zentrales christliches Anliegen.

Wenn Kirchengemeinden somit aus dieser Motivation heraus am Internationalen Friedenstag die Kirchenglocken läuten und einladen, nach Frieden zu suchen, ist das ein starkes solidarisches Symbol. Denn das gemeinsame Glockenläuten weist hin auf Kriege und Konflikte, die weltweit Millionen von Menschen Tod, Leid und Verlust der Heimat brachten und immer noch bringen. Dies mahnt, immer wieder für ein friedliches Miteinander und Zusammenleben einzutreten. Es gilt, die Werte der Freiheit, der Solidarität und des Friedens zu sichern. Dieses gemeinsame Klingen und Schwingen eröffnet die akustische Vision einer Verständigung ganz anderer Art.

Vonseiten der evangelischen und katholischen Kirchengemeinde Oberndorf hat man sich dazu Gedanken gemacht und möchte das Glockenläuten mit einem öffentlichen Gedenken verbinden, erzählen Torsten Zühlsdorff, Kirchengemeinderatsvorsitzender der evangelischen Kirchengemeinde, und Pfarrer Martin Schwer für die katholische Seelsorgeeinheit. Treffpunkt für diese ökumenische Aktion ist heute um 18 Uhr. "Uns ist dazu der Brunnen beim ›Alten Rathaus" eingefallen. Dies ist ein öffentlich frequentierter Ort; ferner gibt es durch die Aktion mit dem Adventskranz schon einen Vorgang, der diesen Ort hervorhebt." Das Gedenken geschieht mit der Einladung, sich dort mit brennenden Kerzen zu versammeln, schweigend, nur mit einer Begrüßung und einem gestalteten Abschluss. Die Kerzen können danach am Brunnen abgestellt werden, sodass die Aktion nachhaltig weiterwirkt. Die Stadt Oberndorf befürworte diese öffentliche Aktion. Auch die Glocken der umliegenden Kirchengemeinden werden läuten. Verbunden ist das mit der Einladung zum Gebet, sei es in der Pfarrkirche oder einer Kapelle, wie das in Hochmössingen geschieht oder auch zuhause. Denn wenn die Glocken läuten, ist das für alle die das hören Einladung zum innehalten und Zeit zum Erinnern.

Zudem werden in Altoberndorf die Kreuzbergkapelle und in Bochingen die Wolfgangskapelle geläutet – jeweils von Hand.