Dies ist das letzte Bild, das Frieder Reichelt in Uniform zeigt. Ab morgen ist der Polizist im Ruhestand. Foto: Polizei Foto: Schwarzwälder Bote

Ruhestand: Frieder Reichelt hat seine Arbeit als Polizist immer Freude gemacht

Oberndorf. Mit Frieder Reichelt geht am morgigen Mittwoch der dienstälteste Beamte des Oberndorfer Polizeireviers in den Ruhestand. Am 1. September 1978 hat der heute 63-Jährige seine Stelle in der Neckarstadt angetreten – und seither immer im Schichtdienst gearbeitet.

Zur Polizei kam er eher zufällig. Nach dem Schulabschluss und der Zeit bei der Bundeswehr wusste er nicht so recht, wohin ihn sein beruflicher Weg einmal führen könnte. Sein Bruder arbeitete beim Grenzschutz und meinte: "Das wäre doch auch etwas für dich." Es folgte die Ausbildung bei der Bereitschaftspolizei in Biberach.

"Meine Arbeit hat mir immer Freude gemacht", sagt der frischgebackene Ruheständler. Deshalb hat er ans offizielle Dienstende auch noch einige Monate dran gehängt. Er habe sich als Ansprechpartner für die Bürger gesehen, berichtet er. Wenn er etwa Eltern die Todesnachricht des Kindes überbringen musste, und später hörte, er habe dies mit viel Feingefühl getan, so fühle man sich in seiner Arbeit bestätigt.

Drei Revierleiter, die Umstellung von den grünen auf die blauen Uniformen und so manche Polizeireform hat Frieder Reichelt erlebt. Die tägliche Arbeit habe sich gewandelt. Zum einen ist viel Schreibkram zu erledigen. Die Arbeitsmenge habe sich verdreifacht. Zum anderen habe der Respekt gegenüber den Polizeibeamten abgenommen. Aus seinen ersten 15 Berufsjahren kann er sich an keinen einzigen körperlichen Widerstand erinnern. Jetzt komme es schon mal vor, dass man angespuckt oder gar gebissen werde – wie unlängst einem Kollegen passiert. Zum Dienst rücke man heutzutage nur noch mit kugelsicher Schussweste und kompletter Montur aus – von Dienstwaffe über Reizstoffspray bis hin zu Kamera, Handschellen und LED-Leuchte.

Es ist aber keine Festnahme, die Frieder Reichelt am stärksten in Erinnerung geblieben ist. Am meisten psychisch belastet habe ihn ein Verkehrsunfall, der sich im Mai 1995 ereignet hat. An der ehemaligen B 14, kurz vor Sulz, habe sich ihm und seinem Streifendienstkollegen ein Bild des Grauens geboten, als zwei 15-Jährige tot neben dem Unfallauto lagen. "So ein Bild vergisst man nicht mehr," sagt der zweifache Familienvater.

Geboren wurde Frieder Reichelt in Gronau in Nordrhein-Westfalen, wie übrigens auch Udo Lindenberg. 1960 kam der Polizist mit seinen Eltern nach Rottweil, und seitdem lebt er in der Reichstadt. Seinen Geburtsort hat er nie wieder besucht. Das möchte er nun im Ruhestand gemeinsam mit seiner Frau nachholen. "Zurück zu den Wurzeln", wie er erzählt. Und auch sonst werde es ihm nicht langweilig. Reichelt ist sportlich aktiv und hat zudem ein Händchen fürs Handwerkliche – da gibt es genug zu tun.