Die Kirchenglocken – wie hier in der katholischen Kirche St. Michael in Oberndorf – läuten zusammen.Archivfoto: Danner Foto: Schwarzwälder Bote

Corona-Situation: Keine Gottesdienste mehr möglich / Kreise und Gruppen pausieren / Gemeinden suchen nach neuen Wegen

Schulen und Kitas sind geschlossen, Sportveranstaltungen entfallen, Geschäfte und Restaurants bleiben zu, und auch Kirchen, Moscheegemeinden und andere religiöse Gemeinschaften sind von der Corona-Krise betroffen. Persönliche Begegnungen und gemeinsame Gottesdienstfeiern können derzeit nicht stattfinden.

Oberndorf. "Das erste, was wir getan haben war, die Erzieherinnen und Eltern von der Schließung der Kindergärten und Krippen zu informieren und Notgruppen einzurichten," erklärt Martina Herzog von der evangelischen Kirchenpflege in Oberndorf.

Jungkreise pausieren

Gleichzeitig hätten die katholischen und evangelischen Pfarrämter, Sekretariate und leitenden Ehrenamtlichen begonnen, Veranstaltungen zu verschieben und abzusagen.

"In den Kirchengemeinden können sich keine Gruppen und Kreise mehr treffen. Der Konfirmandenunterricht entfällt, Kindergottesdienste, Jungscharen und Jugendkreise pausieren, geplante Ausflüge können nicht stattfinden und die Senioren können sich nicht zum Kaffeetrinken und Austausch treffen", so Pfarrerin Friederike Heinzmann aus Boll. Auch in der katholischen Seelsorgeeinheit entfallen alle kommenden Veranstaltungen. Taufen und Trauungen, die katholischen Erstkommunionsfeiern und evangelischen Konfirmationsfeste wurden bereits in den vergangenen Tagen verschoben. Trauerfeiern können nur im sehr kleinen Familienkreis auf den Friedhöfen gefeiert werden.

Viele Angehörige hätten Verständnis für die strikten Vorgaben, auch wenn sich manche ein Abschiednehmen im größeren Kreis gewünscht hätten.

Wichtig ist den evangelischen und katholischen Seelsorgern im Stadtgebiet, dass sie und die Kirchen trotz aller Einschränkungen für die Menschen da sind. "Keiner soll alleine trauern. Keiner solle sich alleine Sorgen machen. "Wir sind per Telefon und per E-Mail erreichbar. Viele Kirchen sind für das persönliche Gebet geöffnet. Wir bitten jedoch auch dort die strengen Hygienevorschriften einzuhalten", so die Devise der evangelischen und katholischen Seelsorger.

Kirche ist dennoch offen

"Besonders einschneidend ist, dass wir auch die Palmprozessionen und Gottesdienste absagen müssen, die Kirche ist aber geöffnet, Kerzen brennen und täglich beten wir in Sankt Michael morgens, mittags und am Abend", erklärt Pfarrer Martin Schwer.

Die Vorgaben und Empfehlungen des Landes, der Diözese Rottenburg-Stuttgart und der Württembergischen Landeskirche für den Umgang mit Gottesdiensten und kirchlichen Veranstaltungen in der Corona-Krise wurden mehrfach überarbeitet und zum Schluss massiv verschärft. So sind alle öffentliche Eucharistiefeiern und anderen Gottesdienste bis einschließlich 19. April abgesagt. Für die Katholiken sei in diesem Zeitraum die Sonntagspflicht ausgesetzt, heißt es in einer Mitteilung der Diözese.

Zwar übertragen die öffentlich-rechtlichen Fernsehsender Gottesdienste und es gibt zahlreiche Angebote im Internet, trotzdem fehlten die persönliche Begegnung und das kurze Gespräch an der Kirchentür ungemein.

Videoandachten geplant

"Die Not macht erfinderisch und schweißt zusammen. Gemeinsam mit evangelischen Kollegen aus den Nachbargemeinden arbeiten wir an eigenen Gottesdienstübertragungen im Internet und Videoandachten", fügt Pfarrerin Kathrin Sauer hinzu.

Um gerade in dieser Zeit der Verunsicherung und Meidung von sozialen Begegnungen ein Zeichen der Verbundenheit zu setzen, haben die evangelischen und katholischen Kirchengemeinden im Stadtgebiet beschlossen, gemeinsam die Glocken zu läuten. Mit dem gemeinsamen Glockengeläut um 19.30 Uhr sollen Gläubige aller Konfessionen und Religionen eingeladen werden zu beten. "Schöne Worte oder eine feste Form braucht es dafür nicht", so Pfarrerin Heinzmann. Es reiche, seine Bitten und auch den Dank Gott anzuvertrauen. Auch in anderen Kirchengemeinden der Diözese und der Landeskirche laden nach einer Empfehlung der Bischöfe Gebhard Fürst und Frank Otfried July um 19.30 Uhr die Glocken zum Gebet. Im Moment überlegen die Kirchengemeinden, wie das Osterfest im Jahr 2020 begangen werden kann. Auch hierbei werden vermutlich die Glocken gemeinsam schweigen und läuten.