Die Zuhörer lauschen gespannt den Ausführungen von Karl Kimmich. Foto: Weber Foto: Schwarzwälder Bote

Heimatgeschichte: Vortrag über Oberndorfer Stadthistorie

Oberndorf. Die Aktion Bürger für Bürger hatte kurzfristig zu einem Werkstattgespräch historischen Inhalts geladen, das auf beachtliches Interesse stieß.

Robert Häring von der Aktion Bürger für Bürger begrüßte Karl Kimmich, der sich intensiv mit der Geschichte der Herren von Zimmern und der Oberndorfer Stadtgeschichte befasst hat.

Karl Kimmich, der das Thema Oberndorf unter zimmerischer Herrschaft 1462 bis 1594 gewählt hatte, ging gleich auf die wichtigste Schrift ein, die der Wissenschaft zur Verfügung steht: die Zimmerische Chronik. Er betonte, dass dieses von Froben Christoph von Zimmern verfasste Werk allerdings auch Fälschungen enthalte, um die Herren von Zimmern besonders hell strahlen zu lassen.

Als Beispiel nannte der Referent den Stammbaum der Herzöge von Teck, einer Seitenlinie des Adelsgeschlechtes der Zähringer, auf dem sich am untersten Zweig, eine Heirat vorspiegelnd, das zimmerische Wappen befindet.

Eine Geschichte, die von der Klugheit der Herren von Zimmern zeugt, zeigt ein Abschnitt, in dem der Verfasser beschreibt, wie die Herren die Stadt Oberndorf samt Dörfern für wenig Geld dem Graf Eberhard im Barte abkauften.

Dies hat eine große lokale Bedeutung, denn die Gebiete, welche durch Kauf an die Herren von Zimmern gekommen waren (Oberndorf, Waldmössingen, Beffendorf, Bochingen und Altoberndorf) blieben nach der Reformation katholisch, wogegen die württembergischen Besitzungen (Aistaig, Weiden, Boll und Fluorn) reformiert wurden.

Die wichtigsten Besitzer Oberndorfs stellt Karl Kimmich in seinem Vortrag vor

In einem Zeitraffer führte Karl Kimmich die wichtigsten Besitzer Oberndorfs vor: das Kloster St. Gallen, Vertreter des Hauses Zähringen, Herren von Teck, die Grafschaft Württemberg, die Herren von Zimmern, das Haus Österreich und das Herzogtum Württemberg.

Auf die Frage, wie die Herren von Zimmern zur Herrschaft Meßkirch kamen, hatte der Referent eine einfache Antwort: durch Heirat.

Ein Vorkommnis, das damals weit über Oberndorf hinaus Aufsehen erregte, war der Stadtbrand in Schiltach von 1533, als Gottfried von Zimmern Stadtherr in Oberndorf war. Von diesem Ereignis berichten, so Karl Kimmich, 55 Quellen. In der Zimmerischen Chronik sucht man vergebens danach.

Die Grafen von Zimmern hatten auch die Aufsicht über das Kloster im Tal. 1559 sah sich Gottfried von Zimmern genötigt, dem eines Klosters unwürdigen Treiben ein Ende zu machen. Er setzte Augustiner-Mönche ein, die den Konvent moralisch und wirtschaftlich wieder aufbauten.

Viel über die Geistlichkeit dieser Zeit scheint die Geschichte über Jokele Schuler, seine Frau und einen "Pfaffen" auszusagen. Vielleicht wollte Froben Christoph seine Leser, aber auch nur unterhalten.

Anna von Zimmern, die mit Johannes von Geroldseck verheiratet war, starb 1492 in Oberndorf und wurde in St. Michael begraben. Der Grabstein ist genau beschrieben, ist aber seit den Umbauarbeiten in den 20er-Jahren des 20. Jahrhunderts (!) verschollen.

In diesem Vortrag richtete Karl Kimmich sein Augenmerk speziell auf Karl August Barack (1827 - 1900), den in Oberndorf geborenen Herausgeber der 1869 erstmals gedruckten Gesamtausgabe der Zimmerischen Chronik.

Er fand die beiden Fassungen in der Hofbibliothek der Fürsten zu Fürstenberg in Donaueschingen, wo er als Nachfolger Victor von Scheffels die Bibliothek leitete.