Musik und Texte gibt es bei "Music for a While – Impulse zum Wochenanfang" in der evangelischen Stadtkirche. Foto: Weber Foto: Schwarzwälder Bote

Kirche: Impulse zum Wochenanfang in der evangelischen Stadtkirche

Oberndorf. Gut abgestimmt, zu Beginn der Woche mit den "hohen Feiertagen" der Narren, luden Julika Olshausen (Mezzosopran), Michael Link (Orgel) und Torsten Zühlsdorff (Sprecher) zusammen mit Flora Zühlsdorff (Sprecherin) und Thorsten Sosinski (Sprecher) zu "Music for a While – Impulse zum Wochenanfang" in die evangelische Stadtkirche ein.

Nach einer volltönenden Einleitung durch Michael Link, die "Chacony in F" von Henry Purcell, begann Thorsten Sosinski das "Vater unser" zu beten, doch schon nach dem ersten Satz antwortete ihm Torsten Zühlsdorff, der als Sprecher Gott darstellte.

Die Texte sollten Impulse sein, führte Zühlsdorff zu Beginn an. In diesem Zwiegespräch wurden die Hauptgedanken, die ein flüchtiger Beter als pure Wörter auffasste, mit Sinn gefüllt. "Dein Wille geschehe" wurde mit der "Frage Gottes" vertieft: Was trägst du dazu bei, dass mein Wille geschehen kann?

Etwas Besonderes war die Auslegung der Zeilen "Und vergib uns unsere Schuld", in der das gespannte, ja feindselige Verhältnis zu einer Nachbarin thematisiert wurde. Ohne Versöhnung mit dem Nachbarn könne es auch keine Vergebung der Schuld geben.

In "Music for a While" und "Flow my Tears" stellte Julika Olshausen mit ihrer klaren, tragfähigen Stimme zusammen mit Michael Link zwei Lieder Henry Purcells vor, deren melancholische Stimmung im London der Königin Victoria große Mode war.

Das Lied von der Anderwelt von Michael Ende, hervorragend von Flora Zühlsdorff gesprochen, beschreibt all das, was sein hätte können, aber nicht war.

Ausgehend von einer imaginären Haushaltsauflösung der Mutter und den dabei gefundenen Briefen kam Torsten Zühlsdorff zu zwei literarischen Vereinigungen: den "Würgern" und den "Streithennen". Dabei kristallisierte sich heraus, dass boshafte negative Kritik keine Förderung darstellt. Zuneigung müsse ausgedrückt werden: "Wenn wir uns Liebe wünschen, warum enthalten wir sie anderen vor?" Nach Paduana Lachrymae von Heinrich Scheidemann, von Michael Link auf der Orgel interpretiert, kam Zühlsdorff auf zwei Ereignisse aus der Sportwelt zu sprechen: das umstrittene Tor von Diego Maradona 1986 und ein Behindertensportfest 2009 in den USA. Dort wollten neun Athleten den 100-Meter-Lauf bestreiten. Doch kurz nach dem Start bemerkten sie, dass einer gestürzt war. Sie stoppten ihren Lauf und trösteten den Gestürzten.

Hier stellte der Sprecher das Verhalten des Weltstars, der sein Foul als Eingreifen Gottes darstellte und das der Behinderten gegenüber: "Gott lässt seiner nicht spotten", stellte er fest.

Dann erklang Heinrich Scheidemanns "Galliard ex D". Das Gespräch zwischen Zündholz und Kerze gab viel Stoff zum Nachdenken. Eine Kerze, die nicht angezündet werden wollte, ließ sich nach einem Gespräch mit dem Zündholz überzeugen, dass das Brennen ihre Aufgabe se.

Es folgte ein hörenswertes "Come again" von John Dowland, vorgetragen von Julika Olshausen und Michael Link. Die Erzählung von Kater Raffaelo und seinem Herrn illustrierte, wie es Gott ergehen mag, der einem Menschen immer wieder hilft und entgegen kommt, dieser aber keine Anstalten macht, das Wollen seines Herrn zu erfüllen.

Das Orgelstück "Force et agilité des Corps glorieux" von Olivier Messiaen stellte eine andere Art der Orgelmusik vor: strengster Rhythmus, das beherrschende Thema immer rauszuhören, wenn auch vielfach abgewandelt.

Die Arie "Ich weiß, dass mein Erlöser lebet", von Julika Olshausen und Michael Link hervorragend musiziert, bildete den Schlusspunkt dieser Impulse zum Wochenanfang. Das Publikum dankte mit herzlichem Applaus.