Schwester Arntrudis bei ihren letztem Heimaturlaub 2012 Foto: Hauser Foto: Schwarzwälder Bote

Nachruf: Schwester Arntrudis stirbt im Alter von 88 Jahren / Morgen Gottesdienst in St. Michael

Die aus Oberndorf stammende Schwester Arntrudis (Emma Seger) ist am vergangenen Samstag nach längerer Krankheit in Argentinien verstorben.

Oberndorf. Zuletzt war sie am Rande der Millionenmetropole Buenos Aires im Vorort Florencio Varela tätig. In diesem Vorort liegt die Anlage der Schönstätter Marienschwestern. Dort lebte sie nun auch seit mehr als 20 Jahren.

Vielen Oberndorfern ist Schwester Arntrudis schon lange ein Begriff. Sei es als Freundin, Bekannte, Jahrgängerin, Kirchengemeindemitglied, Turnvereinskollegin oder auch als Freundin der Armen.

1929 wurde sie in Oberndorf geboren und verbrachte hier mit ihren acht Geschwistern ihre Kindheit. 1947 trat sie in das Säkularinstitut der Schönstatt-Schwestern ein. Kontakt hatte sie zu der Zeit bereits zu den Schwestern des hiesigen Krankenhauses, die eben kurz nach dem Krieg die Vinzentinerinnen aus Untermarchtal ersetzten. Schwester Arntrudis erlernte als Marienschwester in Stuttgart am Fröbel-Seminar ihren Beruf als Erzieherin. Zwei Jahre war sie im Kindergarten St. Videlis in Stuttgart in der Silberburgstraße tätig und danach in Krauchenwies in einem Kinderheim. In diese Zeit fiel ihr Wunsch und ihre Entscheidung für die Mission.

Sie bereitete sich im Missionshaus in Schönstatt auf ihre neue Aufgabe vor. Vor allem musste sie die spanische Sprache erlernen für Argentinien. Im Norden Argentiniens in Obera, in der Provinz Misiones, wurde eine Schule von den Marienschwestern gebaut, und dort begann dann ihre neue Aufgabe als Lehrerin.

Als Schwester Arntrudis zu ihrem ersten Heimaturlaub nach Deutschland zurückkehren konnte, im Jahr 1972 nach 18 Jahren Argentinien, wurde ihr gleich eine neue Aufgabe zuteil, die sie nach Rom führte. Papst Paul VI berief eine Kommission für Frauenfragen ein, und sie wurde für die Frauen Deutschlands berufen. Die Kommission bestand aus 21 Mitgliedern. Schwester Arntrudis war die einzige Vertreterin aus Deutschland.

Sie ging nach dem Auftrag der Kommission wieder in die Mission, diesmal nach Buenos Aires, wo sie die Leitung einer großen Schule der Marienschwestern übernahm. Später – wieder zurück in Obera –wurde ihr die Gemeinde Las Treintas zum Aufbau anvertraut. Weit draußen inmitten von Teeplantagen lag sie.

Mit Geld- und Sachspenden konnte sie eine kleine Kapelle bauen und einen Gemeindesaal. Das Land dazu wurde ihr nach langem Hin und Her von einem Teeplantagenbesitzer geschenkt. Nicht nur die alltäglichen Dinge wurden dort beigebracht, sondern auch Kommunions- und Firmunterricht gegeben. Die Gemeinde wurde lebendig und blühte. Dann ging eine große Teefabrik pleite, und viele wurden arbeitslos. Schwester Arntrudis half mit bei der Suche nach anderen Arbeitsstellen. Einige konnte sich auch für die Mithilfe bei ihrer Armenarbeit gewinnen. So entstand auch die Partnerschaft mit der Ivo-Frueth-Schule in Oberndorf, die nun bereits mehr als zwei Jahrzehnte besteht.

Und vor allem kann dies auch als die Geburtsstunde des Missionsausschusses der Oberndorfer Kirchengemeinde St. Michael gelten, der im Jahre 1982 gegründet wurde.

Ihr fünfter Heimaturlaub – es sollte ihr letzter sein – im Juni 2012 war sehr kurz, doch erlebte in ihrer Heimatsie ein paar Tage viel Freude. Besonders gefreut hatte sie der Festgottesdienst in der Michael-Kirche, in der sie getauft wurde, die vom Kirchenchor gesungene Haydn-Messe und die Predigt des damaligen Dekans Albrecht Zepf. Die darauf folgende Gemeinschaft auf dem Platz vor St. Michael mit der Kirchengemeinde und mit der Stadtkapelle, vorbereitet vom Missionsausschuss und der Gemeinde, sowie die Begegnung mit Bürgermeister Hermann Acker erfüllten sie.

Zeitlebens hatte sie ein außerordentlich gutes Organisationstalent, gepaart mit viel Optimismus, und den Glauben an die Vorsehung Gottes, die ihr zur rechten Zeit das Nötige zuspielen wird. Oft wunderten sich die jungen einheimischen Schwestern wie es möglich war, dass Schwester Arntrudis sich auch im Alter von 70 Jahren noch immer keine Siesta gönnte und genau so viel leistete wie ihre jungen Mitschwestern.  Die Kirchengemeinde St. Michael gedenkt der Verstorbenen am morgigen Sonntag – dem Misereorsonntag – ab 10.30 Uhr im Gottesdienst in St. Michael. Auch beim anschließenden Fastenessen im Don-Bosco-Haus wird das Gedenken an sie Raum einnehmen. Im Marienmonat Mai wird in der St. Michaelskirche noch ein Gedenkgottesdienst stattfinden.